„Wir brauchen wieder ein positives Bild des Unternehmers“

08. Dezember 2025 | von Frauke Hansen

Thomas Hoppe, Gründer und Bundesvorsitzender von DIE JUNGEN UNTERNEHMER, über Chancen, Herausforderungen und Bildung: So denkt die junge Unternehmergeneration in Hannover über Zukunft und Verantwortung.

Thomas Hoppe im blauen Sakko auf einer belebten Straße in der Stadt Foto: Thomas Hoppe

Herr Hoppe, Sie sind seit vielen Jahren als Gründer und Unternehmer aktiv. Was hat Sie ursprünglich dazu bewegt, selbst zu gründen – und was treibt Sie heute an?

Ich habe während meines dualen BWL-Studiums im 4. Semester bereits ein fiktives Unternehmen gründen müssen und fand die Idee spannend, diese nach dem Studium einfach zu versuchen und umzusetzen. Zudem hatte ich einige Freunde und Bekannte in der Zeit, die selbstständig waren, und ich fand die Freiheit, etwas eigenständig zu erschaffen und aufzubauen, sehr motivierend. Meine erste Firma beschäftigt sich mit einem gesellschaftlich wichtigen Thema, dem Übergang von Schule in Beruf bzw. dem Finden des richtigen Ausbildungsberufs oder Studiums, was viele junge Menschen vor große Herausforderungen stellt. Mich hat es motiviert, hier zu helfen und eine Lösung für dieses Problem zu erarbeiten.

Viele junge Unternehmer scheitern an Rückschlägen. Haben Sie selbst Krisen erlebt? Wenn ja, was hat Ihnen geholfen, dranzubleiben?

In meinen nun gut 15 Jahren als Unternehmer habe ich einige Krisen durchlebt und war nicht selten kurz vorm Aufgeben. Die längste Durststrecke war 2018, als ich gut ein dreiviertel Jahr mir selbst kein Gehalt auszahlen konnte und mir von Freunden und Familie Geld geliehen habe, um die Mitarbeiter, die Miete und alles andere bezahlen zu können. Das war die härteste Prüfung in meiner Unternehmerzeit bisher. Hier hat es mir geholfen, dass ich als Jugendlicher Leistungssport gemacht habe und es daher gewohnt war, mich für meine Ziele trotz starken Gegenwinds einzusetzen und an den Erfolg zu glauben. Ohne diese mentale Stärke wäre ich heute wohl kein Unternehmer mehr.

Welche Themen und Werte zeichnen Ihrer Erfahrung nach die junge Unternehmergeneration heute aus?

Aus meiner Sicht eint viele junge Unternehmer der Wunsch, etwas bewegen zu wollen, sei es gesellschaftlich, ökologisch, sozial oder anderweitig etwas Bleibendes zu schaffen. Die meisten Gründer sind stark intrinsisch motiviert und opfern viel Zeit, Nerven und auch Geld für ihre Idee, wobei nicht selten das private Leben hinten ansteht. Das zeigt mir, dass die junge Generation trotz vieler Vorurteile doch sehr leistungsbereit sein kann, wenn die Motivation stimmt. Bei Nachfolgern, die von ihren Eltern die Firma übernehmen, verspüre ich häufig den Wunsch, zum einen das Erbe der Eltern erfolgreich zu bewahren und zum anderen die Firma mit Bedacht zu modernisieren, etwa durch eine Digitalisierungsstrategie, neue Produkte oder ein erweitertes Dienstleistungsangebot.

Wie unterscheiden sich junge Gründerinnen und Gründer von früheren Generationen – gehen sie mutiger oder vorsichtiger an neue Ideen heran? Und was kann man von der „alten Generation“ lernen?

Mein Gefühl ist, dass die heutigen Gründer mit einem ähnlichen Eifer und Enthusiasmus an die Gründung herangehen wie ältere Generationen. Durch die digitale Verbundenheit und den Zugang zu mehr Wissen im Internet werden Probleme jedoch anders und meist schneller bewältigt im Vergleich zu früheren Generationen. Generell hat sich die Halbwertzeit von Innovationen deutlich verkürzt, sodass ohnehin der Druck gestiegen ist, schneller und agiler zu arbeiten. Aber durch eine fehlende ökonomische und unternehmerische Grundbildung in den Schulen wird leider immer weniger gegründet, und das Bild des Unternehmers ist in Deutschland viel zu negativ behaftet, was dringend geändert werden muss.

Wie kann Hannover als Standort für junge Unternehmer noch attraktiver werden?

In Hannover wird bereits viel im Gründungsumfeld gemacht, sei es mit HannoverImpuls, einigen Initiativen an den Hochschulen und einer überregionalen Vernetzung mit anderen Startup-Zentren. Wichtig wäre es aber, wenn man in Hannover oder niedersachsenweit endlich ein verpflichtendes Fach Wirtschaft in allen Schulformen einführt und Unternehmensplanspiele in den Projektwochen implementiert, um mehr Interesse für das Unternehmertum zu wecken und die Angst vorm Gründen zu nehmen.

