Das Essen hat bei Hochzeiten immer einen großen Stellenwert. Gleichzeitig kann es aber auch eine Herausforderung sein. Gibt es Allergien? Haben die Großeltern vielleicht einen anderen Geschmack als die Teenager-Gäste? Das alles kann bei einem gesetzten Menü durchaus zu Schwierigkeiten führen. Wer jedoch auf kleine, feine Häppchen und unterschiedliche Snacks vom Caterer setzt, kann viele verschiedene Ansprüche bedienen. Wir haben uns in der Gastro-Szene umgesehen.
Caterer in Hannover
Wie viele Caterer es in Hannover gibt, ist schlecht zu sagen. „Da es – neben den klassischen Cateringunternehmen – auch gastgewerbliche Betriebe (sowohl Restaurants als auch Hotels) gibt, die ebenfalls Catering für ihre Gäste anbieten“, sagt Renate Mitulla, Geschäftsführerin des Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Niedersachsen: „Ganz abgesehen von Fleischereien und Bäckereien mit Cateringangeboten.“ Wer im Internet recherchiert, bekommt über trustlocal zumindest eine Ahnung davon, wie viele es geben könnte. Die Plattform wertet Unternehmen aus, die einen Onlineauftritt haben. Laut Trustlocal gibt es 4.880 verifizierte Caterer in Hannover. Bekannte Catering-Unternehmen sind beispielsweise „Pohl-Position“, „Wahre Gaumenfreunde“ und „fresh&joy“.
Catering entspricht dem Lifestyle
In Hannover wird Catering immer mehr Trend. Denn Catering entspricht dem Lifestyle. „Seit Mitte vergangenen Jahres haben wir festgestellt, dass immer mehr Paare auf Catering bei ihrer Hochzeit setzen“, erklärt Arne Pohl, Geschäftsführer von Pohl-Position. Ein „gesetztes Essen“ sei out. „Kaum jemand möchte noch klassisch am Tisch bedient werden“, sagt Pohl. Ganz wichtig sei den meisten, dass die Atmosphäre locker ist. Er zitiert gerne ein Brautpaar, das zu ihm kam und seinen Wunsch so formulierte: „Die Gäste sollen das nicht Gefühl haben, sich benehmen zu müssen.“ Dazu passt auch seine Beobachtung, dass Paare immer seltener in klassischen Locations feiern wollten. „Der Trend geht zu ungewöhnlichen Orten oder auch zu einer Feier im eigenen Garten“, hat er beobachtet.
Vermehrt Feiern im Privaten
So pauschal möchte Renate Mitulla von der Dehoga das nicht unterschreiben. Allerdings hat auch die Dehoga festgesellt, dass seit Corona vermehrt in privaten Räumen gefeiert und sich die Größe der Gesellschaften verkleinert hat. „Große Hochzeiten mit über 100 oder 200 Personen finden fast gar nicht mehr statt“, sagt die Dehoga-Geschäftsführerin: „Hier spiegelt sich die allgemeine Konsumzurückhaltung unserer Gäste wider.“
Catering gleich Kostenersparnis?
Doch nicht nur das. „Es kann sein, dass der Gast nicht das Ambiente in den Betrieben vorfindet, in dem feiern möchte und daher seine eigenes Wohnumfeld präsentieren möchte“, sagt Mitulla. . Vielfach ginge es auch um die Kosten, die das Paar mit einem Catering insoweit minimieren möchte, indem es beispielsweise Getränke selbst einkaufte. „Da sollte jeder Gast durchrechnen, inwieweit tatsächlich Kosten eingespart werden können wenn man den Zeitaufwand berechnet und die Nacharbeiten wie Aufräumen oder Reinigung mit einberechnet“, erklärt sie: „Wir empfehlen den Gästen mit dem Gastronom zu sprechen und einen Pauschalbetrag zu nennen, der pro Person zur Verfügung steht.“ Auf dieser Grundlage könne der Caterer ein Angebot machen.
