„Man muss den Mut haben, Dinge anders zu machen“ - Im Gespräch mit Dominik Talhof

15. September 2025 | von Roksana Leonetti

Dominik Talhof war in leitender Position bei einem internationalen Immobiliendienstleister, bevor er 2020 aptum mitgründete. Heute führt er den Full-Service-Dienstleister für Gewerbeimmobilien durch ein Jahr der Konsolidierung und bleibt überzeugt, dass sich Mut und klare Haltung lohnen. Ein Gespräch über Standortwahl, Bürotrends, Hannovers Potenzial und warum Zuhören heute wichtiger denn je ist.

Domik Talhof sitzt entspannt auf einem blauen Sofa vor einem modernen Gemälde Roksana Leonetti

Dominik, was hat dich damals motiviert, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen?

Ich habe bei JLL fünf spannende Jahre erlebt und mich dort persönlich enorm weiterentwickelt. Doch zunehmende Zentralisierung, lange Entscheidungswege und der Satz „Sie sind zu jung“ für den nächsten Karriereschritt haben mich tief getroffen. Mir war klar: Wenn ich wirklich gestalten will, muss ich mein eigenes Unternehmen gründen. Eines, in dem wir selbst gern arbeiten würden.

Was macht aptum genau und was unterscheidet euch von klassischen Maklern?

Wir vermitteln und beraten ausschließlich im Bereich Gewerbeimmobilien: Büro, Einzelhandel, Produktion, Lager sowie Betreiberimmobilien wie Hotels oder Pflegeheime. Alles außer Wohnen, rein B2B. Unser Anspruch ist es, nicht nur zu vermitteln, sondern strategisch zu begleiten und langfristige Lösungen zu schaffen. Wir hören zu und setzen dann eine individuelle Strategie um, bieten also keinen immer gleichen Service von der Stange, sondern Projekte passgenau für den Kunden. 

Warum liegt euer Fokus auf Städten wie Hannover, Leipzig oder Nürnberg?

In B-Städten sind persönliche Netzwerke entscheidend, um erfolgreich zu sein. Hier trifft man sowohl auf institutionelle Investoren als auch auf private Eigentümer, die unterschiedliche Ansprache brauchen. Wir kennen beide Welten und nutzen den lokalen Bezug gezielt als Wettbewerbsvorteil.

Dominik Talhof im modernen Büro mit aptum-Tasse am Tisch
Der aptum-CEO im Gespräch über Mut, neue Wege und die Zukunft der Städte. Foto: Roksana Leonetti

Warum hast du dich entschieden, in Hannover zu gründen und was bedeutet dir die Stadt persönlich?

Hannover ist für mich Heimat und zudem die perfekte 15-Minuten-Stadt: kurze Wege, viel Grün, Kultur und Freizeitmöglichkeiten. Was fehlt, ist manchmal mehr gastronomische Vielfalt und der Mut, Projekte gemeinsam voranzutreiben.

Was beobachtest du aktuell bei Unternehmen in Bezug auf Büroflächen und Arbeitsplatzkonzepte?

Es herrscht ein spürbarer Wandel hin zu mehr Flexibilität. Unternehmen überlegen, wie sie Flächen effizienter nutzen können, ohne auf Qualität zu verzichten. Wer bereit ist, neue Konzepte zu testen, verschafft sich einen klaren Vorteil.

Wie sieht für dich das Büro der Zukunft aus?

Flexibel, multifunktional und technisch zeitgemäß. Wir teilen zum Beispiel Besprechungsräume und setzen auf Technik, die einfach zu bedienen ist. Entscheidend ist, dass Mitarbeitende diese Konzepte mittragen.

Wie blickst du auf die aktuellen Leerstände in den Innenstädten?

Leerstände sind für mich kein reines Problem, sondern eine Chance. Es fehlt nicht an Nachfrage, sondern oft an zeitgemäßen Konzepten. Eigentümer müssen vom weißen Blatt aus neu denken, was ihre Immobilie leisten kann.

Dominik Talhof mit Hannover 96 Fanschal vor einer Wand mit Fußball-Souvenirs und Glocke
Dominik und Kollegin Monique feiern einen erfolgreichen Abschluss. Foto: Roksana Leonetti

Viele Kommunen denken über Umnutzung leerer Büroflächen nach. Ist das realistisch?

Es ist beides: realistisch und romantisch. Manche Gebäude lassen sich leicht anpassen, bei anderen ist der Aufwand enorm. Die größeren Hürden sind oft behördlicher Natur.

Was sind aktuell die größten Herausforderungen für euch als Dienstleister?

Definitiv die Genehmigungsprozesse. Eine Umnutzung kann Jahre dauern und enorme wirtschaftliche Schäden verursachen. Wir brauchen mehr Tempo, Mut zur Entscheidung und weniger Bürokratie.

Was fehlt Hannover aus deiner Sicht und was darf nicht verloren gehen?

Es fehlt mehr Mut für Neues und gemeinsames Anpacken. Nicht verlieren dürfen wir den Gemeinschaftssinn und die Offenheit für Veränderung.

Du sprichst oft von einer „Jetzt-erst-recht“-Mentalität. Wie zeigt sich diese Haltung bei aptum?

Wir geben uns nicht mit halben Lösungen zufrieden. Unser Ziel ist es, in unserem Bereich die Besten zu sein und dafür suchen wir ständig nach Wegen, uns zu verbessern.

Du engagierst dich für den „MAT Award“. Warum liegt dir die Förderung junger Talente so am Herzen?

Junge Menschen bringen frische Ideen. Wir wollen ihnen eine Bühne geben, Kontakte ermöglichen und sie motivieren, Verantwortung zu übernehmen.

Woran erkennst du gute Talente und was gibst du ihnen mit?

An ihrem inneren Antrieb, etwas zu bewegen. Mein Rat: Seid mutig, nutzt Chancen und baut früh ein belastbares Netzwerk auf.

Dominik Talhof hält Audio-Technica Kopfhörer in einem modernen Büro
Im hauseigenen Podcast-Studio empfängt Dominik seine Gäste. Foto: Roksana Leonetti

Du hast einen eigenen Podcast gestartet. Wie kam es dazu?

Wir wollten einen zusätzlichen Marketingkanal und haben einfach losgelegt. Heute ist der Podcast für mich eine Plattform, um in Ruhe mit Menschen ins Gespräch zu kommen.

Was hast du durch das Podcasten gelernt?

Vor allem, wie wertvoll echtes Zuhören ist. Wer wirklich hinhört, versteht sein Gegenüber besser und das ist in unserer Branche ein Wettbewerbsvorteil.

Wie schaltest du ab, wenn du nicht arbeitest?

Familienzeit, unser Hund und Fußball bringen mich runter. Früher habe ich in einer Rockband Bass gespielt – Musik hat mich komplett abschalten lassen.

Bist du auch selbst Fußballer?

Ich bin reiner Zuschauer und leidenschaftlicher 96-Fan. Das wurde mir quasi in die Wiege gelegt.

Letzte Frage: Wo führst du Gäste in Hannover kulinarisch zuerst hin?

Bestia für Pizza: simpel und köstlich. Oder wir machen eine Kneipentour durch Linden, um einen anderen Blick auf die Stadt zu zeigen.

Dominik Talhof denkt Immobilien nicht nur als Flächen, sondern als lebendige Orte. Sein Erfolgsrezept: Mut, lokales Engagement, Offenheit für Neues und die Bereitschaft, Dinge auch mal völlig anders zu denken.