Der Berg ruft: Braunlage im Harz bietet vielfältige Freizeitmöglichkeiten für Abenteurer und Naturliebhaber. Wir haben Tipps für erholsame Tage in den Bergen.
Sachte führt der Weg durch den Wald. Hier geht es zu den Naturmythen. Wer hat Angst vorm bösen Wolf? Was ist das Geheimnis des Silberteichs? Und können Bäume Wünsche erfüllen? Der Harz steckt voller Mythen, Märchen und Sagen. Nicht nur in der Walpurgisnacht tanzen hier die Hexen auf dem Brocken. Drei Stunden dauert die so genannte Mythenwanderung, die auch ein wenig eine Reise zu sich selbst sein soll.
10.000 Kilometer Wanderwege
Wenn man sich für die 5,68 Kilometer an den einzelnen Stationen der Wanderung Zeit lässt, kann man auch schon einmal vier Stunden unterwegs sein. Unterwegs im Nationalpark Harz, der gerade auch im Frühjahr und Sommer viel zu bieten hat. Der Erlebniswanderweg auf dem Naturmythenpfad, der über die Wintermonate abgebaut und erst im Frühjahr wieder eröffnet wird, ist nur einer von 10.000 Kilometern Wanderwegen, die 971 Höhenmeter umfassen. Allein der Harzer Hexenstieg ist 94 Kilometer lang; an 222 Stellen kann man sich einen Stempel für die Harzer Wandernadel besorgen.
Zu Fuß durch die Klimazonen
Dabei ist eine Wanderung im Harz nicht nur etwas für Natur- und Mythenliebhaber, sondern auch für Menschen, die ihrer Gesundheit etwas Gutes tun wollen. Aufgrund seiner unterschiedlichen Höhenlagen ist der Harz das einzige Wandergebiet jenseits der Alpen, in dem man so genannte Klimawanderungen unternehmen kann.
Drei Klimawanderungen haben ihren Ausgangspunkt in Braunlage. Die durchschnittliche Wanderdauer umfasst viereinhalb Stunden. Wer will, kann 18 Kilometer auf ausgeschilderten Wanderwegen die Natur entdecken. Als besonders positive Klimafaktoren gelten in der Braunlager Umgebung die Kühle und der Wind sowie der erhöhte UV-Anteil in der Sonneneinstrahlung.
Rundweg in die Vergangenheit
Die kleine Tour startet direkt im Ort am Kurparkteich und geht vorbei an üppig blühenden Rhododendren durch den oberen Kurgarten zur Köte, der Nachbildung einer ehemaligen Köhler-Behausung. Köhler stellten einst Holzkohle her, mit der Metall verhüttet wurde. Sie war entscheidend für den einstigen Reichtum des Harzes. Wer mehr über die Geschichte erfahren möchte, der kann auch diese erwandern. 13 Kilometer lang ist der Rundweg in die Vergangenheit, in der es auch zum Denkmal von Johann Georg von Langen geht, der 1748 die Braunlager mit Einführung der Kartoffel vor dem Verhungern gerettet hat.
Das einstige Sankt Moritz
In der jüngeren Vergangenheit – in den siebziger Jahren – war Braunlage so etwas wie Klein-Sankt-Moritz. Die Berliner Schickeria liebte den Ort im Harz, der sich schnell auf die eleganten und zahlungskräftigen Besucher einstellte. In Braunlage gab es zwei Pelzhändler, Restaurants, in denen man sich schon mittags mit einem Glas Champagner zuprostete, und als 1974 eine Doppeltellerlift-Anlage an der besonders schneesicheren Nordseite des Wurmbergs fertiggestellt war, kamen Skifahrer aus ganz Niedersachsen auch schon einmal für ein entspanntes Wochenende ins mondäne Braunlage.
Wo der Harz erwacht
Der hübsche Ort im Harz florierte. Als jedoch die Mauer fiel und der Weg in die Alpen immer müheloser wurde, fuhren viele an Braunlage vorbei. Vergessen waren einstige Champagnerpartys. Im Winter fuhr man vielleicht noch fürs Wochenende zum Winterwandern in den Harz. Langsam, aber sicher wurde es leerer. Der Ort fiel in einen Dornröschenschlaf. Und heute? Ist der Harz wieder erwacht! Er lockt nicht nur mit Wanderwegen zu Mythen und Märchen, wer es rasanter mag, kann auch mit Monsterrollern über Stock und Stein ins Tal fahren.
Monsterroller sind übergroße Tretroller, auf denen auch Erwachsene bequem stehen können. Ihre großen, profilierten Reifen meistern unwegsames Gelände ohne Probleme. Und damit die Tal- nicht zur Schussfahrt wird, hat jeder Roller Scheibenbremsen. Hinauf geht es mit der Wurmbergbahn, hinab fünf Kilometer mit dem Roller. Allerdings dürfen erst Kinder ab zehn Jahren bei dem Spaß mitmachen.
Auch klassische Mountainbiker kommen auf ihre Kosten: 18 Streckenkilometer umfasst der Bikepark Wurmberg. Die Wege sind weitgehend naturbelassen. Alle haben einen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad. Von den vier Rundstrecken haben zwei einen mittleren Schwierigkeitsgrad, zwei sind als „schwer“ eingestuft. Wer es nicht so rasant möchte, der kann trotzdem mitfahren: Alle Streckenhindernisse, die erfahrene Mountainbiker lieben, können auf den so genannten „Chickenways“ umfahren werden. Die Rundstrecken mit den Namen „Freeride“, „Snakebite“, „Evil-Rock’s“ und „Enduro“ sind zwischen 27 und 56 Kilometer lang.
In der Eisdisco feiern
Während die Mountainbike-Routen auf dem Großparkplatz an der Talstation der Wurmberg-Seilbahn beginnen, muss man für zwei Sportarten Braunlage noch nicht einmal verlassen: Das Eisstadion im Ort ist nicht nur ganzjährig geöffnet; jeweils mittwochs und sonnabends wird in der Eisdisco gefeiert. Direkt neben dem Eisstadion liegt „Puppe’s Adventure Golfpark“. Anders als beim Minigolf wird hier auf Naturrasen gespielt. Die 14 Bahnen führen genau wie bei Golfplätzen über Wasser- oder Naturhindernisse.
Ein Blick zu den Brockenhexen
Wer den Blick einmal über Braunalge hinaus schweifen lassen will, der hat vom Wurmbergturm aus einen spektakulären 360-Grad-Rundumblick über die Landschaft bis hin zum Brocken – und vielleicht sieht man ja von dort aus auch ab und an eine Hexe über die Baumwipfel zischen. Schon Johann Wolfgang von Goethe schrieb einst im Faust: „Die Hexen zu dem Brocken ziehn, die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün. Dort sammelt sich der große Hauf, Herr Urian sitzt oben auf. So geht es über Stein und Stock, es farzt die Hexe, es stinkt der Bock.“ Und auch Heinrich Heine war sich in der Frage über die Existenz der Brockenhexe sicher: „Die Fee Morgana, wie würde sie erschrecken, wenn sie etwa einer deutschen Hexe begegnete, die nackt, mit Salben beschmiert, und auf einem Besenstiel, nach dem Brocken reitet.“
TEXT: Heike Schmidt
FOTOS: Tourismus Marketing Niedersachsen (TMN)