Drei Frauen im Schnee: Warmherzige Winterkomödie im Neuen Theater

16. November 2025 | von Roksana Leonetti

Im Neuen Theater Hannover wirbelt die Komödie „Drei Frauen im Schnee“ Lebenslügen, Liebeschaos und Neuanfänge so warmherzig durcheinander, dass man am Ende selbst an Winterwunder glaubt.

Szenenbild aus dem Theaterstück 'Drei Frauen im Schnee' am Neuen Theater 2025, fotografiert von Vosshage Foto: Oliver Vosshage/Neues Theater Hannover

Wenn im Neuen Theater Hannover der Vorhang aufgeht und das Berghotel „Edelweiß“ im Schneegestöber sichtbar wird, spürt man sofort: Dieser Abend will mehr als nur leichten Winterkitsch. „Drei Frauen im Schnee“, die neue Komödie von Angela Burmeister, erzählt mit viel Witz und Wärme von drei Frauen aus drei Generationen, die ausgerechnet in einem einsamen Alpenhotel ihr Leben neu sortieren müssen.

Szenenbild aus dem Theaterstück
Foto: Oliver Vosshage/Neues Theater Hannover

Ein Alpenhotel voller Überraschungen

Ausgangspunkt ist ein Moment, vor dem viele sich fürchten: Steffi freut sich auf ein romantisches Wochenende, doch statt ihres Mannes wartet an der Rezeption ein Brief. „Sind 24 Ehejahre etwa nichts?“, ruft sie fassungslos, als sie erfährt, dass Holger sie für seine Sekretärin verlässt. Ausgerechnet jetzt trifft sie im Hotel zufällig auf ihre liebeshungrige Mutter Renate und Tochter Lena, die heimlich ihr Jurastudium abgebrochen und im „Edelweiß“ eine Ausbildung begonnen hat. Drei Frauen, drei Krisen, ein Hotel und draußen meterhoch der Schnee.

Szenenfoto aus dem Theaterstück 'Drei Frauen im Schnee' am Neuen Theater 2025, fotografiert von Vosshage. Zwei Frauen sitzen sich auf der Bühne gegenüber und halten sich an den Händen.
Foto: Oliver Vosshage/Neues Theater Hannover

Angela Burmeister lehnt sich an Erich Kästners „Drei Männer im Schnee“ an, verlegt das Geschehen aber in weibliche Hände. Im Neuen Theater wird daraus ein prickelndes Schneegestöber aus Lebenslügen, Familiengeheimnissen und Verwechslungen: Renate reist als „wildeorchidee54“ zum Blind Date mit „hirschbock59“, der sich als charmant unsicherer Dr. Heinz Jäger entpuppt. Lena versucht verzweifelt, ihren Ausbildungsplatz vor der Mutter zu verbergen. Und Hotelchef Peter Leitner kämpft mit leerstehenden Zimmern und einem übermächtigen Sporthotel nebenan und fängt mitten im Chaos vielleicht sogar an, sich ein wenig zu verlieben.

Szenenbild aus dem Theaterstück 'Drei Frauen im Schnee' am Neuen Theater 2025, fotografiert von Vosshage
Foto: Oliver Vosshage/Neues Theater Hannover

Tempo, Witz und leise Zwischentöne

Regisseur Urs Schleiff inszeniert das alles mit hohem Tempo, aber ohne Hektik. Die Dialoge sitzen, die Pointen zünden, und doch bleibt Raum für stille Momente, in denen Verletzung durch die Komik hindurchscheint. Wenn Steffi in ihrem Mantra „Ich bin aus Teflon, Teflon, Teflon“ ihren Kummer wegzusingen versucht, lacht der Saal und ahnt zugleich, wie groß die Angst vor dem Alleinsein ist. Genau diese Mischung macht den Reiz des Abends aus: Wir lachen mit den Figuren, nie über sie.

Szenenbild aus Dreifrauenimschnee am Neuen Theater 2025, fotografiert von Vosshage
Foto: Oliver Vosshage/Neues Theater Hannover

Ein Ensemble, das Funken sprüht

Das Ensemble trägt die Inszenierung mit spürbarer Spielfreude. Sandy Schlumm zeigt Steffi als liebenswerte Mischung aus Klangschalen-Guru und betrogener Ehefrau, die „Teflon“ Schritt für Schritt gegen Selbstbestimmung eintauscht. Jana Engel bringt das Publikum mit ihrer Unbefangenheit zum Lachen. Etwa wenn sie Sprichwörter herrlich verdreht und mit voller Überzeugung verkündet: „Herrenjahre sind keine Lehrjahre, das sagt meine Oma Renate auch immer.“ Maria Caecilia Liedhegener trifft als Renate mit jeder Pointe das Timing, ohne die Figur zur Karikatur zu machen. Momme Mommsen als Dr. Jäger und Kristof Stößel als Hotelchef Peter ergänzen das Frauen-Trio ideal. Zwei Männer, die zeigen, dass auch sie noch einiges zu lernen haben.

Szenenfoto aus dem Theaterstück 'Drei Frauen im Schnee' am Neuen Theater 2025, aufgenommen von Vosshage. Vier Darsteller auf der Bühne in winterlicher Kulisse.
Foto: Oliver Vosshage/Neues Theater Hannover

Bühnenzauber zwischen Koffern und Kristallen

Bühnenbildner Christian Baumgärtel verwandelt die Bühne in eine gemütliche Hotelrezeption mit alpinem Flair, in der sich Türen, Treppen und Theke perfekt für Überraschungen nutzen lassen. Zwischen Koffern, Orchideen und Schneemeldungen entfaltet sich ein Kammerspiel, das erstaunlich modern wirkt: Es geht um berufliche Neuorientierung, um spätes Liebesglück und um die Frage, wie viel Wahrheit eine Familie aushält.

Ein Cocktail, ein Neuanfang und viel Wintermagie

Vollendet wird der Abend an der Theaterbar, wo der eigens kreierte Cocktail „Edelweiß“ serviert wird: Eine winterliche Mischung aus Amaretto, Zitronensaft, Rum, Apfelsaft und einer Prise Zimt. Er schmeckt wie dieses Stück: süß, wärmend, leicht beschwipst und mit einem Nachklang, der Mut macht, selbst einen Neuanfang zu wagen.

„Drei Frauen im Schnee“ ist die ideale Komödie für die Zeit rund um Weihnachten und den Jahreswechsel: leicht genug, um den Alltag zu vergessen, klug genug, um im Nachhinein ein Lächeln zu hinterlassen. Am Ende gilt, was Lena an der Rezeption lernt: „Wenn der Gast das Edelweiß betritt, muss für ihn die Sonne aufgehen.“ Und genau dieses Gefühl schenkt das Stück seinem Publikum.

Alle Infos auf einen Blick

Stück: Drei Frauen im Schnee, Komödie von Angela Burmeister
Spielzeit: 13. November 2025 bis 7. Februar 2026
Ort: Neues Theater Hannover
Adresse: Georgstraße 54, 30159 Hannover
Preise: von € 25,90 bis € 35,90 (Weihnachten und Silvester abweichend)
Kartenverkauf: Karten an der Theaterkasse im VVK oder an der Abendkasse (wenn verfügbar) oder direkt im Internet unter https://www.neuestheater-hannover.de/auffuehrung/2025-26/drei-frauen-im-schnee/