Zeitreise durch Hannover: 7 historische Orte, die Sie kennen sollten

25. Juli 2025 | von Vanessa Erstmann

Ob zu Fuß oder per Fahrrad – begleiten Sie uns auf eine Zeitreise durch das Hannover des späten 19. Jahrhunderts. Wir reisen von Norden nach Osten auf den Spuren bedeutender Orte und Persönlichkeiten der aufblühenden Großstadt.

Historische Skulptur in Hannover mit Leibniz Keks Roksana Leonetti

Vor rund 150 Jahren verwandelte sich Hannover mit großem Tempo in eine Wirtschaftsmetropole. Die Eisenbahn nahm an Fahrt auf, große Industriebetriebe siedelten sich an und die Einwohnerzahl wuchs rasant. Große Erfinder, umtriebige Gründer und mondäne Kaffeegärten veränderten das Bild der Stadt. Doch was ist von den einstigen Orten geblieben?

Die alte Schallplattenfabrik

Wir beginnen unsere Zeitreise im Norden der Stadt. In einem Fabrikgebäude in der Kniestraße wurde um 1900 Technik- und Musikgeschichte geschrieben. Von hier aus brachte Emil Berliner, der Erfinder von Grammophon und Schallplatte, den mobilen Klang in die Welt. Bereits zuvor hatte er an diesem Ort gemeinsam mit seinem Bruder Joseph die erste Telefonfabrik Europas gegründet. Nun folgte die serielle Produktion von Schallplatten in bester Qualität. Kein Wunder, dass die alte Fabrikhalle heute vor allem Künstler anzieht.

Eine Residenz für die Bildung

Wir bleiben im Norden und begeben uns zum Welfengarten. Noch heute erinnern das Schloss und die umgebende Parkfläche zumindest dem Namen nach an die ursprünglichen Hausherren, die Welfen. Das ab den 1850er Jahren errichtete Welfenschloss diente dem ältesten Fürstenhaus Europas jedoch nie als Residenz. Stattdessen zog im Jahr 1879 die Technische Hochschule in die Schlossräume ein, in denen bis heute eifrig studiert wird.

Hannover trifft sich am Kröpcke

Entlang der Leine reisen wir ins Herz der City. Als Folge des aufblühenden Wirtschaftslebens in der Gründerzeit eröffneten große Warenhäuser und Kaffeehäuser wie das berühmte „Café Kröpcke“. Neben dem beliebten Café- und Konzertgarten wurde 1885 auf Initiative eines Bürgervereins eine Wettersäule aufgestellt. Die im Jahr 1977 errichtete Nachbildung der „Köpcke-Uhr“ zählt bis heute zu den traditionellen Treffpunkten. Wer dort auf seine Verabredung wartet, kann sich die Wartezeit mit einem Blick auf die wechselnden Ausstellungen in der Vitrine verkürzen.

Historische Kröpcke-Uhr in Hannover vor einem Gebäude
Ein Wahrzeichen von Hannover: die Kröpcke-Uhr. Foto: Roksana Leonetti

Ein nobles Viertel für die Banken

Unweit des beliebten Treffpunkts am Kröpcke, hinter dem stattlichen Opernhaus, begann schon damals der vornehmere Teil der Georgstraße, der zum Flanieren einlud. Um 1890 wurde die nach Kurfürst Georg III. benannte Promenade um einen Schmuckplatz erweitert, an dem sich Großbanken niederließen – das Bankenviertel entstand. Vom Georgsplatz sind es entlang der Theaterstraße nur wenige Meter bis zum Hauptbahnhof, wo ebenfalls ein repräsentativer Schmuckplatz die Reisenden am bedeutenden norddeutschen Drehkreuz willkommen hieß.

Das Ernst-August-Carrée

Zwischen Hauptbahnhof und Aegidientorplatz entstand mit der Ernst-August-Stadt ein neues modernes Zentrum für Hannover. Hannovers König Ernst-August I. war auch der Namensgeber für das imposante Carrée, das um 1870 in direkter Nachbarschaft zum Bahnhofsgebäude errichtet wurde und anschließend von der Königlichen Eisenbahndirektion genutzt wurde. In dem dreigeschossigen Gebäude befinden sich heute Geschäfte, Gastronomie und Büroräume.

