Wirtschaftsempfang Hannover 2025: KI rückt in den Mittelpunkt

11. November 2025 | von Roksana Leonetti

Beim Wirtschaftsempfang im HCC wurde deutlich, dass Hannover beim Thema KI gemeinsam Tempo aufnehmen und die digitale Zukunft aktiv gestalten muss.

Wirtschaftsempfang der Landeshauptstadt Hannover mit Bühne und Teilnehmern im Kulturstadt Hannover Event Preisträgerin Janine Ahrens zeigt mit Kitz Heimat, wie nachhaltige Mode und unternehmerischer Mut zusammenwirken, Foto: Roksana Leonetti

Ein Abend, der die Weichen stellt

Mit einem „lauten Knall“ aus Rap, Klassik und Chorstimmen eröffnete die Landeshauptstadt Hannover am 10. November ihren Wirtschaftsempfang im HCC. Über 600 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur waren gekommen, um Hannovers Innovationskraft zu erleben und einen klaren Auftrag zu hören.

Wirtschaftsdezernentin Anja Ritschel begrüßte die Gäste mit den Worten: „Hannover ist vielfältig, resilient und zukunftsorientiert.“ Die Stadt habe in den vergangenen Monaten wichtige Fortschritte gemacht. Unter anderem bei der Digitalisierung des Bauantragswesens, der KI-gestützten Wohngeldbearbeitung und dem Aufbau eines digitalen Zwillings. Zugleich sei das Momentum entscheidend: „Der laute Knall darf uns daran erinnern, dass wir unsere Stärken selbstbewusst nach außen tragen müssen. Trommeln gehört zum Geschäft.“

Eine spontane Abfrage im Saal machte jedoch deutlich, dass der Weg noch weit ist. Deutlich weniger als die Hälfte der Unternehmen nutzt KI. Ritschel zitierte aus einer Studie der IWD (Institut der Deutschen Wirtschaft): „Nur 37 Prozent der deutschen Betriebe setzen heute bereits KI ein.“ Für Hannover sei das „kein Grund, sich auszuruhen“.

Bühnenauftritt beim Wirtschaftsempfang der Landeshauptstadt Hannover mit Musikern und Fahnen auf der Bühne
Ein „lauter Knall“ aus Rap, Klassik und Chorstimmen setzte den kraftvollen Auftakt zum Wirtschaftsempfang im HCC, Foto: Roksana Leonetti

Onay: KI als Zukunftsfrage für den Standort

Oberbürgermeister Belit Onay unterstrich die strategische Bedeutung des Themas: „KI wird ein entscheidender Standortfaktor für Hannover werden.“ Die Stadt wolle schneller, vernetzter und moderner arbeiten, ohne den menschlichen Faktor zu verlieren.

Onay verwies darauf, dass KI in der Verwaltung bereits konkret hilft: „Wir konnten die Wohngeldbearbeitung trotz höherer Nachfrage durch Automatisierung effizient abfedern.“ Gleichzeitig setze Hannover auf Sicherheit: „Bei uns zählt neben Geschwindigkeit immer auch Vertrauen in die Daten.“ 

Mit Blick auf die Smart-City-Strategie sagte Onay: „Digitalisierung ist die Grundlage. KI ist das Werkzeug.“

Bühne beim Wirtschaftsempfang der Landeshauptstadt Hannover mit Rednerin
Wirtschaftsdezernentin Anja Ritschel eröffnete den Empfang und betonte Hannovers Fortschritte bei Digitalisierung und KI, Foto: Roksana Leonetti

Stadt-Hannover-Preis 2025: Auszeichnung für Janine Ahrens

Ein emotionaler Höhepunkt des Abends war die Verleihung des Stadt-Hannover-Preises „Frauen machen Standort“. Preisträgerin 2025 ist Janine Ahrens, Gründerin des Kinderlabels Kitz Heimat.
In ihrem Porträtfilm berichtete sie über den Weg des Unternehmens: „Es war eine riesige Reise. Von Skizzen im Wohnzimmer bis zu drei Millionen Euro Jahresumsatz.“ Die Entscheidung, den Großhandel hinter sich zu lassen, war für sie ein Wendepunkt: „Wir wollten flexibler sein und näher bei unseren Kundinnen und Kunden.“

Ihr Team, überwiegend Frauen, ist für Ahrens zentral: „Alleine schafft man das nicht. Ein starkes Team ist alles.“

Wirtschaftsempfang der Landeshauptstadt Hannover mit Bühne und Teilnehmern im Kulturstadt Hannover Event
Preisträgerin Janine Ahrens zeigt mit Kitz Heimat, wie nachhaltige Mode und unternehmerischer Mut zusammenwirken, Foto: Roksana Leonetti

Impulse zu KI: Chancen, Verantwortung, Praxis

Im thematischen Schwerpunkt „Zukunft KI: Wirtschaft, Mensch, Miteinander“ setzten zwei Impulse wichtige Akzente:

Prof. Maylin Wartenberg (Hochschule Hannover) erklärte: „KI ist kein Zauberwerk. Wir müssen sie wie eine neue Kollegin ins Team holen. Mit klaren Rollen und transparenten Fähigkeiten.“ Sie warnte davor, der Technologie blind zu vertrauen: „Das, was die Maschine ausgibt, ist nicht die Wahrheit, sondern nur wahrscheinlich.“ Ihr Appell: „Wir müssen Kompetenzen aufbauen, in allen Bereichen, nicht nur in der Informatik.“

Wirtschaftsempfang der Landeshauptstadt Hannover, Frau auf Bühne bei Online-Veranstaltung
Prof. Maylin Wartenberg erklärte, warum KI wie eine neue Kollegin ins Team integriert werden sollte, Foto: Roksana Leonetti

Jörg Mühle (Heise Medien) brachte die Medienperspektive ein. Mit Blick auf die Einführung neuer Systeme sagte er: „Man braucht einen klaren Plan und man muss bereit sein, sich externe Hilfe zu holen.“ Bei Heise nutze bislang nur etwa ein Drittel der Belegschaft KI aktiv, trotz umfassender Schulungen. „Einführungsprozesse brauchen Zeit, aber sie sind unvermeidlich.“

Redner auf dem Wirtschaftsempfang der Landeshauptstadt Hannover auf einer Bühne mit Präsentation
Jörg Mühle von Heise Medien schilderte, wie KI Prozesse in der Medienbranche bereits heute verändert, Foto: Roksana Leonetti

Ausblick: Gemeinsam Tempo aufnehmen

Im Abschlussgespräch betonten Onay, Wartenberg und Mühle, wie wichtig Zusammenarbeit für die digitale Zukunft des Standorts ist. Ritschel fasste den Anspruch des Abends zusammen: „Wirtschaft, Mensch, Miteinander. Das soll nicht nur ein Motto bleiben, sondern unser Wegweiser für das kommende Jahr sein.“

Der Abend zeigte eindrucksvoll: Hannover hat das Potenzial, die Chancen von KI aktiv zu nutzen, wenn Stadt, Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam vorangehen.