Der Ort bestimmt das Essen
Doch was erwarten die Brautpaare, die sich fürs Catering entscheiden? Zum einen möchte Brautpaare heute auf sie perfekt zugeschnittenes Essen, das ihren Ansprüchen und ihrem Geschmack entspricht, zum anderen können sie durchs Catering die unterschiedlichsten Bedürfnisse ihrer Gäste gerecht werden. Da Hochzeiten auch zunehmend im eigenen Garten oder an ungewöhnlichen Orten gefeiert werden, bietet ein Catering maximale Flexibilität. Gegessen wird, wo man gerade ist. Oder einfacher gesagt: Das Essen diktiert nicht mehr die Location; der Ort bestimmt das Essen.
Zubereitung als eigener Eventpunkt
Es ist die neue Nahbarkeit und der familiäre Rahmen, der diese Feiern ausmacht. Gleichzeitig soll das Essen aber auch optisch und eventtechnisch etwas her machen. Die Zubereitung der Gerichte wird immer mehr als eigener Programmpunkt bei einer Hochzeit angesehen. Die Gäste bekommen nicht mehr nur die fertigen Gerichte eines Menüs vorgesetzt, sondern nehmen aktiv an der Zubereitung teil. Show-Cooking wird zum eigenen kleinen Eventteil des Großevents Hochzeit.
Caterer sorgen auch fürs Geschirr
„Ob ein Koch bei einem Event vor Ort die Speisen zubereitet, hängt natürlich auch vom Wunsch des Paares, dem Stil der Hochzeit und der Lokalität ab“, sagt Pohl. Wenn es gewünscht sei, bietet der Caterer auch einen Komplettservice an. Dazu gehört auch, dass Geschirr und Servicekräfte gestellt werden. Das schon nicht nur Zeit, sondern auch Nerven des Paares. Immer mehr Caterer bieten daher auch einen kompletten Service an. Immer mehr Paare setzen auf professionelle Caterer, die auch Servicekräfte, Deko und Getränke mit anbieten. Viele stellen inzwischen auch Geschirr und Gläser, wenn dies gewünscht ist. Das kostet natürlich.
Die Kosten
„Bei uns fängt es ungefähr bei 55 Euro pro Person an“, erklärt Arne Pohl. Nach oben gebe es keine Grenzen. Er habe schon Hochzeiten auf einem Dreimaster inklusive Essen und Feuerwerk organisiert. Die Komplettpakete fangen bei etwa 200 Euro pro Person an. Mit dabei ist dann auch eine entsprechende Lokalität. „70 Prozent unserer Kunden buchen den Service mit dazu“, sagt Pohl. Und das Essen?
Das Essen
Der Trend geht eindeutig weg vom standardisierten, gesetzten Menü hin zum individuellen Food-Erlebnis mit maximaler Flexibilität. Die Art des Essens steht oft im Einklang mit dem Motto der Hochzeit. Wird elegant oder eher lässig gefeiert? Legt das Brautpaar Wert auf eine luxuriöse Form des Catering oder spielen die Werte des Paares eine Rolle?
Klassisch in Hannover
In Hannover geht es eher klassisch zu. „Wir haben einen hohen Anteil, der in die klassische Richtung geht“, sagt Arne Pohl. Das mediterrane Buffet mit Antipasti und Lachs gingen immer. „Aber es muss auch konzeptionell passen“, sagt er. So habe er einmal bei einem Paar das Essen bereitgestellt, bei dem sie Griechin war und er aus dem orientalischen Kulturkreis kam. Beim Essen wurden beide Kulturen berücksichtigt.
Fotografierbares Essen
Doch noch eins ist heute extrem wichtig: „Das Essen muss fotografierbar sein“, betont Pohl. Oft sei das dem Brautpaar wichtiger als der Geschmack an sich. Für viele gelte der Grundsatz: Wenn ich schon viel Geld für eine Hochzeit ausgebe, dann muss sie auch öffentlichkeitswirksam inszenierbar sein. Das Essen muss sich sehen lassen können. Und das macht auch vor klassischen Pommes Frites nicht halt. „Wir haben neulich durchsichtige Pommes aus Kartoffelstärke gemacht“, berichtet Pohl.
