Markus Haase lebt und arbeitet in Lehrte. Die Dinge, die er dort in seiner Werkstatt fertigt, begeistern Musiker Lenny Kravitz oder Ex-Präsidenten-Tochter Ivanka Trump.
Text: Beate Rossbach, Fotos: Henning Scheffen
Die Lichtskulptur „Cloud“ von Markus Haase schwebt im Raum wie ein Ding aus einer anderen Welt. Der Künstler fährt mit einem weichen Tuch an den Strukturen aus glänzender massiver Bronze und schimmerndem Onyx entlang. Hier und da entdeckt er winzige Details, die er sorgfältig nachpoliert, bis alles perfekt ist.
Jede seiner Skulpturen, für die der Begriff „Deckenlampe“ viel zu profan wäre, ist wertvoll. Die „Cloud“ wird in den nächsten Tagen in eine gepolsterte Transportkiste verpackt, um die Reise zu ihrem neuen Eigentümer nach London, Paris, Shanghai, Dubai oder New York anzutreten. Dort schmückt sie eine High-Society-Wohnung. Mehr will Markus Haase nicht verraten. Seine zahlungskräftigen Kunden erwarten selbstverständlich Diskretion.
Im Gespräch lässt er dann doch den einen oder anderen Namen fallen wie Lenny Kravitz. Er selbst war schon in diversen Luxuswohnungen und Häusern von Stars und Sternchen wie dem Apartment von Ivanka Trump. Allerdings meist in Begleitung der jeweiligen Innenarchitekten. Sie sind sein Kontakt zu der Welt der Reichen und Schönen und besprechen mit Markus Haase, was diese Klientel sich wünscht. Haase kreiert und baut dann exklusive Möbel: Esstische und kleine zierliche Tischchen, elegante Stühle und Spiegel sowie unterschiedliche Wand- und Deckenleuchten. Sein Stil ist unverkennbar und bei Kennern mittlerweile höchst begehrt. Jedes Stück ist Handarbeit, ein Unikat, kostet einen fünf- oder sechsstelligen Betrag und wird über eine angesehene New Yorker Galerie verkauft, mit der er einen Exklusivvertrag hat.
Von Lehrte nach New York und zurück
Der Weg dorthin war für den 50-jährigen Markus Haase lang und kurvenreich. Der große Kerl mit den mächtigen Pranken, den seine Freunde „Langer“ nennen, erzählt, wie es dazu kam, dass seine Arbeiten und sein Name ab 2013 im Schaufenster der schicken Galerie erschienen. In der Zeit davor stand er auf der anderen Seite der Scheibe, sah die Exponate, „geile Functional- Art- Möbel“, ging hinein und sagte zum Chef: „Das kann ich auch!“ Und tatsächlich, der Mann aus Germany erhielt seine Chance. Aber der Reihe nach.
So ist Markus Haase aufgewachsen
Markus Haase stammt aus Lehrte, wo seine Eltern nach wie vor leben. „Ich besuche sie jeden Sonntag, und sie freuen sich immer, wenn sie mich in Zeitschriften oder im Fernsehen entdecken.“ Ihr Sohn ist eine Art handwerkliches Universalgenie, kennt die Praxis, hat vieles ausprobiert und sehr viel gelernt. Er ist gelernter Energieelektroniker und hat irgendwann bemerkt, „dass Onyx toll aussieht, wenn er leuchtet“. Er ist gelernter Steinbildhauer und kann mittelalterliche Ornamente in Stein meißeln, denn „ich habe zehn Jahre lang Kirchen restauriert“. Er ist aber auch Künstler mit viel Talent und Leidenschaft und schuf nach Feierabend eigene Skulpturen. Die Liebe seines Lebens, Ehefrau Alisa, brachte ihn nach New York, wo das Paar mit zwei kleinen Kindern lebte. Und eines Tages öffnete Markus Haase die Tür der Galerie Todd Merrill, und seine Erfolgsgeschichte als freier Künstler begann. Der Familie wegen leben die Haases seit 2019 wieder in der alten Heimat.
Markus Haase ist ein Künstler, der das Licht formt
Markus Haase arbeitet mit mehreren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in seinem Atelier. Er baut grundsätzlich Prototypen, die dann über seine Galerie weltweit ausgestellt werden. In der Lichtskulptur „Cloud“ stecken mindestens 400 Arbeitsstunden, berichtet er. Sie entsteht nach einem Verfahren, welches man „Lost Form“ nennt. „Alles, was jetzt Bronze ist, habe ich per Hand aus Styrodur geschnitzt. Dann übergießt man das Stück mit heißer Bronze. Das Styrodur verdampft, die Form ist verloren, die Bronze bleibt.“
Die 100 Kilo schweren Bronzeteile, deren Strukturen nahezu organisch wirken, werden mit einzeln zugeschnittenen Steinen aus wertvollem weißem Onyx bestückt, per Hand angepasst, eingeklebt und geformt, sodass die Elemente ihren finalen Schwung erhalten. Im Inneren der Bronzeelemente, die zusammengesteckt werden, verlaufen Aluminiumkanäle für LED-Streifen. „Das Licht sitzt im Stein und so kann ich das Licht formen“, sagt Markus Haase. Von der Detailarbeit erlaubt er keine Fotos, denn seine Stücke sind sehr begehrt, und er möchte Plagiatoren keine Vorlage liefern.
Atelierbesuch nur auf Einladung
Auch der Besuch in seinem Atelier ist nur auf Einladung möglich, und der Kauf seiner Möbel, Leuchter und Skulpturen erfolgt ausschließlich über die New Yorker Galerie Todd Merrill. Dies ist ein üblicher Weg in diesem Preissegment. Markus Haase ist aber keineswegs abgehoben, sondern denkt praktisch. Er habe keine Lust, sich mit Zahlen, Verhandlungen und Verwaltung zu beschäftigen, sagt er. Lieber widmet er sich seiner Kunst und spielt in der Freizeit mit seinen Kindern. Dabei kommen ihm auch die besten Ideen. „Meistens fällt mir etwas ein, wenn ich zur Ruhe komme. Wenn ich meinem Sohn abends vorgelesen habe und er kurz vorm Einschlafen ist. Dann geht mir vieles durch den Kopf.“
Mehr über Markus Haase auf www.markushaasestudio.com