Vom Pesthaus zum eleganten Konzertcafé

Vom Bahnhof begeben wir uns in Richtung Osten, zum ehemaligen Emmichplatz. Hier erinnern nur noch die Arkaden an Hannovers schönste Waldwirtschaft, deren Geschichte bis 1714 zurückreicht. Seiner ursprünglichen Bestimmung als Pesthaus wurde das „Neue Haus“ am Waldrand jedoch nie zugeführt. Stattdessen entwickelte sich der Ort zum beliebten Wirtshaus und wurde 1894 als elegantes Konzertcafé neu errichtet. Im Jahr 1970 musste das Neue Haus dem Neubau der Hochschule für Musik und Theater weichen. Doch die Überreste des legendären Ausflugsziels geben dem Platz mittlerweile seinen Namen.

Im Hause des Continental-Direktors

Entlang des Waldrandes geht es weiter zur Villa Seligmann, einem ehemaligen großbürgerlichen Wohnhaus in der Hohenzollernstraße. Das zwischen 1903 und 1906 errichtete neobarocke Gebäude ist nach seinem Bauherrn Siegmund Seligmann benannt, dem jüdischen Direktor der Gummiwerke Continental AG. Im Jahr 2008 erwarb die Siegmund Seligmann-Stiftung das denkmalgeschützte Gebäude. Heute ist die Villa ein Ort für die gelebte jüdische Kultur, an dem zahlreiche Veranstaltungen stattfinden.

Ein Ausflugslokal im Heimatstil

Ebenfalls am Rand der Eilenriede befindet sich der Lister Turm, der ursprünglich als Wachposten diente, um die Eilenriede vor Holzdieben zu schützen. Aufgrund der einladenden Lage am Stadtwald schenkten die Holzwärter dort bereits im 17. Jahrhundert Getränke aus. Die Verwandlung zum beliebten Ausflugslokal fand ihren Höhepunkt in den 1890er Jahren, als ein Neubau im romantisierenden Heimatstil mit Fachwerk und Rundturm erfolgte. Pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum im Jahr 1998 wurde der Biergarten wiedereröffnet und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit.

Das Stammhaus des Keksimperiums

Unweit der Eilenriede, in der Podbielskistraße in Hannovers Oststadt, befindet sich das Stammhaus der Firma Bahlsen. Die Produkte des 1889 von Hermann Bahlsen gegründeten Keksimperiums sind aus keinem Supermarktregal wegzudenken. Besonders beliebt und bekannt sind die „Butter Cakes“, die nach dem hannoverschen Hofbibliothekar Gottfried Wilhelm Leibniz benannt wurden. Als glänzendes Wahrzeichen schmückt der goldene Leibnizkeks die Fassade des Firmensitzes. Als der Goldkeks 2013 kurzzeitig vom Krümelmonster entwendet wurde, sorgte der kuriose Kriminalfall international für Schlagzeilen.

Ein ganzes Viertel für eine Weltmarke

Wir beenden unsere Zeitreise im Pelikanviertel an der Podbielskistraße. Ein Ort, der die Schreibkultur von Generationen prägte. Die Erfolgsgeschichte der ehemaligen Farbenfabrik begann 1871 mit dem Firmenerwerb durch Günther Wagner, der die Bildmarke mit dem Pelikan erfand. Fortgesetzt wurde sie in den 1880er Jahren durch Fritz Beindorff, der Pelikan zur Weltmarke machte. Der große Erfolg der Tuschen und Füllfederhalter erforderte 1906 den Bau des Werksgeländes an der Podbi, wo bis 1973 produziert wurde und zeitweise echte Pelikane lebten. Heute bietet das Viertel reichlich Platz für Büros, Appartements und das Pelikanmuseum Tintenturm.