Freundschaft geehrt: Karmarsch-Denkmünze 2025 für Michael Fürst und Dr. Yazid Shammout
17. September 2025 | von Roksana LeonettiDie 58. Karmarsch-Denkmünze ging an Michael Fürst und Dr. Yazid Shammout. Im Lichthof der Leibniz Universität wurden sie für ihr Engagement im interkulturellen Dialog und ihre gelebte Freundschaft geehrt.

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Gestern Abend ist im Lichthof der Leibniz Universität Hannover die 58. Karmarsch-Denkmünze verliehen worden. Erstmals an zwei Persönlichkeiten gemeinsam. Ausgezeichnet wurden Michael Fürst, Präsident des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, und Dr. Yazid Shammout, Vorsitzender der Palästinensischen Gemeinde Hannover, für ihr herausragendes Engagement im interkulturellen Dialog. Die feierliche Zeremonie stand ganz im Zeichen von Freundschaft, Verständigung und dem Brückenbau zwischen den Kulturen.

Musikalisch eingerahmt wurde die Feier vom Jugendchor der Marktkirche unter der Leitung von Lisa Laage-Schmidt, der ein israelisches Lied und einen palästinensischen Ruf zu einer außergewöhnlichen Komposition vereinte, sowie vom Ensemble „Sozusingen“.
Die Karmarsch-Denkmünze, benannt nach dem Polytechniker Karl Karmarsch, wurde 1925 erstmals verliehen. Seither wird sie alle zwei Jahre an Persönlichkeiten vergeben, die sich um Fortschritt und Gemeinwohl verdient machen.

Brückenbauer der Verständigung
Der Vorsitzende der Universitätsgesellschaft, Dr. Volker Müller, betonte in seiner Begrüßung, dass diese doppelte Ehrung weit über eine persönliche Auszeichnung hinausgehe. Sie sende „ein Zeichen für die Bedeutung eines respektvollen Miteinanders“, gerade in unruhigen Zeiten, in denen gesellschaftlicher Zusammenhalt keine Selbstverständlichkeit sei. Müller hob hervor, dass die diesjährige Denkmünze bewusst an zwei Menschen geht, die seit Jahren den Dialog zwischen der jüdischen und der palästinensischen Gemeinschaft in Hannover pflegen. „Was ihr beide in den letzten beiden Jahrzehnten geleistet habt, ist keine Selbstverständlichkeit. Ihr habt jedem Druck widerstanden und immer wieder gemeinsam Brücken gebaut“, würdigte Müller die Preisträger.

Auch Prof. Dr. Volker Epping, Präsident der Leibniz Universität, unterstrich die Signalwirkung dieser gelebten Verständigung. „Gerade weil ihre Lebenswege so unterschiedlich sind, verdeutlichen Michael Fürst und Dr. Yazid Shammout, dass Verständigung und gegenseitige Achtung möglich sind“, sagte Epping. Ihr Beispiel zeige eindrücklich, „dass Respekt und Zuhören die stärksten Waffen gegen Hass sind“.

Laudator Stephan Weil, Ministerpräsident a. D., fand klare Worte. Mit der diesjährigen Verleihung werde „ein starkes Zeichen für Verständigung, Toleranz und gemeinschaftliches Handeln gesetzt“, so Weil. „Beide haben durch ihr jahrzehntelanges Engagement gezeigt, dass es möglich ist, auch in schwierigen Zeiten den Dialog nicht abbrechen zu lassen und Brücken des Vertrauens zu bauen“, betonte er.

Respekt, Dialog und Menschlichkeit
In ihren Dankesworten vermieden es Michael Fürst und Yazid Shammout, die politische Lage im Nahen Osten zu erörtern. Stattdessen hoben beide die Bedeutung ihrer Freundschaft und die Kraft des Dialogs hervor.
Michael Fürst erklärte, ein zentrales Fundament ihres Miteinanders sei „der Respekt vor der Meinung des anderen“ gewesen, die Gewissheit, dass der andere zuhöre und auch eine abweichende Sichtweise gelten lasse. Dieser gegenseitige Respekt habe sie durch manche Kontroversen getragen und bleibe der Schlüssel für die Zukunft.

Yazid Shammout machte deutlich, wie schwer es falle, angesichts der täglichen Nachrichten und persönlicher Verluste nicht zu verzweifeln, doch gerade deshalb müsse man weiter miteinander reden. „Ich bin zuerst Mensch und stehe für die menschliche Würde ein“, betonte er. Für Hass dürfe kein Platz sein: Weder Antisemitismus noch anti-palästinensische Ressentiments haben in unserer Gesellschaft Platz. Eindringlich wies Shammout darauf hin, dass an diesem Abend jüdische und palästinensische Gäste in Hannover trotz allem „lieb und friedlich nebeneinandersitzen“. Ein lebendiges Symbol dafür, dass Verständigung möglich ist.

Zum Abschluss appellierte Dr. Volker Müller an die Geehrten, ihren Weg als Brückenbauer fortzusetzen, und zeigte sich zuversichtlich, dass von dieser Ehrung ein Signal der Hoffnung ausgeht. Hannover und Niedersachsen könnten stolz auf dieses Zeichen der Freundschaft sein – ein Beispiel, dem viele folgen sollten.