„Wir wollen das Profil des Kulturzentrums Pavillon schärfen“
23. Juli 2025 | von Vanessa ErstmannSeit knapp anderthalb Jahren führen Justin Laura Hahn und Kiriakoula Kremantzouli das Kulturzentrum Pavillon als Doppelspitze. Wir haben die beiden Geschäftsführerinnen in der Sommerpause getroffen, um über ihre Pläne und Wünsche für das kommende Programm und die Zukunft des Pavillons zu sprechen.

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Welche Ziele haben Sie sich für die zukünftige Ausrichtung des Pavillons gesetzt?
Justin: Zu den Zielen, die wir uns gesetzt haben, zählen die Sichtbarkeit und das Profil des Kulturzentrums auszubauen und zu schärfen. Ich verstehe den Pavillon als einen Ermöglicher und das ist ein wahnsinniges Privileg. Dass wir die Ressourcen haben, selbst Veranstaltungen zu machen, aber auch Dritten Veranstaltungen zu ermöglichen.
Das klingt nach einem sehr offenen Selbstverständnis.
Kiriakoula: Wir sind in erster Linie ein soziokulturelles Zentrum. Wir öffnen das Haus, das ist unsere Vision, die wir auch ins Team tragen. Zum Beispiel bauen wir aktuell den Bereich Community Building aus. Unter anderem mit jungen Künstlerkollektiven aus Hannover oder auch Gruppen, die aus dem sudanesischen Camp auf dem Weißekreuzplatz hervorgegangen sind und eigene künstlerische Formate einbringen.
Was erwartet uns in der kommenden Saison?
Kiriakoula: Musikalisch werden wir den Fokus auf internationale Perspektiven legen, aber natürlich haben wir auch popkulturelle, genreübergreifende Formate im Programm, die ein breiteres Publikum erreichen. Und wir bieten auch wieder viel Comedy und Kabarett. Einerseits etablierte Namen wie Sarah Bosetti oder Micky Beisenherz, aber andererseits auch Nachwuchs-Comedians wie Tahsim Durgun, dessen Buch „Mama, bitte lern Deutsch“ aktuell durch die Decke geht.
Justin: Wir haben auch ein tolles Literatur-Booking im zweiten Halbjahr mit einem Schwerpunkt auf feministischer Literatur. Große literarische Künstlerinnen wie Sophie Hunger oder Caroline Wahl werden bei uns zu Gast sein. Hinzu kommen mittlerweile Live-Podcasts wie der Geschichts-Podcast „Geschichten aus der Geschichte“ oder „too many tabs“ des Autoren-Teams vom ZDF Magazin Royale.

In zwei Jahren feiert der Pavillon das 50-jährige Jubiläum. Wie definieren Sie seine Bedeutung für Hannover?
Kiriakoula: Mein Eindruck ist, dass sich viele Personen, die ein kulturelles Interesse haben, sehr stark mit diesem Haus identifizieren. Mir erzählen immer wieder Leute, dass sie bereits mit ihren Eltern hier waren. Wir haben also schon immer Zugänge für alle Generationen geschaffen – auch für jene, die vielleicht nicht den passenden Geldbeutel haben für Kultur. Und dann haben wir natürlich auch den Vorteil, dass wir mitten in der Stadt sind und als Mehrspartenhaus offen in alle Richtungen.
Justin: Wir sind das größte soziokulturelle Zentrum Niedersachsens. Und als Diskursraum sind wir auch ein wichtiger Ort der politischen Bildung und ein Ort, an dem Menschen ihre Sorgen teilen können, wie etwa beim Klimacafé. Es ist toll, in einem Haus zu arbeiten, das in vielen Punkten Vorreiter ist.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Pavillons?
Kiriakoula: Es gibt für uns ein Riesenthema, das wir schon im letzten Jahr auf die politische Agenda gebracht haben. In der oberen Etage des Kulturzentrums haben wir seit knapp 20 Jahren einen Leerstand von 1.000 qm. Damit diese Räume wieder nutzbar gemacht werden können, müsste noch einmal investiert werden. Hierzu gab es gute, offene Gespräche mit der Kulturverwaltung, an die wir anknüpfen wollen.
Justin: Ein Drittel aller Anfragen müssen wir absagen, weil wir nicht ausreichend Räume anbieten können. Es wäre einfach ein wichtiges Zeichen von der Politik und Verwaltung an die Bürgerinnen und Bürger, einen derart zentralen Kulturort zu stärken und auszubauen.