Liest Hannovers Polizeipräsidentin Krimis? Und was haben Krimiautoren und Polizisten gemeinsam? Anlässlich der 39. Ausgabe des Krimi-Festivals „Criminale“ von Mittwoch, 15. Mai, bis Samstag, 18. Mai, in Hannover hat die Nobilis bei Gwendolin von der Osten nachgefragt.
Lesen Sie gerne Krimis?
Ich lese sowieso sehr gerne, weil mich das im Kopf entspannt. Wenn ich Krimis lese, entspanne ich tatsächlich durch die Spannung: Es ist eine Form der Unterhaltung, die einen durch die spannende Erzählweise bis zum Schluss fesselt, da man immer des Rätsels Lösung wissen will.
Ich lese aber nicht nur sehr gerne deutsche Krimis, sondern auch Kriminalromane aus anderen Ländern. Man bekommt bei vielen Krimis auch kulturelle Eindrücke und gerade wenn einem die handelnden Personen nahegebracht werden, lebt und leidet man ja praktisch mit ihnen.
Wie realistisch stellen Krimiautoren die Polizeiarbeit dar?
Das Verbrechen als solches wird in vielen Krimis häufig sehr realistisch dargestellt. Auch wenn so manche Leserinnen und Leser vielleicht oftmals denken, so etwas Schlimmes kann ja gar nicht passieren, sind die geschilderten Verbrechen leider tatsächlich sehr lebensnah. Die Ermittlungen sind jedoch sehr unterschiedlich.
Häufig gibt es in Krimis einen alleinigen Ermittler, der alles für sich aufklärt. Das ist in der Realität nicht der Fall, sondern es ist immer eine Teamarbeit, eine umfangreiche Spurensuche und Dokumentation. Die „echte“ Tatortarbeit und vieles mehr wird oftmals sehr verkürzt dargestellt, weil es für die Leserschaft sicherlich langweilig wäre.
Insbesondere muss ich ganz deutlich sagen, dass der Unterschied zwischen Kriminal- und Schutzpolizei manchmal als Hierarchie dargestellt wird, das ist so nicht richtig. In der Realität agieren wir auf Augenhöhe. Der Anlass – und der Ermittlungsbereich haben beide ihre Spezialisierungen und stehen nicht in Hierarchie zueinander.
Welchen Tipp würden Sie Krimiautoren für die Darstellung der Polizeiarbeit in Büchern geben?
Ich finde, dass es nicht schaden kann, sich mit Polizistinnen und Polizisten zusammenzusetzen, um mit Ihnen den Fall durchzusprechen. Und da spreche ich vor allem auch über TV-Krimis. Wenn es um einen Mord geht, sollte sich die Autorin und der Autor ein fundiertes Wissen über Kriminalistik verschaffen. Leider stelle ich immer wieder „Fehler“ fest, beispielsweise was die Uniformen betrifft oder auch Dienstbezeichnungen. Auch was das Thema Eigensicherung betrifft: In gefährliche Situationen würden Polizistinnen und Polizisten niemals blauäugig hineinlaufen. Meiner Meinung nach sind es Fehler, die man vermeiden könnte, wenn man vorher den Kontakt zur Polizei suchen und das Drehbuch gemeinsam besprechen würde.
Was haben Krimiautoren und Polizisten gemeinsam?
Zunächst möchte ich erst einmal einen ganz klaren Unterschied feststellen: Während Krimiautorinnen und -autoren einen sehr unterhaltenden belletristischen Schreibstil haben und so eine hohe Anschaulichkeit und eine dichte Atmosphäre schaffen, drücken sich Polizistinnen und Polizisten eher in einem schlichten „Bürokratie-Deutsch“ aus. Was sie aber auf jeden Fall vereint ist ihre Neugierde, Kreativität, und sie scheuen sich nicht dicke Bretter zu bohren, um den Dingen ganz auf den Grund zu gehen. Da sehe ich ganz klar Parallelen.
Was gefällt Ihnen an der Polizeiarbeit am besten?
Als Führungskraft bin ich jedes Mal begeistert, wenn ich spüre, welche Eigenschaften die Polizistinnen und Polizisten für ihren Beruf mitbringen: vor allem einen großen Gerechtigkeitssinn und den Glauben an das Gute im Menschen. Sie treten für Gerechtigkeit ein und erfüllen im Team bestmöglich unseren Auftrag als Polizei: den Schutz und die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger in der Region Hannover.
Die „Criminale“: Verbrechen an fünf Tatorten
Vier Tage lang wird Hannover zur Krimihauptstadt mit Podiumsdiskussionen, Vorträgen, Seminaren und Lesungen von mehr als 200 Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die „Criminale“ wird am 15. Mai im Kulturzentrum Pavillon eröffnet: Die Polizeipräsidentin und Schirmherrin der „Criminale“, Gwendolin von der Osten, berichtet von der alltäglichen Polizeiarbeit. Tickets für die Veranstaltungen gibt es online unter www.tatworte-hannover.de/tickets.
Text: Luise Moormann und Gwendolin von der Osten, Beitragsbild: Polizeidirektion Hannover