Sie betonen oft die Bedeutung von Bildung und Digitalisierung. Wo sehen Sie aktuell die größten Defizite – und wie kann Wirtschaft hier unterstützen?

Leider fehlen deutschlandweit flächendeckend gute Schulbücher, die das Fach Wirtschaft und hier im Speziellen das Unternehmertum richtig abbilden, dies hat unsere Schulbuch-Studie eindrücklich aufgezeigt. Ferner müssen dringend die Lehrer in diesem Bereich nachgeschult werden, und die Kompetenzen müssen endlich in der Lehrerausbildung Einzug finden. Ähnliches gilt für digitale Kompetenzen, die in vielen Schulen heute immer noch zu wenig beigebracht werden, da den Lehrern meist selbst die Kompetenz fehlt. Die Schüler kommen aus der Schule und haben meist keine Ahnung von den gängigen Office-Anwendungen, können sich meist nur in sozialen Netzwerken bewegen, aber darüber hinaus fehlen die business-relevanten Skills, die im Arbeitsleben dann von den Betrieben nachgeschult werden müssen.

Was müsste sich im Bildungssystem ändern, damit junge Menschen besser auf Unternehmertum vorbereitet sind?

Die Jugendlichen sollten spielerisch, zum Beispiel mit Planspielen, an das Unternehmertum herangeführt werden. Generell sollten die Lehrer nicht zu viel Angst vor der „Wirtschaft“ haben, denn im Endeffekt sollen die Lehrer ihre Schüler auch „fit fürs Leben machen“. Vieles im Lehrplan ist überholt und wenig nützlich für das spätere Leben. Ich finde eine breite Allgemeinbildung wichtig, aber die Schule sollte auch Inhalte wie Finanzen, Grundlagen zur Unternehmensgründung, digitale Kompetenzen etc. vermitteln. Deutschland hinkt hier im internationalen Vergleich massiv hinterher; es werden kaum FutureSkills vermittelt.

Was bedeutet Ihnen die Rolle als Bundesvorsitzender von DIE JUNGEN UNTERNEHMER persönlich?

Ich sehe in meiner ehrenamtlichen Aufgabe als Bundesvorsitzender meines Verbandes die Verpflichtung das Bild des Unternehmers in Deutschland endlich wieder positiv zu verbessern. Immer noch ist gefühlt der Unternehmer meist der „Böse“ sei es im Tatort oder auch in Kinder Hörbüchern wie Benjamin Blümchen und Co., was dringend zu ändern ist. Wir brauchen mehr unternehmerisches Mindset nicht weniger, wollen wir Deutschland aus dem wirtschaftlichen Abwärtsstrudel befreien und die massiven Herausforderungen angehen, die uns ansonsten bald die Luft zum Atmen nehmen werden, wie u.a. der drohende Kollaps der sozialen Sicherungssysteme (Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung). Zudem bin ich als Lobbyist dafür zuständig mit der Politik die Rahmenbedingungen in Gänze in unserem Lande zu verbessen, um den aktuellen Trend der Deindustrialisierung und es Abbaus von Arbeitsplätzen in Deutschland zu stoppen und unser Land wieder zu einem Ort der Innovationen, des wirtschaftlichen Aufschwungs zu machen.

Welche Vision haben Sie für die junge Unternehmergeneration in Deutschland?

Ich bin stetiger Optimist und hoffe, dass wir wieder zu einem positiven Unternehmerbild in Deutschland kommen werden. Schaffen wir so eine Renaissance des Unternehmerspirits in Deutschland, dann bin ich optimistisch, dass wir die derzeit sich auftürmenden Herausforderungen gelöst bekommen. Deutschland wird dann wieder zum Wachstumsmotor Europas und wir werden gesamt als europäische Union gestärkt aus der Krise hervorgehen! Bleiben wir also positiv, die Psychologie ist hierbei auch sehr wichtig!

Und ganz persönlich: Was möchten Sie in den nächsten Jahren noch bewegen oder hinterlassen?

Wir arbeiten gerade an zwei spannenden Projekten, die die unternehmerische und finanzielle Bildung in Schulen verbessern sollen, ein wichtiges Herzensthema. Wäre eine finanzielle Grundbildung in Deutschland vorhanden, würden sich viele Probleme lösen oder zumindest abschwächen, wie Rentenproblematik, Finanzierung von Startups, die Kluft zwischen Arm und Reich, den Staatshaushalt und vieles mehr. Wenn ich hier einen Beitrag leisten kann, würde mich das sehr freuen.

Gibt es noch eine Botschaft, die Ihnen wichtig ist?

Wir brauchen keine ideologische Umverteilung und keine Debatten über Vermögens- oder Erbschaftssteuern. Wenn wir die finanzielle Grundbildung in die Köpfe der Menschen bekommen, lösen sich viele Herausforderungen, und ein breiter Wohlstand wird möglich.