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Im Interview mit Maren Meyer

29. Dezember 2023

Was kommt? Was bleibt? Was geht? Und: Gibt es eine Wiederentdeckung? Die Bartenderin weiß, was Menschen am Tresen wünschen. Der Nobilis verrät sie Tipps und Trends.

Maren Meyer ist leidenschaftliche Bartenderin, Gastgeberin und Spirituosenliebhaberin. In ihrer hauseigenen Bar begeistert sie ihre Gäste mit ihrem umfangreichen Wissen im stilvollen Ambiente. Seit rund zwei Jahren steht sie als erste Frau an der Spitze der Deutsche Barkeeper-Union.

Was begeistert Sie an Ihrem Beruf?

Am meisten Freude macht mir der Kontakt mit Menschen. Deshalb habe ich mich vor 30 Jahren dafür entschieden. Es ist ein sehr kreativer Beruf. Es sind immer unterschiedliche Menschen und andere Drinks, die ich mir ausdenken kann. Ich habe meistens keine feste Karte, bei mir kann man unterschiedliche Geschmacksprofile bestellen.

Gibt es bestimmte Trends oder Getränke, die Sie positiv überrascht haben?

Mich überrascht eigentlich gar nichts mehr. Was mir aufgefallen ist, ist, dass sich der Lebenswandel in der Auswahl der Drinks zeigt. Alkoholfreie Getränke werden mittlerweile sehr oft nachgefragt. Beim Catering für Events biete ich genauso viele alkoholfreie Drinks an wie welche mit Alkohol. Es gibt mittlerweile sogar alkoholfreie Bars, die sich genau darauf spezialisiert haben. Eine Freundin hat jetzt gerade eine neue Bar in Hamburg aufgemacht, wo es nur alkoholfreie und Cocktails mit wenig Alkohol gibt. Dieser Trend wird sich fortsetzen.

Können Sie sagen, was diesen Winter die beliebtesten Getränke sein werden?

Im Winter alles, was man warm machen kann. Man könnte zum Beispiel einen Gin Tonic erhitzen. Und wenn man einen gelagerten Gin hat, dann bietet es sich an, ihn mit einem trüben Apfelsaft zu mischen. Dann fügt man einfach ein bisschen Zimt sowie Sternanis hinzu und hat abseits von Glühwein ein leckeres Wintergetränk.

Gibt es Spirituosen, die sie wiederentdeckt haben?

Ich mochte schon immer gerne Sherry und seit zwei Jahren verwende ich ihn wieder regelmäßig. Er war für mich eigentlich schon vergessen, weil er für viele als Oma-Getränk gilt. Sherry ist deshalb leider von vielen Karten verschwunden. Mich überzeugt er aber. Bei einem Tasting habe ich einen süßen PX-Sherry (PX = Pedro Ximenez) zur Zigarre gereicht.

Haben Sie einen absoluten Lieblingsdrink?

Bis vor Kurzem war der Manhattan mein Lieblingscocktail. Ich habe jetzt aber ein altes Rezept aus dem vergangenen Jahrhundert neu entdeckt, den Columbus Cocktail von 1908. Ich steh‘ auf alte Drinks, die nur zwei oder drei Komponenten haben und dafür perfekt gemacht sind.

Was ist drin?

Das Grundrezept ist 4 cl weißer Wermut und Achtung, Angosturabitter. Davon nimmt man eigentlich nur einen Dash. Für dieses Rezept braucht man 2 cl. Und das Ganze muss geshakt werden, nicht gerührt. Ich persönlich tausche den weißen Wermut gegen einen roten ein. Und ich habe den Drink zusätzlich mit Ylang-Ylang-Spray parfümiert.

Was braucht es für den perfekten Silvesterdrink?

Mit Silvester assoziiere ich Sprudel. Deshalb habe ich auch zwei Cocktails mit Champagner ausgesucht. Es kann auch ein Crémant oder ein guter Winzersekt sein. Was auch immer super geht, damit man wenig vorbereiten muss, sind Punches oder Bowlen. Da kann sich jeder selbst etwas nehmen und es gibt viele einfache Rezepte mit oder ohne Sprudel. Viele haben von ihrer Oma noch ein Kristallgefäß, das für Silvester reaktiviert werden könnte.

Empfehlungen für Silvester-Cocktails von Maren Meyer

Text: Jana Oppermann, Fotos: Frank Wilde

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