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Kleine Tiere ganz groß

07. September 2023

Für viele Menschen sind die kleinen Biester nur große Nervtöter: Insekten. Wie wunderschön und wichtig sie für unser Leben sind, zeigt jetzt die Ausstellung „Extinct & Endangered: Insekten in Gefahr“. Zu sehen sind 35 großformatige Fotografien von Insekten, bei denen jedes noch so kleines Härchen und jeder noch so filigraner Flügel in 300facher Vergrößerung zu sehen sind.

Der in London geborene Fotograf Levon Bliss hat die Fotografien in mühevoller Kleinarbeit hergestellt. Seine Bilder setzen sich aus 10.000 Einzelaufnahmen zusammen. „Nur so kann ich gewährleisten, dass jedes noch so kleinste Detail scharf ist“, erklärt der Fotograf, der eigens zur Eröffnung am Mittwochabend angereist war. Bis alle Einzelteile zusammengesetzt sind, dauert es.

Vier Wochen für ein Bild

„Pro Bild benötige ich etwa vier Wochen“, erklärt er. Dass seine Protagonisten während ihres wochenlangen Shootings wegkrabbeln oder -fliegen könnten, steht nicht zu befürchten. Die meisten von ihnen sind bereits 100 Jahre tot. Sie werden unter anderem in der Sammlung des American Museum of Natural History aufbewahrt. Dieses Museum, das vielen aus dem Film „Nachts im Museum“ bekannt sein dürfte, hat die Ausstellung mit den großformatigen Bildern auch konzipiert. Die Ausstellung ist erstmals in Europa zu sehen. Das Landesmuseum steuerte Leihgaben von heimischen Insekten hinter Glas hinzu.

Man schützt nur, was man kennt

„Als größter außerschulischer Lernort haben wir auch einen Bildungsauftrag“, erklärt der Geschäftsführer des Zoos Andreas Casdorff. Diesen wolle man aber nicht mit erhobenem Zeigefinger wahrnehmen. Man wolle eher begeistern und die Besucher „emotional mitnehmen“. Getreu dem Grundsatz: Man schützt nur, was man kennt. Gemeinsam mit der Artenschutzreferentin Marlis Dumke hat er den Kontakt zu Museum in New York hergestellt. Dass die kleinen Insekten mindestens genauso wichtig wie die großen Tiere sind, die der Zoo zeigt, belegt die Artenschutzreferentin mit einer Zahl: „In den vergangenen 30 Jahren ist die Anzahl der Insekten um 75 Prozent zurückgegangen.“

Es begann als Geschenk

Der Artenschwund und damit auch die immer geringer werdende Diversität von Lebewesen ist auch etwas, worauf Fotograf Levon Bliss hinweisen möchte. Sein Ansatz dazu ist ein rein menschlicher: „Wenn ich möchte, dass Sie mir zuhören, muss ich Ihnen etwas Schönes geben.“ Dass er überhaupt damit angefangen hat, Insekten zu fotografieren, ist seinem Sohn geschuldet: Vor 13 Jahren hatte die Familie dem damals Achtjährigen ein Mikroskop geschenkt. Gemeinsam sahen sich Vater und Sohn Insekten aus dem Garten darunter an. „Ich wollte ihm als Geschenk ein Insekt möglichst schön fotografieren“, erinnert sich Levon Bliss. Dabei erkannte er auch, die Schönheit der winzigen Tiere auf dem Objektträger.

Die Ausstellung „Insekten in Gefahr“ läuft bis Ende März 2024. Zusehen ist sie während der Öffnungszeiten des Zoos sowie donnerstags, freitags und sonnabends von 17 bis 20 Uhr.

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