31. Niedersächsische Medienpreis in Hannover: Preis für starke Stimmen

08. Dezember 2025 | von Roksana Leonetti

Der Niedersächsische Medienpreis 2025 würdigte im Schauspielhaus Hannover herausragenden Journalismus und starke Stimmen aus der Region.

Henning Scheffen beim 31. Niedersächsischen Medienpreis 2025 auf der Bühne mit weiteren Preisträgern Alle Preisträgerinnen und Preisträger des 31. Niedersächsischen Medienpreises vereint auf der Bühne des Schauspielhauses Hannover, Foto: Henning Scheffen

Am Donnerstag, den 4. Dezember 2025, hat die Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) zum 31. Mal den Niedersächsischen Medienpreis im Schauspielhaus Hannover verliehen und damit journalistische Qualität, Medienvielfalt und digitale Innovation in Niedersachsen gefeiert. Insgesamt wurden acht Kategorien ausgezeichnet, von Schul-Internetradio über Online bis hin zum Nachwuchs im Fernsehen und Hörfunk. Rund 500 Gäste aus Politik, Kultur und Medien verfolgten die feierliche Preisverleihung im Schauspielhaus Hannover.

Henning Scheffen beim Niedersächsischen Medienpreis 2021 auf der Bühne mit Lichteffekten
So betritt man eine Bühne: DESiMO landet per Schaukel, Foto: Henning Scheffen

Mediale Vielfalt als Auftrag

„Wir wollen sichtbar machen, welche hervorragende Arbeit private Medien in Niedersachsen leisten“, betonte NLM-Direktor Prof. Christian Krebs im Gespräch. Gerade junge Journalistinnen und Journalisten sowie Menschen, die hinter den Mikrofonen und Schnittpulten stehen, erhielten mit dem Preis die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Für Krebs geht es dabei nicht nur um Würdigung, sondern auch um Motivation: „Man merkt, wie wichtig dieser Preis ist. Spätestens dann, wenn schon im Oktober alle wissen wollen, wer gewonnen hat.“ Die NLM fördert seit Jahren publizistische Qualität und Vielfalt. In diesem Jahr stellten sich 386 Einreichungen dem Wettbewerb.

Henning Scheffen beim Niedersächsischen Medienpreis 2023 mit Auszeichnung auf der Bühne
Oliver Vollmering gewinnt mit „Obststickersammler“ in der Kategorie Fernsehen Unterhaltung, neben ihm Laudatorin Gisa Flake, Foto: Henning Scheffen

Junge Talente setzen starke Themen

Besonders eindrucksvoll zeigte sich in diesem Jahr die Breite journalistischer Ansätze: Im Schul-Internetradio gewann die Bismarckschule Hannover, vertreten von Maja Binka und Arthur Fürstenberg, mit „Klo-Geflüster“, einem originellen Blick auf die Herausforderungen des Schulalltags. Platz zwei ging an das Immanuel-Kant-Gymnasium Lachendorf mit Marvin Behrmann und Ilaria Sander, Platz drei an die SimrockFM-Schulradio-AG der St. Ursula-Schule Hannover (Lando Moßmaier und Julian Wiemers).

Gruppenfoto bei der Verleihung des 31. Niedersächsischen Medienpreises mit Henning Scheffen
Laudatorinnen und Jury im Foyer des Schauspielhauses Hannover, Foto: Henning Scheffen

In der Kategorie Hörfunk Information überzeugten Angela Behrens und Hans-Gerd Martens vom Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen, deren Beitrag „Rosenstraße 76 – Häusliche Gewalt erkennen“ eindringlich über ein Thema berichtet, das oft im Verborgenen bleibt. Ähnlich bewegend war der Beitrag „80 Jahre Kriegsende: Gezeichnet vom Nazi-Regime“ von Johanna Fischer und Jan Stölting, gesendet bei Sat.1 Regional, der in der Kategorie Fernsehen Information ausgezeichnet wurde und Menschen eine Stimme verleiht, deren Schicksale bislang kaum öffentlich wahrgenommen wurden.

