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Lions Malstudio Hannover: Wenn Kunst Generationen verbindet

26. Mai 2025

Das Lions Malstudio fördert Kunst und Gemeinschaft gleichermaßen. Die Nobilis war an einem Nachmittag dabei.

Die Idee ist einfach und genial zugleich: Junge Kunststudierende unterrichten Menschen in der zweiten Lebenshälfte im Malen und Zeichnen. Eine Win-win-Situation für beide Seiten, denn die Studierenden verdienen sich etwas Geld und sammeln Berufserfahrung im künstlerischen Umfeld, während die älteren Schüler und Schülerinnen unter qualifizierter Anleitung lernen, sich künstlerisch auszudrücken. Und eine erfolgreiche Idee: Inzwischen treffen sich seit fast 50 Jahren jede Woche rund 100 junggebliebene Nachwuchsmaler in Hannovers City und probieren aus, was mit Pinsel, Stift und Farbe alles möglich ist. Lions-­Malerin Dr. Rita Scribelka erzählt: „Bei uns gibt es zwölf Malgruppen mit bis zu zehn Teilnehmern. Dabei ist es nicht so wie in der Schule, wir bekommen nicht vorgegeben, was wir malen sollen. Die Dozentinnen machen Vorschläge, aber ich entscheide dann selbst, ob ich lieber eine Landschaft, ein Stillleben oder ein Porträt malen will.“

Rita Scribelka malt nicht nur, sondern engagiert sich gemeinsam mit Dr. Anette Leonhard im Vorstand des Lions Malstudios. Die beiden pensionierten Ärztinnen sind vor einigen Jahren zufällig auf den Verein aufmerksam geworden, haben das Angebot spontan ausprobiert und sind dabeigeblieben. Anette Leonhard weiß warum: „Ich komme zu Hause nie dazu, mich mal hinzusetzen und zu malen. Aber hier nehme ich mir die Zeit, die Nachmittage im Malstudio sind mir heilig. Durch die Dozentinnen und auch durch die anderen Teilnehmerinnen bekomme ich so viele neue Ideen und Inspirationen, die mir sonst nie eingefallen wären. In der Gruppe macht das Malen sowieso viel mehr Spaß als allein.“ Auf die besondere Gemeinschaft des Lions Malstudios kommen beide Vorständinnen im Gespräch immer wieder zurück. Wer in den Verein eintritt, sucht sich eine der Malgruppen aus, die jeweils am gleichen Wochentag zur gleichen Uhrzeit stattfinden. In den Gruppen entstehen vielfältige Kontakte und sogar Freundschaften, manche gehen nach dem Malen regelmäßig noch etwas trinken.

Als Schatzmeisterin hat Anette Leonhard auch die Zahlen des Vereins im Blick: „Für den Jahresbeitrag von 240 Euro kann man das ganze Jahr über einmal in der Woche für zwei Stunden zum Malen kommen. Unsere Dozentinnen haben alle Kunst studiert und kümmern sich wirklich um jeden einzelnen. Wir haben ein sagenhaftes Preis-Leistungsverhältnis.“ Das Malstudio wird vom Lions Club Hannover gefördert, ebenso von der Stadt Hannover und der Bürgerstiftung. Außerdem ist der Verein Mitglied im Paritätischen und dem Freundeskreis Hannover.

Allerdings hat das Malstudio – wie so viele andere Vereine auch – seit der Pandemie nicht nur mit einer Delle im Zulauf zu kämpfen, sondern auch mit der allgemeinen Teuerung. Die beiden Vorständinnen betonen: „Wir freuen uns immer über Interessierte und neue Mitglieder ab 50 Jahre – jeder und jede ist willkommen, egal ob Anfänger oder Fortgeschrittene.“ Schnupperstunden sind jederzeit für einen Unkostenbeitrag von 10 Euro möglich, diese werden bei Eintritt in den Verein mit dem Jahres­beitrag verrechnet. Für die themengebundenen Workshops ist die Altersbegrenzung ab 50 aufgehoben, sie stehen auch jüngeren Menschen offen.

Und die künstlerischen Fortschritte der beiden Vorständinnen? Anette Leonhard weiß genau, was sie will: „Ich male am liebsten mit Acryl und gegenständlich. Allerdings nehme ich nicht so gerne die typischen Sujets, ich muss nicht die hundertste toskanische Landschaft mit Zypressen malen. Es gibt genug andere interessante Motive!“

Rita Scribelka berichtet lachend darüber, dass sie so gerne mehr abstrakt malen würde, „aber am Ende wird es dann doch immer wieder gegenständlich, ich weiß nicht warum. Aber das Schöne ist: Seit ich male, sehe ich die Welt ganz anders, mein Farbverständnis wächst und ich sehe Alltagsszenen ganz oft wie Bilder. Mein Ziel ist außerdem, alle meine sechs Enkel zu porträtieren!“

Mehr Infos gibt es unter www.lionsmalstudio-hannover.de.

Text: Catrin Kuhlmann
Fotos: Frank Wilde