Nachhaltigkeit und No Waste
Vielen Paaren ist aber auch die Nachhaltigkeit ihres Essens besonders wichtig. Verarbeitet werden bei diesem Trend ausschließlich regionale Bioprodukte. Wer dem No-Waste-Trend folgt, der setzt auf wiederverwertbares Geschirr.
Unterschiedliche Stationen
Beliebt sind auch Food-Trucks, aus denen heraus das Essen wie Hot-Dogs, Burger oder Pizza gereicht werden, oder Live-Cooking-Stationen, an denen Köche frische Nudelgerichte oder asiatisches Essen vor den Augen der Gäste herstellen. Eiswagen oder Stationen, an denen frische Waffeln zubereitet werden, komplettieren das Menü zum Selbstabholen.
Hochwertige Zutaten
Besonders beliebt sind hochwertige Zutaten und ungewöhnliche Kombinationen. Oft sind auch vegane oder vegetarische Gerichte dabei. So sind bei Brautpaaren in diesem Jahr beispielsweise auch Blumenkohl-Steaks, vegane Käseplatten, gesunde Bowls oder Superfood-Snacks gefragt.
Donut-Walls und Cupcake-Türme
Neben der klassischen, mehrstöckigen Hochzeitstorte sind es in diesem Jahr vor allem Donut-Walls oder Cupcake-Türme, an denen sich die Gäste bedienen können. Oft gibt es auch große Candy Bars mit den unterschiedlichsten Törtchen und Gebäckstücken. Oft darf auf ein Schokobrunnen nicht fehlen, an dem jeder Gast frisches Obst in flüssige Schokolade tauchen kann.
In sechs Schritten zum passenden Caterer
- Budget- und Gästezahl festlegen: realistische Preisgrenze pro Person und Gesamtbudget fürs Catering kalkulierten. Die Zahl der Gäste ist auch wichtig für die Auswahl des Caterers. Nicht jeder kann eine große Personenzahl beliefert
- Stil des Caterings: Auch der Stil des Caterings hat Einfluss auf die Auswahl des Caterers. Wer trifft meinen Geschmack? Wer arbeitet mit den Zutaten, die ich möchte? Ist Buffett, Food-Truck oder Live-Cooking gefragt?
- Recherche: Am besten ist es, zweigleisig nach dem persönlichen Catering-Favoriten zu suchen. Zum einen kann man auf Empfehlungen von Freunden, Verwandten oder auch über Soziale Netzwerke setzen; zum anderen kann man im Netz beispielsweise über weddingstyle.de oder eventcatering.info nach dem passenden Caterer suchen. Bewertungen in Hochzeitsforen können auch weiterhelfen.
- Probeessen: Besorgt Euch einen Termin zum Probeessen. Das bieten viele Caterer an. Auch sollte man vorab klären, wie flexibel der Caterer auf spezielle Wünsche reagiert und ob er veganes/vegetarisches Essen anbietet.
- Service und Logistik: Was bietet der Caterer an Service an? Werden Auf- und Abbau berechnet? Wird Personal gestellt? Wie ist die Abrechnung? Per Stunden oder Tagessatz?
- Vertragsunterzeichnung: Erhält der Vertrag alle Details? Wie sieht es mit einer Stornierung aus? Sind Anzahl der Gäste und Zusatzleistungen verzeichnet?
Allgemein gilt: Wichtig ist, auf sein Bauchgefühl zu hören. Zudem sollte man – gerade bei Gartenhochzeiten oder Hochzeiten, die draußen stattfinden, immer eine Alternative haben, falls es kalt und regnerisch werden sollte. Renate Mitulla von der Dehoga rät: „Das Paar sollte sich im Vorfeld Gedanken machen, welche Art von Speisen und Getränken angeboten werden sollen. Mietet man auch zusätzlich das Geschirr, Gläser, ein Zelt oder andere Dinge? Welche Kosten kommen da zusätzlich? Und dann den Partner suchen, der dies leisten kann.“
Text: Heike Schmidt
Fotos: Freepik