Auf Goethes Spuren zum Brocken
13. August 2025 | von Frauke HansenDer Brocken vereint eindrucksvoll Natur, Geschichte und Mythos – und zieht bis heute Wanderer wie Literaturliebhaber in seinen Bann. Auf Goethes historischen Pfaden wird die Harzreise zu einem Erlebnis voll landschaftlicher Schönheit, kultureller Tiefe und magischer Atmosphäre.

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Kraftvoll, geheimnisvoll und voller Zauber: Der Brocken ist mit 1.141 Metern der höchste Gipfel im Harz und übt seit Jahrhunderten eine magische Anziehungskraft aus. Für viele Menschen ist der Berg nicht nur ein Natur-Highlight, sondern auch ein Ort voller Mythen, Sagen und literarischer Geschichte. Besonders eng verbunden ist der Brocken mit Johann Wolfgang von Goethe, der ihn 1777 im Rahmen seiner ersten Harzreise bestieg. Wer sich auf die Wanderung auf Goethes Spuren einlässt, kann Naturerlebnis und kulturelles Erbe miteinander verbinden.
Das hat Goethe am Brocken so fasziniert
Goethes Reise war eine Art Pilgerfahrt ins Herz der deutschen Landschaft. Seine detaillierten Aufzeichnungen geben Einblick in die damalige Natur und das Leben im Harz. Besonders die Beschreibung des Brockens im Werk „Harzreise“ zeigt, wie tief der Berg Goethe beeindruckte. Für ihn war der Brocken mehr als ein Gipfel – er war Symbol für Naturgewalt und Inspiration. Die Motivation für seine insgesamt drei Reisen war vielfältig: „Bei seiner ersten Reise 1777 waren es die sagenumwobenen Legenden und abergläubischen Vorstellungen, die Goethe sehr fasziniert und angezogen haben. Und das hat er – sehr berühmt und höchst erotisch – in der Walpurgisnacht-Szene in Faust I verarbeitet“, erzählt Prof. Dr. Alexander Košenina vom Deutschen Seminar an der Leibniz Universität Hannover. „Bei der zweiten und dritten Reise war es vor allem die Geologie, die Goethe interessierte.“ Wie viele seiner literarischen Kollegen war Goethe Bergwerksspezialist und sammelte in seinem Leben unzählige Gesteinsproben.

Die Walpurgisnacht – berühmt dank Goethe
Heute ist der Brocken ein lebendiges Natur- und Kulturdenkmal. Die Umgebung gehört zum Nationalpark Harz, der mit seinen seltenen Pflanzen und Tieren strenge Schutzauflagen genießt. Wanderer schätzen die vielfältigen Routen, die zum Gipfel führen – etwa der berühmte Goetheweg, der genau jene Pfade abbildet, die Goethe wahrscheinlich am 10. Dezember 1777 genutzt hat. Unterwegs begegnet man immer wieder Sagenfiguren wie Hexen, denn nichts unterstreicht seinen Mythos so sehr, wie die schon erwähnte Walpurgisnacht, die ein Spektakel ist, das nicht zuletzt dank des Dichters heute Besucher aus ganz Deutschland anzieht. „Goethe ist eine Schlüsselfigur für den Harz und den Brocken. Man kann ihn eigentlich als Markenbotschafter und Aushängeschild für diese Gegend verstehen,“ sagt Christin Wohlgemuth vom Harzer Tourismusverband e.V.
Hier ist Goethe heute noch spürbar
Goethe und die literarische Geschichte des Brockens werden in Museen, bei geführten Touren und kulturellen Veranstaltungen lebendig. Besonders im Frühling locken Lesungen und Walpurgisnacht-Feiern, die den Geist Goethes und die mystische Atmosphäre des Berges einfangen.
Für alle, die den Brocken entdecken möchten, gilt: Gute Wanderschuhe und wetterfeste Kleidung sind ein Muss. Die beste Zeit für die Tour liegt zwischen Frühling und Herbst. Und wer einmal oben steht, spürt die besondere Verbindung von Natur, Geschichte und Mythos, die diesen Ort so einzigartig macht.

