Bereits seit ein paar Jahren sind Detox-Kuren im Trend wenn es um erfolgreichen Gewichtsverlust, oder schlicht um ein fitteres Wohlbefinden geht. Doch wie gesund und wirksam sind die Saftkuren nun wirklich?
Text: Jule Trödel, Fotos: Adobe Stock/Prostock-studio und Adobe Stock/Friends Stock
Grundlegend geht es bei einer Saftkur darum für einige Tage auf feste Nahrung zu verzichten. Stattdessen stehen alle zwei Stunden Frucht- und Gemüsesäfte auf dem Speiseplan. Während diese in einigen Programmen nur mit Wasser und Tee ergänzt werden, sind bei anderen Herstellern auch kleinere Snacks, wie beispielsweise rohes Gemüse erlaubt. Koffein, Nikotin und Alkohol gelten jedoch meist als verboten. „So richtig genau ist aber gar nicht geklärt, was bei einer Saftkur erlaubt ist und was nicht“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Iris Flöhrmann. Im Namen des Deutschen Bundesverbandes für Diätassistenten begleitet sie Menschen seit Jahren dabei ihre Ernährung langfristig, wirksam und gesund umzustellen.
Detox-Kuren fehlt eine wissenschaftliche Grundlage
Flöhrmann selbst hat noch keinem ihrer Patienten eine Saftkur empfohlen. Der Grund ist einfach. Sie sagt: „Es gibt bislang keine wissenschaftliche Grundlage, in der Saftkuren ausreichend untersucht wurden.“ Die Verkaufsversprechen der Hersteller seien damit auf die Erfahrungen von einzelnen Absolventen zurückzuführen – und ließen sich kaum überprüfen. Ob man allein mit einer Saftkur also wirklich das Verdauungssystem entlasten, die Zellerneuerung anregen oder Körper und Geist resetten könne – wie die Hersteller es versprechen – ist wissenschaftlich gar nicht bewiesen. „Mit der richtigen Erwartung kann eine Saftkur aber trotzdem sinnvoll sein“, meint Flöhrmann.
„Wer seine Ernährung langfristig umstellen möchte, kann mit einer Saftkur den Startschuss setzen“, meint Flöhrmann. So lerne man durch einen „scharfen Cut“ beispielsweise sein Hungergefühl neu kennen. Außerdem lege man für die Zeit der Kur alte Essgewohnheiten vollständig ab, was einen Neustart erleichtern kann. „Das ist aber natürlich keine Garantie, dass die Ernährungsumstellung im Anschluss wirklich gelingt“, betont die Diätassistentin. Eine kurzweilige Saftkur und eine langfristige Ernährungsumstellung seien zwei komplett verschiedene Dinge.
Abnehmen durch Detox-Kuren
Ohne valide Studien lässt sich also nicht genau sagen, wie Saftkuren wirken. Trotzdem gibt es einige Folgen, die sich verbreitet beobachten lassen – und mit denen laut der Diätassistentin aufgeräumt werden muss. Dazu gehört auch das Gerücht bei einer Saftkur nehme man ab. Flöhrmann erklärt: „Während einer Saftdiät wird der Körper in ein extremes Kaloriendefizit versetzt.“ Ihm werden also deutlich weniger Kalorien zugeführt, als er über den Tag verbraucht. Der Körper bedient sich in Folge an schnell verfügbaren Energiereserven und die Zahl auf der Waage sinkt – vorerst zumindest. „Mit einer langfristigen Abnahme hat das aber nichts zu tun“, stellt die studierte Ernährungsberaterin klar. So stelle sich nach dem Ende der Kur häufig ein sogenannter Jojo-Effekt ein und das verlorene Gewicht kommt wieder.
Da Saftkuren frei verkäuflich sind, könnte man davon ausgehen, sie seien ungefährlich – dem ist aber nicht so, meint Flöhrmann. „Grundlegend sind Saftkuren nicht gefährlich, aber eben auch nicht für jeden geeignet.“ So könnten beispielsweise Menschen mit pollenassoziierten Allergien, mit Gicht oder hohen Blutfettwerten negativ auf die Säfte reagieren. Im Zweifel sei es also sicherer, sich eine ärztliche Meinung einzuholen.