Vom 3. bis 11. Mai 2025 wurde Hannover einmal mehr zum Zentrum der internationalen Vokalmusik. Von klassischer Renaissance über Jazz bis hin zu modernen Loop-Performances brachte die 23. Internationale A-cappella-Woche Hannover Vokalensembles aus aller Welt auf die Bühnen der Stadt. Trotz finanzieller Engpässe bot das Festival ein facettenreiches Programm und bewies, warum es zu den bedeutendsten Vokalmusik-Festivals in Deutschland zählt.
Was ist die A-cappella-Woche Hannover?
Seit über zwei Jahrzehnten lädt die A-cappella-Woche Hannover jedes Frühjahr nationale und internationale Ensembles nach Niedersachsen ein. Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, die Bandbreite vokaler Musik einem breiten Publikum näherzubringen – ganz ohne Instrumente. Die Festivalwoche steht für stilistische Vielfalt, musikalische Qualität und eine besondere Nähe zwischen Künstlern und Publikum.
Thematischer Fokus 2025: Kultur trotz Krise
Die Ausgabe 2025 stand unter dem Eindruck drastischer Kürzungen in der Kulturförderung, die das Festival kurzfristig vor finanzielle Herausforderungen stellten. Ein Konzert musste sogar abgesagt werden. Dennoch hielten die Veranstalter an ihrem Anspruch fest: ein Festival zu gestalten, das musikalisch Grenzen überschreitet und gesellschaftlich relevante Themen aufgreift. Der Appell an das Publikum, durch Spenden oder den Verzicht auf Ticketerstattungen das Festival zu unterstützen, zeigte Wirkung und sorgte für einen besonderen Gemeinschaftsgeist unter den Besuchern.
Programmhighlights 2025: Von Barock bis Beatbox
Das Programm überzeugte mit stilistischer Breite und hochkarätigen Acts. Besonders in Erinnerung bleiben:
The Real Group (Schweden) eröffnete das Festival bei einem großen Open-Air-Konzert auf dem Opernplatz, unterstützt von der deutschen Band anders – in Kooperation mit dem Deutschen Evangelischen Kirchentag.
Bei der A-cappella-Nacht im Theater am Aegi traten vier Ensembles aus Deutschland und Österreich auf, darunter baff!, Gesangskapelle Hermann und der Beat Poetry Club – ein spannender Mix aus Pop, Soul und Humor.
Das Ensemble Polyharmonique brachte im Kloster Loccum alte Musik von Palestrina & Co. zum Klingen – ganz im Geist historischer Aufführungspraxis.
Der Schweizer Stimmkünstler Martin O. faszinierte mit seiner Loop-Performance „Super Looper“, bei der er nur mit Stimme und Technik ganze Klangwelten erschuf.
Die Vokalband SLIXS, bekannt für ihre virtuosen Genre-Überschreitungen, begeisterte das Publikum im Pavillon – unterstützt von der Nachwuchsband Fluition.
Im großen Abschlusskonzert im Kuppelsaal vereinten sich alle Festivalfarben: Pop, Barock und Loop-Art trafen in einem emotionalen Finale aufeinander – moderiert von Arndt Schmöle.
Veranstaltungsorte & Konzept
Die Konzerte fanden an verschiedenen Orten in Hannover und der Region statt – von der Apostelkirche über das Schloss Landestrost in Neustadt bis zum Kulturzentrum Pavillon. Diese dezentrale Struktur ist ein Markenzeichen des Festivals: Vokalmusik wird an besondere Orte gebracht – zugänglich für unterschiedlichste Zielgruppen.
Begleitet wurde das Festival durch Workshops, Schulangebote und eine öffentliche Diskussionsrunde zum Thema „Kulturförderung in der Krise“, bei dem Vertreter aus Politik und Kulturverwaltung diskutierten, wie Musikveranstaltungen künftig gesichert werden können.
Ausblick: A-cappella-Woche Hannover 2026
Ein offizieller Termin für 2026 ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht. Üblicherweise findet das Festival jedoch wieder Anfang Mai statt. Die Organisatoren haben bereits angekündigt, trotz aller Herausforderungen an der Fortsetzung des Festivals festzuhalten. Wer dabei sein möchte, sollte sich ab Herbst 2025 über die Website des Festivals oder regionale Ticketportale wie hannover.de informieren.
Weitere Informationen finden Sie hier: www.acappellawoche.com/
Text: Roksana Leonetti
Foto: Freepik