„Musik heilt, Musik tröstet, Musik bringt Freude“ – dieses Zitat des bedeutenden Violinisten Yehudi Menuhin ist das Motto von „Live Music Now Hannover“. Seit 20 Jahren hat sich der Verein zum Ziel gesetzt, Musik zu den Menschen zu bringen, die selbst nicht in Konzerte gehen können. Die Nobilis hat mit der Vorsitzenden des Vereins, Juliane Dohme, auf die vergangenen Jahre zurückgeschaut – und auch einen Blick in die Zukunft geworfen.
Yehudi Menuhin als Vorbild
Angefangen hat alles mit einem berühmten Violinisten – Yehudi Menuhin – und seinen Erfahrungen dazu, was Musik bei den Menschen bewirken kann. „Yehudi Menuhin spielte vor allem für Menschen am Rande der Gesellschaft“, berichtet Dohme. Dazu gehörten Überlebende aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen nach dem Zweiten Weltkrieg oder auch die schwarze Bevölkerung in Südafrika. Im Jahr 1963 gründete er die Yehudi Menuhin School. Noch heute werden an der Schule im englischen Surrey musikalische Nachwuchstalente ausgebildet.
Stipendiaten von der Hochschule für Musik, Theater und Medien
Die Förderung junger Musiker sei auch ein Ziel von „Live Music Now“, erklärt Dohme. Dazu wählt eine Jury des Vereins Stipendiaten der Hochschule für Musik, Theater und Medien aus, die dann in den Konzerten von „Live Music Now“ auftreten dürfen. Solche Konzerte gibt es in Senioreneinrichtungen, Psychiatrien, Justizvollzugsanstalten, Heimen, Hospizen und anderen sozialen Einrichtungen.
Die Konzerte zu organisieren bringe auch Herausforderungen mit sich. Im Verein sind insgesamt 30 Ehrenamtliche tätig, die jährlich rund 250 Konzerte in 70 sozialen Einrichtungen organisieren. Sie müssen sich darum kümmern, dass Instrumente vor Ort sind oder erkrankte Künstler ersetzt werden. „Aber auch für die Musiker ist jedes Konzert mit Anspannung verbunden“, betont Dohme. Mal spielen sie für Kinder, mal für Menschen, die am Ende ihres Lebens stehen. Und sie spüren sehr stark, welche Wirkung ihre Musik haben kann.
Kissen als Dankeschön
„Das Besondere an den Reaktionen des Publikums ist, dass sie ungefiltert sind“, so Dohme. Sie habe schon erlebt, wie Kinder im Zentrum für autistische Kinder laut mitklatschen oder Hospiz-Bewohnern vor Rührung die Tränen kommen: Musik könne immerhin Erinnerungen wecken.
Ein Moment, an den Dohme sich gerne erinnert ist, wie ein älterer dementer Herr einer Sopranistin sein Kissen schenkte. Mit dem Kissen in der Hand sei er während des Konzerts zunächst unruhig hin- und hergelaufen. „Am Ende entschied er sich dazu, ihr das Kissen als Dankeschön zu überreichen.“
Der Nachwuchs fehlt
In den vergangenen 20 Jahren haben die Mitglieder des Vereins schon einiges erlebt: Von Open-Air-Konzerten während der Corona-Pandemie bis hin zu einem Konzert vor einer einzigen Person auf dem Flur eines Hospizes. Wie blickt Dohme auf die kommenden 20 Jahre? Natürlich werde der Verein auch in Zukunft noch Konzerte ausrichten. Auch die Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik, Theater und Medien bleibe bestehen. Einen Wunsch habe sie jedoch: „Wir benötigen mehr Menschen, die Zeit und Lust dazu haben, sich ehrenamtlich zu engagieren“, berichtet Dohme. Besonders freuen würde sie sich über jungen Zuwachs im Team.
Konzert am 18. April
Am Donnerstag, 18. April, feiert „Live Music Now Hannover“ sein 20-jähriges Bestehen mit einem Konzert. Um 19.30 Uhr präsentieren Alumni und aktuelle Stipendiaten des Vereins ein musikalisches Programm im Richard Jakoby Saal der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Der Eintritt ist frei. Karten können unter ticket@livemusicnow-hannover.de reserviert werden.
Text: Luise Moormann