31. Niedersächsische Medienpreis in Hannover: Preis für starke Stimmen
08. Dezember 2025 | von Roksana LeonettiDer Niedersächsische Medienpreis 2025 würdigte im Schauspielhaus Hannover herausragenden Journalismus und starke Stimmen aus der Region.
Alle Preisträgerinnen und Preisträger des 31. Niedersächsischen Medienpreises vereint auf der Bühne des Schauspielhauses Hannover, Foto: Henning Scheffen
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Am Donnerstag, den 4. Dezember 2025, hat die Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) zum 31. Mal den Niedersächsischen Medienpreis im Schauspielhaus Hannover verliehen und damit journalistische Qualität, Medienvielfalt und digitale Innovation in Niedersachsen gefeiert. Insgesamt wurden acht Kategorien ausgezeichnet, von Schul-Internetradio über Online bis hin zum Nachwuchs im Fernsehen und Hörfunk. Rund 500 Gäste aus Politik, Kultur und Medien verfolgten die feierliche Preisverleihung im Schauspielhaus Hannover.

Mediale Vielfalt als Auftrag
„Wir wollen sichtbar machen, welche hervorragende Arbeit private Medien in Niedersachsen leisten“, betonte NLM-Direktor Prof. Christian Krebs im Gespräch. Gerade junge Journalistinnen und Journalisten sowie Menschen, die hinter den Mikrofonen und Schnittpulten stehen, erhielten mit dem Preis die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Für Krebs geht es dabei nicht nur um Würdigung, sondern auch um Motivation: „Man merkt, wie wichtig dieser Preis ist. Spätestens dann, wenn schon im Oktober alle wissen wollen, wer gewonnen hat.“ Die NLM fördert seit Jahren publizistische Qualität und Vielfalt. In diesem Jahr stellten sich 386 Einreichungen dem Wettbewerb.

Junge Talente setzen starke Themen
Besonders eindrucksvoll zeigte sich in diesem Jahr die Breite journalistischer Ansätze: Im Schul-Internetradio gewann die Bismarckschule Hannover, vertreten von Maja Binka und Arthur Fürstenberg, mit „Klo-Geflüster“, einem originellen Blick auf die Herausforderungen des Schulalltags. Platz zwei ging an das Immanuel-Kant-Gymnasium Lachendorf mit Marvin Behrmann und Ilaria Sander, Platz drei an die SimrockFM-Schulradio-AG der St. Ursula-Schule Hannover (Lando Moßmaier und Julian Wiemers).

In der Kategorie Hörfunk Information überzeugten Angela Behrens und Hans-Gerd Martens vom Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen, deren Beitrag „Rosenstraße 76 – Häusliche Gewalt erkennen“ eindringlich über ein Thema berichtet, das oft im Verborgenen bleibt. Ähnlich bewegend war der Beitrag „80 Jahre Kriegsende: Gezeichnet vom Nazi-Regime“ von Johanna Fischer und Jan Stölting, gesendet bei Sat.1 Regional, der in der Kategorie Fernsehen Information ausgezeichnet wurde und Menschen eine Stimme verleiht, deren Schicksale bislang kaum öffentlich wahrgenommen wurden.

Auch der Unterhaltungsbereich setzte Akzente: Im Hörfunk Unterhaltung begeisterten Stefan Flüeck und Yannick Richter bei Antenne Niedersachsen mit „1, 2, 3 – Norderney“, das regionale Identität humorvoll und musikalisch transportiert. In der Kategorie Fernsehen Unterhaltung überzeugte Oliver Vollmering (gesendet bei Sat.1 Regional) mit „Obststickersammler“, einem skurril-unterhaltsamen Blick auf ein ungewöhnliches Hobby. Die Kategorie Online führte dagegen die gesellschaftliche Relevanz digitaler Gewalt vor Augen: Mit „Bits & Böses: Wenn aus Worten Waffen werden“ setzte Isabel Grünewald von Heise Medien ein klares Zeichen gegen Hassrede und Cybermobbing.
Im Bereich Nachwuchs zeichnete die Jury Beiträge aus, die Mut, Kreativität und journalistische Neugier verbinden. Im Fernsehen gewann Talea Rullkötter mit „Netztaucher“ (Sat.1 Regional) und zeigte eindrucksvoll, wie faszinierend und zugleich gefährlich ehrenamtliche Einsätze unter Wasser sein können. Im Hörfunk Nachwuchs überzeugte Lukas Fritz Leiprecht von Meer Radio mit „Stippvisite beim Tatortreiniger“, dessen präzise eingefangene O-Töne die Hörerinnen und Hörer mitten ins Geschehen versetzen. So spiegelte die Preisvielfalt nicht nur die unterschiedlichen Formate wider, sondern vor allem die Themen, die junge Medienschaffende heute bewegen.

KI, Realität und Verantwortung
Inhaltlich zog sich ein Thema durch viele Gespräche: Künstliche Intelligenz. Krebs warnte vor Glaubwürdigkeitsverlusten, wenn KI-generierte Inhalte nicht klar erkennbar seien. „Es gibt Radioprogramme, da moderiert gar kein Mensch mehr. Wenn wir nicht spätestens jetzt klare Regeln und Transparenz schaffen, wird das zur Glaubwürdigkeitskrise“, so Krebs. Er fordert eine Kennzeichnungspflicht für KI-Inhalte. Ähnlich wie bei Werbung. Nur so könne Medienvertrauen langfristig gesichert werden.
Während internationale Nachrichten überall erreichbar sind, bleibe lokale Berichterstattung für Menschen besonders wichtig, so Krebs: „Viele interessiert mehr, ob in Linden die Müllgebühren steigen, als was in Asien politisch passiert.“ Gerade deshalb brauche Niedersachsen starke regionale Medien.

Innovation sichtbar machen
Der Medienpreis zeigt, wie schnell sich journalistische Arbeit verändert. Beiträge, die vor zehn Jahren nur mit großem technischem Aufwand möglich gewesen wären, entstehen heute mit wenigen Tools: „Produzieren ist inzwischen von zuhause aus möglich. Das ist die schöne Seite der technischen Entwicklung“, so Krebs.

Trotz vieler Erfolge sprach der NLM-Direktor auch deutlich über bedrohliche Entwicklungen. Die wirtschaftliche Lage vieler privater Medienhäuser sei ernst: „Wenn selbst große Medienunternehmen entlassen müssen, wird Vielfalt gefährdet.“ Es brauche verlässliche Finanzierungsmodelle, um unabhängigen Journalismus zu sichern. „Ich weiß, ich gieße damit etwas Wasser in den Medienpreis-Wein, aber man muss es sagen dürfen“, betonte Krebs.
Mit kritischen, bewegenden und humorvollen Beiträgen zeigte der Niedersächsische Medienpreis 2025, wie lebendig private Medien im Land sind. Und wie wichtig ihre Arbeit in Zeiten digitaler Umbrüche bleibt.


