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Chilis: Jetzt wird es scharf

22. März 2023

Boris Schlumpberger gibt Tipps, wie man Chilis auf der eigenen Fensterbank ziehen kann.

Text: Heike Schmidt, Fotos: Frank Wilde

Sie sind klein, scharf und schmackhaft: Chilischoten. Wer die gesunden Muntermacher selbst ernten möchte, sollte sie jetzt aussäen. Das funktioniert auf dem Fensterbrett in der Küche genauso wie in einem Gewächshaus. „Ich selbst säe jetzt auch zu Hause meine Chilis aus“, erklärt Boris Schlumpberger. Er ist Kustos der Herrenhäuser Gärten und beschäftigt sich als Biologe nicht nur beruflich, sondern auch privat mit Pflanzen. Im Nutzgarten neben der Schloss­küche im Großen Garten gibt es immer im Sommer einige Chilipflanzen zu sehen, die hier auf die Bedeutung dieses Teils des Gartens hinweisen. „Der Große Garten war nämlich nicht nur ein Garten, in dem man dem Vergnügen nachgehen konnte und seine Macht demonstrierte, sondern durchaus auch ein Nutzgarten“, sagt Schlumpberger. An den Pflanzen in den Beeten wuchsen Trauben oder Feigen, im hinteren Teil des Gartens an Obstbäumen Kirschen, Pflaumen oder auch Äpfel.

Ob Chilis auch dabei gewesen sind? „Das kann ich nicht sagen“, erklärt der Biologe. Möglich wäre es gewesen – schließlich soll Kolumbus die scharfen Schoten, die botanisch gesehen Beeren sind, schon bei seinen ersten Expeditionen nach Südamerika Ende des 15. Jahrhunderts mitgebracht haben.

Chilis sind Schmerzkiller

Chilis fanden in Südeuropa schnell Anklang – auch, weil sie als Arzneimittel benutzt wurden. Heute weiß man, dass der in den Schoten enthaltene Wirkstoff Capsaicin dafür sorgt, dass sich die Gefäße erweitern und das Blut selbst in die entlegensten Winkel strömen kann. Daher kann uns auch schnell die Röte ins Gesicht schießen, wenn wir zu viel Chili zu uns nehmen. Außerdem unterbindet Capsaicin die Schmerzweiter­leitung, indem es sich an den Vanilloid-Rezeptor bindet, der dazu dient, dass wir Schmerzen fühlen. Chilis können also mehr, als Speisen zu Würze zu verhelfen. Dabei sind sie einfach zu ziehen. „Chilis verzeihen viel“, erklärt der Biologe. Man sollte nur darauf achten, dass sie genügend Licht, Wärme und Wasser bekommen. „Wenn Chilis zu wenig Licht bekommen, werden die Triebe lang und schlaksig“, weiß der Experte. Wer eine schöne Chilipflanze haben und Früchte ernten möchte, sollte zum Ziel einen kleinen Busch haben.

Die Hauptzutat aus dem Supermarkt

„Chilis sind Halbsträucher, verholzen sehr schnell und können im Alter buschig wirken“, sagt Schlumpberger. Chilis sind mehrjährig und in ihrer natürlichen Umgebung Mittel- und Südamerikas werden Chilibüsche auch ziemlich alt. „Wer hier seine Chili überwintern möchte, der benötigt möglichst ein Gewächshaus oder ein sehr helles Treppenhaus“, weiß der Biologe. Ansonsten ist es der Pflanze zu dunkel und zu kalt. „Aus diesem Grund ziehen viele Menschen jedes Jahr einen neuen Chili-Busch.“ Und das ist gar nicht kompliziert – zumal man die Haupt­zutat in jedem Supermarkt bekommt. „Zunächst die Schote aufschneiden und die Samen herausnehmen“, beschreibt Schlumpberger das Vorgehen. Für die Saat ist es unerheblich, ob die Samenkörner frisch oder getrocknet sind. Diese Samen dann in mit Anzuchterde gefüllte Töpfe circa einen halben bis einen Zentimeter tief in die Erde geben, diese leicht darüberstreichen und die Töpfe wässern. Dann geht es ab ins Mini-Gewächshaus. Deckel drauf und an einen sonnigen Ort auf der Fensterbank stellen. Die oberen Lüftungsschlitze zunächst geschlossen halten. „Man möchte ja, dass ein feuchtwarmes Klima im Gewächshaus entsteht“, betont der Biologe. Erst wenn es im Häuschen zu heiß werden sollte, die Lüftungsschlitze etwas öffnen. „Das ist Gefühlssache.“

Bedingungen für die Chilis: Wärme, Licht und Wasser

Wenn die Pflänzchen keimen, dann sollte man sie vereinzeln, sodass jede Pflanze genügend Platz zum Wachsen hat. „Im Fachjargon nennt man das pikieren“, erklärt Schlumpberger. Dazu bekommen die kleinen Chilis auch einen größeren Topf. Von jetzt an macht die Pflanze fast alles allein – vorausgesetzt, sie hat genügend Wärme, Licht und „ab und zu mal einen handelsüblichen Dünger“. Es kann allerdings dauern, bis man die eigenen Chilifrüchte ernten kann. „Von der Blüte bis zur Frucht kann es je nach Sorte zwischen 90 und 120 Tagen dauern“, weiß der Fachmann. Schon allein deswegen sei es ratsam, möglichst früh mit der Chilizucht auf der Fensterbank zu beginnen.

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