Eine Wanderung auf Goethes Spuren zum Brocken ist somit mehr als ein Ausflug – sie ist eine Reise in die deutsche Kulturgeschichte und ein intensives Naturerlebnis zugleich. Wer sich darauf einlässt, wird mit unvergesslichen Eindrücken belohnt.
Wenn Sie Goethes Literatur rund um den Harz entdecken möchten, lohnt sich ein Blick auf diese Liste – voller Poesie, Natur und Mythos
- Briefe an Charlotte von Stein: Mehrere Briefe (v. a. Dezember 1777) berichten von der ersten Harzreise, seinen inneren Empfindungen und Naturbeobachtungen.
- Briefe an seinen Freund Friedrich Heinrich Jacobi: Enthalten Reflexionen über Landschaft, Einsamkeit und Seelenzustände während der Reise.
- Tagebuchnotizen der Harzreisen (v. a. 1777, 1783): Nicht als offizielles Werk veröffentlicht, aber wichtig für die Rezeption seiner Harzeindrücke.
- Gedicht „Harzreise im Winter“ (1777) - Eindrucksvolles Gedicht, inspiriert von Goethes erster Harzreise; melancholisch, naturverbunden, mit philosophischer Tiefe.
- „Über den Granit (1784) - Essayartige Schrift, angeregt durch seine Beobachtungen im Harz.
- „Die erste Walpurgisnacht“ (1799)
- „Faust I“ – hier die Walpurgisnacht-Szene, Die sagenhafte Szene spielt auf dem Brocken; inspiriert von den mystischen Vorstellungen und Legenden, die Goethe im Harz begegneten.

Goethe im Harz: An diesen Stellen ist der Dichter und Denker auffindbar und spürbar
• Wanderung auf dem Goetheweg zum Brocken, der in Torfhaus beginnt
• Goethe-Gedenkstein auf dem Brocken
• Walpurgishalle auf dem Hexentanzplatz, Thale – Bilder des Kunstmalers Hermann Hendrich zeigen hier fünf Szenen aus der Walpurgisnacht in Goethes "Faust"
• Goethe-Felsen im Bodetal – auch Siebenbrüderfelsen, ein mehrköpfiger Granitfelsen; Johann Wolfgang von Goethe führte hier geologische Studien durch ; zum 200. Geburtstages Goethes in "Goethefelsen" umbenannt (1949)
• Rosstrappe – dieses Felsplateau hat Goethe nachweislich ebenfalls bestiegen
• Goethe-Stein an der Teufelsmauer – erinnert an Goethes-Besuch am 10. September 1784, auch hier wollte er geologische Studien vornehmen
• Goethe-Saal in der Baumannshöhle der Rübeländer Tropfsteinhöhlen – Goethe besuchte die Höhle mehrmals
• Erzbergwerk Rammelsberg – in der Dauerstellung gibt es eine Büste des Dichterfürsten – außerdem gibt es ein „Goethe-Modell“, ein dreidimensionales Modell des Rammelsberges, welches die übertägige Situation um das Jahr 1800 abbildet – zu der Zeit besuchte Goethe das Erzbergwerk https://blog.rammelsberg.de/2021/05/das-goethe-modell/
• Feuersteinklippen Schierke – auch hier erinnert eine Gedenktafel an Goethes Besuch
• Grube Samson – noch heute können Gäste wie Goethe die Grube besuchen
• Einhornhöhle bei Scharzfeld – Hier gibt es eine Gedenktafel, die an Goethes Besuch als Gesteinsammler und Mineralienforscher erinnert - https://einhornhoehle.de/Forsch/goethe-musign.htm
• Goethe Wegstein Krimderode bei Nordhausen
• Goethe-Haus in Altenau – hier logierte Goethe vor der Brockenbesteigung https://www.kapellenhoehe.de/locations/goethe-haus-altenau-im-oberharz/