Es glitzert and glamourt. Der Schlag der Hose schwingt im Takt des Diskobeats. Ja, es ist die Zeit der wilden Siebziger und auf der Tanzfläche wechseln sich die Akrobaten und Jongleure unterm Glanz der Diskokugel ab. Jeder ist auf diesem Dancefloor ein Star. Gemeinsam zelebrieren sie die legendäre Diskozeit von Studio 54. Das Publikum im GOP-Varieté spürt das „Night Fever“ und ist begeistert von der neuen Show, die in Hannover ihre Uraufführung feierte. Denn wer wusste schon, dass manch ein Hit von heute seinen Ursprung in den Siebzigern hatte?
Die Bühne wird zum Tanzpalast
Die Bühne im GOP ist zur Disko geworden. An den Seiten und im Hintergrund leuchten von einer Wand bunte Lichter im Takt der Musik. Für die sorgt hauptsächlich das Duo „As Manko“, Maja Matic und Benni Kran. Die beiden sind nicht nur stilecht in 70er-Jahre-Jumpsuit und Samthemd gekleidet. Sie bieten auch jedem Künstler den musikalischen Background für seinen Auftritt.
Jonglage mit Hüftschwung
Jessica Savalla eröffnet die Show mit einer Hula Hoop– Darbietung. Wenn die aus Südamerika stammende Künstlerin ihre Reifen um die Hüften kreisen lässt, ist das sexy. Sie kombiniert tänzerische Elemente mit akrobatischen Elementen und macht den Dancefloor zu ihrer Bühne. Später im Programm wird sie nochmals mit einer Balljonglage zu sehen sein. Auch bei dieser kommt ihr der sexy Hüftschwung zugute: Rund um das Becken hat sie einen Gürtel befestigt, an dem kleine Körbe hängen. Passgenau lässt sie die Bälle in die Netze fallen – wunderbar!
Wenn Perfektion humorvoll wird
Sehr exakt muss auch Faeble Kievman arbeiten. Er lässt Teller auf feinen Stäben rotieren. Nach und nach platziert er das Porzellan auf dem Holz und gibt ihm Schwung, bis sich schließlich acht davon drehen gleichzeitig drehen. Das bringt nicht nur den Künstler, sondern auch den Clown Kievman in Schwung. Schließlich muss er immer wieder zu den Stäben rennen, damit sie sich weiterdrehen. Dass er zwischendurch noch Zeit für komische Elemente findet, macht seine Kunst aus. Auch drei rohe Eier übereinander zu stapeln und auf der Nase zu jonglieren, ist kein Problem für ihn. Schön, dass die Siebziger ihn entdeckt haben!
So wird der Dancefloor zum Abenteuerspielplatz
Auf Tempo und Geschicklichkeit setzt auch Inigo Arroyo. Er ist sowohl im Cyr als auch auf dem BMX-Rad unterwegs und lässt die Räder warm laufen. Er turnt in und auf ihnen herum, dass jeder Junge in der Bronx vor Neid erblassen würde. Dynamik und Passion verbinden Claudia Costa Leitao und Vincius Belli als „Skating Belli“. Bei ihrer Rollschuhnummer auf einem kleinen runden Podest nutzen sie die Fliehkräfte für eine spektakuläre Nummer. Sie drehen sich nicht nur auf Rollschuhen auf dem Podest, sondern auch rasant um sich selbst. Dass sie dies nicht nur auf dem Boden, sondern auch in der Luft können, zeigen sie an den Strapaten.
Poesie am Himmel
Eine wunderbar poetische Nummer zeigt ein anderes Paar, das aus Mexiko stammt: das „Duo Oscilante“. Nallely Vargas Lima und Emiliano Gallardo Nunez zeigen vollendete Körperberherrschung mit Eleganz und Anmut. Ihnen zuzusehen, ist ein Genuss. Wenn er sie scheinbar mühelos vom Boden heraufhebt in den Bühnenhimmel und sie einen Handstand auf seiner Stirn macht, sieht es kinderleicht aus.
Diabolo-Action: Mehr als nur ein Kinderspiel
Mit einem Kinderspiel begeistert auch Hiromiki Torii. Doch während Kinder nur ein Diabolo kreisen lassen, sind es bei Torii gleich mehrere. Er lässt sie springen und hüpfen, kreisen und schweben, ohne dass er auch nur eins verliert. Zurecht wurde er 2019 mit seiner Kunst zum Diabolo Meister beim Asia Cup in Taiwan ausgezeichnet.
Die besten Moves sind zurück
Doch was wäre eine Siebziger-Jahre-Party ohne Dancefloor-Stars? Diesen Part übernehmen Viktoriia Fedak und Volodymyr Koval. Neben den Tanzeinlagen des gesamten Teams erinnern sie mit großen Gesten an die ersten Diskomoves der Stars von einst. Klar darf da der legendäre Fingerzeig in den Himmel nicht fehlen.
Nostalgie neu aufgelegt
Zwei Stunden mit Pause dauert diese Reise zurück nach vorn in die Siebziger. Es ist ein „Night Fever“, von dem man sich gerne anstecken lässt. Dafür gibt es mehrere Gründe: Es ist nicht nur der musikalische oder auch bildliche Rückblick in die Siebziger. So watschelt der Bärenmarke-Bär in einem eingespielten Film die Alm hinab oder Clementine erklärt das neue Waschpulver. Es sind auch wirklich interessante neue Einblicke. So wird ein historisches Interview eingespielt, worin die Befragten das Phänomen „Disko“ erklären. Es werden auch Verbindungen zur Gegenwart hergestellt: Wer wusste schon, dass manch ein Song aus den Siebzigern heute als Remix ein Hit ist? Und natürlich sind es die Künstler, die allesamt genau den Spaß an den Siebzigern haben, so dass das „Night Fever“ wirklich überspringen kann.
Text: Heike Schmidt
Fotos: GOP/Mohr