Text: Beate Roßbach, Fotos: Stefan Hoyer, Barbara Braun
Zur Premiere standen aufgeregte und erwartungsvolle Kinder vor Hannovers GOP Schlange und konnten es kaum erwarten, dass die Show beginnt. Aber wer hatte dann eigentlich am meisten Spaß? Die Kinder? Oder waren es die Eltern, Großeltern und diversen Paten, die in Erinnerungen schwelgten, bei der Geschichte von Mogli und Balu, Baghira, dem Panter und Shir Khan, dem bösen Tiger, der das Menschenkind fressen möchte. Sind wir doch fast alle mit dem 1894 erschienenen Klassiker „Das Dschungelbuch“ von Rudyard Kipling aufgewachsen, und wer das Buch nicht kennt, erinnert sich noch an den wundervoll-witzigen Zeichentrickfilm von 1967. Im GOP ist es möglich, die Geschichte noch intensiver zu erleben, denn hier stehen, tanzen und singen die vertrauten Charaktere auf der Bühne, ganz nah am Publikum.
Das Dschungelbuch“ begeistert mit interaktiver Darbietung
Mitmachen ist nicht nur erlaubt, sondern sogar Programm. Und so formen die großen und kleinen Kinder im Saal begeistert mit ihren Händen Blumen, flattern wie Schmetterlinge und tröten als Elefanten laut „Törö!“. Sie rufen eifrig mit Balu nach Mogli und warnen die Bewohner des Dschungels vor dem gefräßigen Shir Khan.
Zum zehnten Mal stellt das GOP in diesem Winter ein Kindermusical auf die Bühne – diesmal also das Dschungelbuch, unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Belit Onay.
Zur Aufführung kommt die neu inszenierte Fassung des in 2022 leider verstorbenen, aber unvergessenen Kindermusicalmachers Christian Berg, mit den fantastischen Songs von Konstantin Wecker. Neue Ohrwürmer, die begeistern – ganz großartig zum Beispiel der „Geier-Song“ – und ein gelungenes interaktives Konzept zum Mittanzen und Mitsingen für Groß und Klein.
Künstlerischer Glanz und pädagogischer Wert in einer interaktiven Show
Großes Lob an die Künstler. Mit einem sehr überschaubaren Ensemble sind die Rollen mehrfach besetzt. So mussten die fantasievollen Kostüme blitzschnell gewechselt werden, denn diese Show hat viel Tempo. Verständlich für kleinere Kinder ist sie dennoch. Empfohlen wird die Aufführung für Kinder ab vier Jahren. Aber mein junger Begleiter Karl (3), der die Geschichte vom Dschungelbuch noch nicht kannte, konnte – dank Zoo-Hannover Dauerkarte – alle Tiere einwandfrei identifizieren und der Handlung folgen. Auch wenn Konstantin Wecker mit dem Satz zitiert wird: „Man muss von den Kindern lernen und nicht ständig an ihnen herumerziehen“, kommt bei diesem Dschungelbuch die pädagogische Komponente nicht zu kurz. Immer wieder werden Mut, Hoffnung und Angstfreiheit heraufbeschworen und gezeigt, dass es im Leben besonders wichtig ist, gute Freunde zu haben. Die man aber nur hat, wenn man zu anderen nett ist. Daher ist der Tiger ja auch kein gefährliches Raubtier, sondern ein armes Würstchen, wenn alle hundert Kinder im Saal skandieren: „Shir Khan hat keine Freunde…!“
Großer Applaus zum Schluss. Karl fand das Stück toll und möchte noch einmal wieder kommen. Das wird sich machen lassen, denn das GOP Varieté-Theater Hannover in der Georgstraße zeigt das Dschungelbuch noch bis zum bis 7. Januar 2024. Wer zuschaut, tut auch Gutes: 40 Cent pro verkauftem Ticket gehen an die Clinic-Clowns Hannover. Also bitte die Kids einpacken und auf ins GOP, wo man in diesem Jahr singt: „Keine Feier ohne Geier“.