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Joy Denalane bei Enercity Swinging Hannover_(c)_Jan-Gerrit Sc

UNESCO City of Music: Hannover feiert Jubiläum

21. März 2025

Seit zehn Jahren trägt Hannover den Titel „UNESCO City of Music“ (UCOM) und ist stolzer Teil des weltweiten Netzwerks der Creative Cities. Kaum eine Stadt verfügt über einen vergleichbaren musikalischen Reichtum wie Hannover – und doch ist der Sound von der Leine bislang zu wenig nach außen geklungen. Das soll sich im Jubiläumsjahr ändern: Zahlreiche musikalische Veranstaltungen und Aktionen werden die City of Music für die gesamte Bevölkerung erlebbar machen und neu erklingen lassen.

Von Georg Friedrich Händel über Thomas Quasthoff, Heinz Rudolf Kunze, Roger Cicero und Lena Meyer-Landrut bis hin zu den Scorpions, Mousse T. und Fury in the Slaughterhouse reicht die Liste der Musiker „made in Hannover“. Hinzu kommen zahlreiche Chöre, eine vielfältige Clubszene sowie bedeutende Bildungsinstitutionen wie die Hochschule für Musik, Theater und Medien, die Deutsche POP/Akademie der Musik- und Medienbranche oder das MusikZentrum Hannover.

Die „Open-Air-Stadt“ seit den 80ern

Außerdem erlangte Hannover dank erfolgreicher Konzertveranstalter wie Hannover Concerts bereits in den frühen 1980er-Jahren den Ruf einer „Open-Air-Stadt“. Hier traten und treten die größten internationalen Pop- und Rockstars ihrer Zeit auf, darunter die Rolling Stones, Michael Jackson, Tina Turner, Prince, Pink Floyd, Madonna, Robbie Williams, AC/DC oder Bruce Springsteen.

Nicht nur auf den großen und kleinen Bühnen der Stadt, sondern auch im Stadtraum spielt die Musik: Alljährlich locken große Festivals wie das vom Jazz Club organisierte „Enercity Swinging Hannover“ oder die „Fête de la Musique“ zehntausende Musikfans in die City.

Passend zum runden Geburtstag präsentiert die Stadt einige Objekte aus der Schatztruhe, darunter die Gitarre von Klaus Meine, eine Beethoven-Partitur von Igor Levit, eine Brille von Heinz Rudolf Kunze, die 100.000. Langspielplatte der EDC und ein altes Grammophon. 

Emil Berliner – der Erfinder des Grammophons

Damit erinnert die Stadt zugleich an ihre beeindruckende Musikgeschichte: Hannover brachte mit mehreren Ton­trägermedien den mobilen Klang in die Welt. Emil Berliner, der Erfinder des Grammophons, presste 1898 die ersten Platten in Hannovers Nordstadt. Mehr als sechs Millionen Platten gingen von hier um die ganze Welt, weil sie die höchste Musikqualität boten. Ab den frühen 1950er-Jahren setzte sich die Erfolgsgeschichte mit den ersten LPs vom Band fort, und auch die ersten Musikkassetten und CDs gingen zuerst in Hannover in Serienfertigung. Und sogar der MP3-Standard, das bis heute gängige Komprimierungsverfahren von Musik, wurde an der hiesigen Universität entwickelt.

Viele Gründe also, um eine große Musikparty zu feiern. Den Auftakt der Aktivitäten zum zehnjährigen UCOM-Bestehen bildete am 30. November 2024 eine Veranstaltung im Kulturzentrum Pavillon. Mit dabei waren unter anderem Staatsministerin Claudia Roth, Oberbürgermeister Belit Onay, Scorpions-Sänger Klaus Meine, das Orchester im Treppenhaus, der Jazzchor Vivid Voices, gleich mehrere Delegationen der UCOM-Partnerstädte und viele Repräsentanten der Musikszene und Stadtgesellschaft.

Hannovers Kulturdezernentin Eva Bender verspricht: „Wir starten in ein Kulturjahr, das es in sich hat, und weitere Feiern reihen sich wie eine Perlenkette aneinander: 60 Jahre Pro Musica, 60 Jahre Scorpions und 75 Jahre Knabenchor. Parallel wird ein Musik-Entwicklungsplan erarbeitet, der die Musikszene für die Zukunft stärkt und weiterentwickelt.“

Sonderförderung von 200.000 Euro

Bei aller Begeisterung war in den vergangenen Jahren eher die Enttäuschung der hiesigen Musikszene zu spüren, die sich mehr Auswirkungen von dem UCOM-Titel erhofft hatte. In diesem Zusammenhang wurde vor allem bemängelt, dass der Titel zu wenig mit Leben gefüllt worden und vor allem zu wenig nach außen gedrungen sei. Genau hier möchte das Planungsteam ansetzen, die lokale Musikszene stärken und die internationale Zusammenarbeit fördern. Mit einer Sonderförderung in Höhe von insgesamt 200.000 Euro werden in diesem Jahr zwölf Projekte unterstützt, die sich dem gesellschaftlichen Zusammenhalt durch Musik widmen und verschiedene Szenen miteinander vernetzen.

Für mehr öffentliche Sichtbarkeit soll außerdem ein Musik-Kiosk im Herzen der Stadt zwischen Kröpcke-Uhr und Opernplatz sorgen. Einheimische und Touristen erhalten hier seit Anfang Dezember Informationen zu Hannovers Musikszene und den vielfältigen Konzertveranstaltungen. Wie es sich für einen Kiosk gehört, können dort Getränke und bunte Tüten, aber eben auch Konzerttickets und Platten lokaler Musiker erworben werden. Darüber hinaus sind vom Frühjahr an spontane Konzerte am Kröpcke geplant.

Bleibt nur noch zu wünschen, dass die Hannoveraner das große Angebot freudig und mit Stolz annehmen und (endlich) weit über die Grenzen ihrer UNESCO City of Music hinaustragen.

Text: Vanessa Erstmann

Fotos: Tobi Wölki/ Jan-Gerrit Schäfer für enercity swinging Hannover