Henning Scheffen beim Niedersächsischen Medienpreis 2023 auf der Bühne mit Lichteffekten
Stefan Flüeck und Yannick Richter gewinnen mit „1, 2, 3 – Norderney“ in der Kategorie Hörfunk Unterhaltung, Foto: Henning Scheffen

Auch der Unterhaltungsbereich setzte Akzente: Im Hörfunk Unterhaltung begeisterten Stefan Flüeck und Yannick Richter bei Antenne Niedersachsen mit „1, 2, 3 – Norderney“, das regionale Identität humorvoll und musikalisch transportiert. In der Kategorie Fernsehen Unterhaltung überzeugte Oliver Vollmering (gesendet bei Sat.1 Regional) mit „Obststickersammler“, einem skurril-unterhaltsamen Blick auf ein ungewöhnliches Hobby. Die Kategorie Online führte dagegen die gesellschaftliche Relevanz digitaler Gewalt vor Augen: Mit „Bits & Böses: Wenn aus Worten Waffen werden“ setzte Isabel Grünewald von Heise Medien ein klares Zeichen gegen Hassrede und Cybermobbing.

Im Bereich Nachwuchs zeichnete die Jury Beiträge aus, die Mut, Kreativität und journalistische Neugier verbinden. Im Fernsehen gewann Talea Rullkötter mit „Netztaucher“ (Sat.1 Regional) und zeigte eindrucksvoll, wie faszinierend und zugleich gefährlich ehrenamtliche Einsätze unter Wasser sein können. Im Hörfunk Nachwuchs überzeugte Lukas Fritz Leiprecht von Meer Radio mit „Stippvisite beim Tatortreiniger“, dessen präzise eingefangene O-Töne die Hörerinnen und Hörer mitten ins Geschehen versetzen. So spiegelte die Preisvielfalt nicht nur die unterschiedlichen Formate wider, sondern vor allem die Themen, die junge Medienschaffende heute bewegen.

Mann im Anzug beim Niedersächsischen Medienpreis 2023
NLM-Direktor Prof. Christian Krebs würdigt die Vielfalt privater Medien in Niedersachsen, Foto: Roksana Leonetti

KI, Realität und Verantwortung

Inhaltlich zog sich ein Thema durch viele Gespräche: Künstliche Intelligenz. Krebs warnte vor Glaubwürdigkeitsverlusten, wenn KI-generierte Inhalte nicht klar erkennbar seien. „Es gibt Radioprogramme, da moderiert gar kein Mensch mehr. Wenn wir nicht spätestens jetzt klare Regeln und Transparenz schaffen, wird das zur Glaubwürdigkeitskrise“, so Krebs. Er fordert eine Kennzeichnungspflicht für KI-Inhalte. Ähnlich wie bei Werbung. Nur so könne Medienvertrauen langfristig gesichert werden.

Während internationale Nachrichten überall erreichbar sind, bleibe lokale Berichterstattung für Menschen besonders wichtig, so Krebs: „Viele interessiert mehr, ob in Linden die Müllgebühren steigen, als was in Asien politisch passiert.“ Gerade deshalb brauche Niedersachsen starke regionale Medien.

Henning Scheffen beim Niedersächsischen Medienpreis 2023 – Gruppenfoto im Veranstaltungsfoyer
v.l.: Jana Wiechers und Vasco Boenisch (Schauspielhaus Hannover) mit Jurymitglied Erik von Hoerschelmann, Foto: Henning Scheffen

Innovation sichtbar machen

Der Medienpreis zeigt, wie schnell sich journalistische Arbeit verändert. Beiträge, die vor zehn Jahren nur mit großem technischem Aufwand möglich gewesen wären, entstehen heute mit wenigen Tools: „Produzieren ist inzwischen von zuhause aus möglich. Das ist die schöne Seite der technischen Entwicklung“, so Krebs.

Besucher auf dem Niedersächsischen Medienpreis 2026, aufgenommen von Henning Scheffen
v.l.: Doris Beckmann (Niedersächsisches Staatstheater Hannover) mit Laudatorin Riem Hussein, Foto: Henning Scheffen

Trotz vieler Erfolge sprach der NLM-Direktor auch deutlich über bedrohliche Entwicklungen. Die wirtschaftliche Lage vieler privater Medienhäuser sei ernst: „Wenn selbst große Medienunternehmen entlassen müssen, wird Vielfalt gefährdet.“ Es brauche verlässliche Finanzierungsmodelle, um unabhängigen Journalismus zu sichern. „Ich weiß, ich gieße damit etwas Wasser in den Medienpreis-Wein, aber man muss es sagen dürfen“, betonte Krebs.

Mit kritischen, bewegenden und humorvollen Beiträgen zeigte der Niedersächsische Medienpreis 2025, wie lebendig private Medien im Land sind. Und wie wichtig ihre Arbeit in Zeiten digitaler Umbrüche bleibt.