Ein Jahr leitet Dr. Eva Jandl-Jörg als Direktorin das Wilhelm Busch-Museum. Jetzt zog sie eine Bilanz und stellte das neue Programm vor. „In diesem Jahr wird es mehr Ausstellungen als im Normalfall geben“, sagte sie und versprach drei große und vier kleine Ausstellungen.
Fußball kritisch hinterfragen
Die erste große Ausstellung trägt den Titel „AnPFIFF! Schweiß und Leidenschaft auf dem Rasen“. Sie wird am 16. März eröffnet und begleitet die Fußball-Europameisterschaft auf ihre Weise. Kritisch hinterfragt wird nicht nur die Fankultur, sondern beispielsweise auch Homophobie und Antisemitismus im Fußball. „Es geht aber auch um mentale Stärke“, erklärt die Direktorin, die für die Ausstellung auch Partner wie Hannover 96 oder die Robert-Enke-Stiftung gefunden hat. Das Museum hat dazu unter anderem Werke von Bettina Bexte, Greser & Lenz, Gerhard Haderer, Ruth Hebler und Rudi Hurzlmeier zusammengestellt.
Nachbarn, die Freunde sind
Es folgt daraufhin eine Ausstellung, die sich einer nachbarschaftlichen Freundschaft widmet. Sie heißt „Die lieben Nachbarn! Deutschland und Österreich – eine Freundschaft“ und wird am 26. Juli eröffnet. „Natürlich wird auch der Frage nachgegangen, was die Österreicher eigentlich denken, wenn die Deutschen zum Skilaufen kommen“, erklärt die Direktorin, die aus Österreich stammt. Sie erzählt dann auch gleich eine Anekdote, die ein sprachliches Phänomen auf den Punkt bringt: Als sie ihre Stelle angetreten und voller Innbrunst erklärt habe, sie liebe Speck, hätte sie oft in sehr erstaunte Gesichter geschaut. Eine solch zierliche Frau sollte Speck lieben? Für einige schien das sehr seltsam. „Aber Speck ist bei uns Schinken“, betont Jandl-Jörg – genauso wie die deutschen Wiener Würstchen in Wien Frankfurter hießen. „In unserer Ausstellung nähern wir uns diesen Komplexitäten der Nachbarschaft mit Komik und Satire. Es geht um existenzielle Fragen wie: Wie kocht Deutschland, und warum können es die Ösis besser?“ Oder auch um: Wer ist größer – Mozart oder Beethoven? Zugspitze oder Großglockner? Moin oder Servus? Polt oder Haderer?
Klecks-Kunst
Eine Gemeinschaftsausstellung wird dann gegen Ende des Jahres eröffnet: „PENG und HU. Sprechstunde der Herzen” startet am 30. November. Hinter Peng verbirgt sich Günter Mayer aus Österreich, Hu heißt im normalen Leben Rudi Hurzlmeier und stammt aus Deutschland. Die beiden Cartoonisten sind befreundet und haben für das Projekt Hirameki zusammengearbeitet. Hirameki bedeutet Geistesblitz und stammt aus dem Japanischen. Es ist eine Kunstform, bei der zufällige Farbklekse mit einfachen Strichen zum Leben erweckt werden. Hu wird zudem eigens für pferdenärrische Hannoveraner eine Reihe von humoristischen Pferdebilden mit nach Hannover bringen.
Drei Begleitausstellungen
Zu diesen großen Ausstellungen gibt es kleinere Begleitausstellungen im Gäste- wie im Kinderzimmer. Zur Ausstellung „AnPFIFF“ werden Originalillustrationen des Kinderbuchs von Philip Waechter „Sehr berühmt!“ gezeigt. Außerdem werden Karikaturen zum Thema Flucht und Migration, die Hoffnung auf ein neues Leben unter dem Thema „Ein Ort. Irgendwo“ begleitend ausgestellt. Die Ausstellung zu den lieben Nachbarn flankiert Nicolas Mahler, der als Comic-Zeichner und Illustrator arbeitet. Karikaturen des slowenischen Zeichners Ladislav Kondor werden erstmals parallel zur Ausstellung von PENG und HU zu sehen sein.
Kulinarische Partnerschaft
Wem das an Deutsch-Österreichischer Partnerschaft noch nicht genug ist, der mag vielleicht zu einem kulinarischen Nachbarschaftsabend kommen: gemeinsam mit Dietmar Althof, der aus Österreich stammt, wird das Wilhelm Busch Museum zu einem Abend voller Leckerbissen einladen. Wann das sein wird, steht allerdings noch nicht genau fest.
Geschichte des Comics
Auch innerhalb des Hauses sind die Veränderungen nach einem Jahr mit der neuen Direktorin spürbar: Das gemütlich eingerichtete Kinderzimmer, in dem Bilder kindgerecht ausgesucht sind und auf kinderhöhe hängen, wird sehr gut angenommen. Immer mehr Eltern kommen mit ihren Kindern ins Museum, um gemeinsam in Büchern zu schmökern oder sich von den Bildern an den Wänden zu eigenen Kreationen inspirieren zu lassen. Dank einer Kooperation mit der Stadtbibliothek Herrenhausen sind dort auch alle drei Monate neue Kinderbücher zu finden, in denen die kleinen Gäste in Ruhe schmökern können. Im gegenüberliegenden Trakt wird derzeit noch geschraubt und gehämmert. Dort wird es einen Raum geben, in denen die Geschichte des Comics in Schlaglichtern zu erleben sein wird. Denn auch die Geschichte des Comics hat Wilhelm Busch maßgeblich mit beeinflusst.
Text: Heike Schmidt, Beitragsbild: Rainer Dröse