Kulturelle Vitamin-Dosis: Wie Kunst die Seele wärmt
12. Dezember 2025 | von Frauke HansenIn dunklen Zeiten können Kunst und Kultur wie ein Gute-Laune-Booster wirken – warum das so ist, verrät Dr. Eva Jandl-Jörg im nobilis-Gespräch.
Foto: Artstudio/Adobe Stock
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Kunst kann mehr, als Räume zu füllen oder Augen zu erfreuen – sie kann die Seele berühren, den Geist öffnen und Gemeinschaft stiften. Genau diese Wirkung liegt Dr. Eva Jandl-Jörg, Direktorin des Museum Wilhelm Busch in Hannover, besonders am Herzen. „Kunst und Kultur haben eine enorme Wirkung. Sie sind wichtig, relevant und berühren uns auf vielen Ebenen“, sagt sie.
Dabei geht es der Museumsexpertin nicht nur um klassische Hochkultur, sondern bewusst um einen besonderen Mix: „Gerade in der aktuellen Ausstellung zu Max und Moritz haben wir Subkultur einfließen lassen und auch Populärkultur, weil sie ein breiteres Publikum erreichen und nahe an den Menschen sind“, erklärt Eva Jandl-Jörg. So schafft das Museum die Brücke zwischen etablierten Werken und leicht zugänglicher Kunst, die Menschen jeden Alters anspricht.
Kunst schafft Gemeinschaft
Die Direktorin betont, dass Zugänglichkeit entscheidend ist. Kinder begegnen Kunst unbelastet, Erwachsene hingegen oft mit Hemmungen. Um diese Schwellenangst zu überwinden, setzt das Museum auf Vermittlungsarbeit, dialogische Führungen und interaktive Ausstellungsformate. Besucher können ihre Meinung hinterlassen, sich austauschen oder selbst aktiv werden – ein Ansatz, der gerade bei sensiblen Themen oder gesellschaftlich relevanten Fragestellungen wirkt.
Humor macht resilient
Humor spielt im Museum Wilhelm Busch eine besondere Rolle. Schon beim Betreten der Räume begegnet man Postkartenwänden, die zum Schmunzeln einladen. „Wir sind ein eher geräuschvolles Haus – es wird geschmunzelt, geredet, gelacht“, sagt Eva Jandl-Jörg. „Gerade in Krisenzeiten unglaublich wichtig.“ Kunst wird so zu einer Art kultureller Vitamin-Dosis – sie wärmt die Seele, erleichtert den Geist und erlaubt Momente des Loslassens.
Auch der persönliche Bezug zu Kunst ist entscheidend. Eva Jandl-Jörg schwärmt von Caspar David Friedrichs „Mönch am Meer“: „Das Bild begleitet mich seit meiner Jugend. Die Weite, die Stille, die Freiheit – das erdet mich, egal ob ich traurig oder fröhlich bin. Ich habe eine tiefe Verbindung zum Meer, und dieses Bild gibt mir Raum, die Gedanken fliegen zu lassen. Aber auch die Natur oder ein gutes Buch können das.“
Kunst ist für alle da
Das Museum öffnet sich bewusst allen Besuchern. Mit Angeboten wie „BUSCH Babys“, bei dem Kleinkinder bis 18 Monate angesprochen werden, oder Kooperationen mit Schulen und Universitäten ermöglicht es niedrigschwellige Zugänge, fördert den Austausch zwischen Generationen und sozialen Gruppen und macht Kunst zum Erlebnis für alle. „Wir wollen einen Raum schaffen für Austausch, Wohlfühlen und geistige Inspiration“, erklärt die Direktorin.
Diversität ist deshalb nicht nur die Ausstellungsinhalte entscheidend. „Es ist uns wichtig, dass sich Gruppen treffen, die sich sonst nie begegnen, dass sie sich kennenlernen und feststellen: Wir sind gemeinsam, wir können gemeinsam etwas machen“, so Jandl-Jörg.
Nahrung für Geist und Seele
In Hannover, einer Stadt, die die Direktorin als besonders offen und freundlich erlebt, wird Kunst so zum Katalysator für Begegnung, Reflexion und kulturelle Vitalität. Sie lädt ein, die eigene Wahrnehmung zu erweitern, Perspektiven zu wechseln und im Alltag innezuhalten – ganz gleich, ob man lacht, nachdenkt oder einfach nur die Atmosphäre genießt.
Kunst kann also Nahrung für Geist und Seele sein, die – wie ein täglicher Spaziergang an der frischen Luft – unser Wohlbefinden stärkt. Eva Jandl-Jörg bringt es auf den Punkt: „Egal ob bildende Kunst, Literatur, Musik, Populärkultur oder ein Festival – Kultur kann den Horizont erweitern. Denken Sie an große Opernfestivals oder an Fußballspiele – was für eine Gemeinschaft! Kunst und Kultur halten uns geistig beweglich und neugierig. Und sie laden ein, sich auf andere einzulassen – und keine Angst voreinander zu haben.“



