Stilkolumne mit Luisa Verfürth: Labubu? Darüber streiten sich die Geister – äh Monster!
07. August 2025 | von Luisa VerfürthSüß, schräg, begehrt: Labubu ist das Monster, das Herzen gewinnt – und Taschen ziert. Hype oder Horror? Hauptsache Glitzerzähne!

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In Tokio aufgewachsen, wurde mir anscheinend im Kindergarten mit der Hello-Kitty-Brotdose ein Kitsch-Gen injiziert. Ich bin sehr anfällig für alles, was „weird“ (außergewöhnlich komisch) und „cute“ (unfassbar niedlich) ist. Als die Labubus 2015 auf den Markt kamen, ging für mich mit ihrer korrupt-süßen Art die Sonne auf. Ähnlich wie damals hinter dem Berg der Teletubbies. Hatte es der Hongkonger Künstler Kasing Lung also tatsächlich geschafft, ein kleines Monster – vielmehr „THE MONSTERS“ – mit neun Zähnen, Kaninchenohren und im Schwarzlicht reflektierenden Fußabdrücken zu entwerfen, die so aussehen, als wenn sie einen im Schlaf beim Schmusen zerhäxeln.
So erfolgreich sind die Labubus
Labubus sind der Spielzeug gewordene Umami-Fächer: süß, sauer, bitter und salzig. Und im Nachgeschmack heute 810 Milliarden US Dollar Umsatz pro Jahr schwer – aufsteigend.
Ob ich auch einen Labubu habe? Ich bitte Sie! Natürlich! Er bamselt freakig grinsend an meiner Handtasche und ich werde jeden Tag auf ihn angesprochen. Selbst mein Hund ist schon hart abgenervt, weil inzwischen alle erst den Labubu streicheln. Die echten Labubus sind nämlich weichspülerweich – im Gegensatz zu den Lafufus, ihre struppeligen gefälschten Stiefbrüder mit den drehbaren Füssen.
Besser als ein Sieg in der Champions League
So ist das mit Hypes. Irgendwann wird mein Hund ihn wahrscheinlich zerfetzen. Jüngst im Bistro bei Horstmann + Sander drehte eine Freundin meinen Labubu ungefragt mit dem Blick gegen die Handtaschen-Wand. „In den Augen steckt ein Dämon, wusstest du das nicht?“ Nein, das wusste ich tatsächlich noch nicht. Ich wusste nur, dass 15 Euro in dem kleinen Ding stecken. In Berlin hat Ende Juli im Alexa jetzt endlich der erste Pop-Mart -Store (die Firma hinter dem Hype) eröffnet. Ein Vater mit Sohn hat ganze zwölf Stunden vor dem Laden übernachtet und als sie mit vollen Tüten rauskamen, sagten sie: „Das fühlt sich an, als wenn Hertha BSC die Champions League gewonnen hätte. Mein Herz pumpt noch immer ganz doll vor Glück.“ Ich fühl ihn total.
Meine Tochter versteht das nicht
Als ich meinen Labubu zu Hause stolz, wie ein rohes Ei, aus seiner Verpackung schälte und ihn seiner neuen Familie präsentierte (Bruno, den Hasen und meiner Tochter), raunte Milla nur: „Boah, Mama, du machst auch jeden Scheiß mit!“
Sie versteht das einfach nicht. Wenn ich ihn ansehe, meinen Labubu, dann bin ich aufgrund seiner Absurdität einfach glücklich.
Wenn neun schiefe Zähne mit Glitzersternchen in den Augen das auslösen können, hat China mal wieder bewiesen, dass sie nicht nur Weltmarkt, sondern auch Weltmacht sind.
Ich sag nur: Donnerstag, 21 Uhr. Dann gibt es den nächsten Drop online. See you there.