Turbulente Komödie mit fetzigen Wortgefechten und urkomischen Verzweiflungstaten
„L“ – wie Liebe, Lust und Leidenschaft: Im gleichnamigen Hotel haben sich Alice und Henry einquartiert. Seit 25 Jahren sind sie miteinander verheiratet – doch die Leidenschaft füreinander ist raus. Die Beziehung dümpelt vor sich hin, zwischen Abendessen, Nachrichten schauen und Büchern statt Sex im Ehebett. „Das kann doch nicht alles gewesen sein“, versucht Alice als letzten Versuch ihre eingeschlafene Beziehung mit dem praktischen Ratgeber „Sex für Dummies“ wiederzubeleben.
Tiefsinnige Lebensbilanz-Frage
Ob Alice (gespielt von Tanja Schumann) und ihrem Mann Henry (alias Falk-Willy Wild) dies gelingt, erfahren die Gäste im Neuen Theater bei der neuen Komödie „Reizende Wäsche“ erst zum Ende hin. Die tiefsinnige Lebensbilanz-Frage des Stückes, die Alice auf der Bühne formuliert: „Heute sind wir hier, um zu sehen, was von uns noch übrig ist. Ist das genug? Und wenn nicht – lasse ich mich scheiden?“
Während sich der sachlich ausgerichtete Ingenieur Henry mit lächelnder Hausfrau, gemeinsamem Abendessen und Nachrichten schauen zum Entspannen zufriedengibt, findet Alice: „Wir machen nichts, sind in einer Sackgasse. Ich bin nicht nur Ehefrau und Mutter, sondern habe auch sexuelle Triebe.“ Ihr Mann habe vergessen, wie es ist, wenn man lebt. Deshalb müsse nun Neues versucht werden.
Versuch im Fitness-Studio geht schief
Ihr erster eigener Versuch geht dabei gehörig schief: Im Fitness-Studio scheitert Alice am Laufband zwischen jungen Models: optisch „Drei Engel für Charlie“ – mit ihr als stürzendem Alters-Moppel in der Mitte. „Ab 50 bekommen Frauen ja auch in Filmen entweder nur noch Rollen als Großmutter oder Krebspatientin. Oder sie sind mit Botox sexy gespritzt“, beklagt sie ihre Angst, für Henry nicht mehr sexy genug und auch noch zu dick zu sein.
Im L-Hotel soll nun der Funken überspringen und die gegenseitige Leidenschaft wiederbelebt werden. Schließlich war da ja mal was bei den Urlauben in Italien, Südfrankreich und auf Hawaii, bevor dann die drei Kinder kamen …
Mit Netzhemd, Duftkerzen und Champagner
Und so geht „L“-Hausdiener Pear (Benedikt P. J. Sommer) mit Netzhemd, Duftkerzen und Champagner zur Hand – „Wir sind sexpositiv eingestellt, bis hin zur Plastikplane“ – werden Massage- und Fühltipps sowie gegenseitig erzählte erotische Fantasien als Tipps aus dem Sexratgeber ausprobiert. Das geht bis hin zu Dirty Talk, Overknee-Lackstiefeln und Reitgerte. Dank vieler Missgeschicke beider gewollt eher humorvoll als erotisch – und sogar mit einem Wondergirl, Horst und einem Cäsar auf der Bühne.
Die Drei-Personen-Komödie von Michele Riml ist bis zum 9. November täglich – außer montags – im Neuen Theater, Georgstraße 54, zu sehen.
Weitere Informationen unter www.neuestheater-hannover.de oder unter Tel. 0511/363001
Text: Torsten Lippelt
Fotos: Oliver Vosshage/Neues Theater