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Alles Liebe zum Tag des Buches

24. April 2024

Heute schon ein Buch in der Hand gehabt? Nein? Wir kennen zwei Menschen, die diese nicht nur täglich zur Hand nehmen, sondern sogar schreiben. Am heutigen Tag des Buches haben wir sie zu ihrer Literatur-Liebe befragt und erzählen lassen, wie ein klassischer Arbeitstag bei ihnen aussieht.

Ihre Geschichten entstehen in Teamarbeit

Sie leben zusammen und schreiben zusammen. Ulrike Gerold und Wolfram Hänel sind beide Jahrgang 1956 und haben sich während des Germanistik Studiums an der FU Berlin kennengelernt. Ihr erstes gemeinsames Projekt war eine Kinder-Sachbuchreihe. Hänel schrieb damals die Eröffnungsgeschichte, Gerold den Sachteil. Heute blicken sie auf viele gemeinsame Buchprojekte zurück. Von bunten Kinderbüchern bis zu düsteren Thrillern. „Jedes Thema, das wir haben, besprechen wir zusammen. In Teamarbeit erstellen wir ein sehr ausführliches Handlungsgerüst“, sagt Hänel. Die Person, die inhaltlich näher am Thema dran ist, beginnt dann zu schreiben. Die andere überarbeitet das Geschriebene kurz darauf.

Ein eingespieltes Team: Ulrike Gerold und Wolfram Hänel.

Feste Strukturen und spontane Einfälle

Während Ulrike Gerold im Arbeitszimmer schreibt, arbeitet Wolfram Hänel in einem Raum unterm Dach. Sie schreibt am Computer, er mit Stift und Papier. Mittlerweile haben sie sich zusammen eine feste Tagesstruktur geschaffen. Zunächst beantworten sie Mails und kommunizieren mit den Verlagen. Dann, zwischen elf und zwölf Uhr geht es ans Schreiben. Das besondere an ihrer Zusammenarbeit sei, dass sie nie allein sind. Immer wieder könnten sie sich austauschen und sich gegenseitig inspirieren, sagt Hänel. Häufig ist eine Geschichte zur Hälfte fertig und dann kommt einer von beiden mit einer komplett neuen Idee, meist Gerold. Diese spontanen Einfälle setzen die beiden Autoren um und so verändert sich der Ausgang mancher Geschichten komplett. „Zu zweit bekommen wir so etwas hin, dass einer von uns allein nie schaffen würde“, sagt Gerold, das mache ihre Zusammenarbeit so fruchtbar.

Zwischen Kinderbüchern und Thrillern

Im Mai kommt das Kinder- und Jugendbuch „Dusty – Retter in der Not“ in den Buchhandel. Es geht um einen Hund, der mit seiner Spürnase Abenteuern auf der Spur ist. Im September erscheint dann das Gegenteil: der Psychothriller „Wallfahrt – Der Tod wird dich erlösen“ spielt in einem abgelegenen Dorf in den Bergen. Nachdem ein Pilger tot aufgefunden wurde, befindet sich die Protagonistin selbst in tödlicher Gefahr.

Doch wie kam es zu diesem großen Kontrast zwischen der bunten Welt der Kinderbücher und den düsteren Krimis? „Wir wollten einfach verschiedene Sachen ausprobieren“, sagt Hänel. Ihre Tochter inspirierte die beiden Autoren erst zu Kinder- später zu Jugendgeschichten. Sie beschäftigten sich mit Themen, die ihre Tochter begeisterten, Dingen, die sie spannend oder lustig fand. Doch ein Leben lang Bilderbücher zu schreiben, wäre irgendwann langweilig geworden, sagt Hänel, „wir wollten irgendetwas finden, was uns kitzelt“. Und so probierten es die beiden mit Urlaubskrimis und schließlich mit Psychothrillern, wie „Fastenzeit“ oder „Rauhnächte“ – und das mit Erfolg. Mittlerweile haben Hänel und Gerold über 150 Bücher in 30 Sprachen veröffentlicht.

Sie arbeiten und leben zusammen – und das erfolgreich.

Sie genießen die Freiheit des Autorenlebens

Das Besondere am Autorenleben, so wie sie es leben, sei der gigantische Freiraum, sagt Hänel. „Wir mögen es von zuhause aus zu arbeiten und dass wir uns die Arbeit so einteilen können, wie wir es wollen“, ergänzt Gerold. Das hatte allerdings anfangs auch seine Schattenseiten. So habe es beispielsweise lange gedauert, bis die beiden sich an die Zweisamkeit gewöhnt hätten. Jeden Tag aufs Neue mit derselben Person zu arbeiten und zu leben, sei nicht für jeden was. Doch diese Zweisamkeit und die Freiheit beinahe selbstbestimmt zu arbeiten, genießen sie nun.

Jungen Autoren, die versuchen in der Buchbranche Fuß zu fassen, raten die beiden, einen langen Atem zu haben und genug Mut, Kraft und Energie mitzubringen. „Man braucht Glück und muss beharrlich sein und sich trotz der vielen Ablehnungen von Verlagen nicht unterkriegen lassen“, sagt Hänel.

Text: Merle Haarstick, Fotos: Lorena Kirste

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