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Die Nobilis bittet zum Schreibtisch

27. März 2024

Menschen aus Hannover zeigen, wie sie an ihrem Schreibtisch arbeiten – und warum sie es genau so tun.

Wer in Deutschland im Büro oder Homeoffice aktiv ist, verbringt einen Großteil seines Arbeitslebens – oft bis zu 8,5 Stunden täglich – an einem Schreibtisch. Dabei ist es vielen Menschen unter dem Motto „my desk is my castle“ wichtig, sich in Anbetracht dieser Stunden den Bürokosmos persönlich angenehm zu gestalten. Die Nobilis hat sich in Hannovers Stadtgesellschaft umgeschaut, wie diese es mit der Gestaltung ihres Arbeitsumfeldes hält.

„Nicht mehr als ein möblierter Arbeitsplatz“

Pastorin Sabine Jung arbeitet durchschnittlich zehn bis zwölf Stunden pro Tag. „Aber ich verbringe die wenigste Zeit an meinem Schreibtisch, sondern bin an unseren verschiedenen Standorten unterwegs“, sagt sie. „Als ich vor rund einem Jahr bei Diakovere als Theologische Geschäftsführerin gestartet bin, habe ich meinen Schreibtisch für mich auf das Nötigste reduziert: Bildschirm, Rechner, Fachliteratur“, berichtet die Pastorin. Wichtiger als der Schreibtisch seien für sie iPad und Mobiltelefon. „Damit bin ich für meinen Arbeitsalltag supergut ausgestattet und kann flexibel an jedem Ort arbeiten“, betont Jung. Dies tut sie auch, ob in der Straßenbahn oder im Aufzug – und so ist sie erreichbar für Mitarbeitende, Kooperationspartner und die Familie.

Auf keinen Fall fehlen darf auf ihrem Schreibtisch aber das Bild ihrer Familie – fünf Kinder und mittlerweile drei Enkelkinder. „Und selbstverständlich begleitet mich mein Mann auf dem Display des Smartphones“, lächelt sie. Zudem braucht sie Schokolade am Schreibtisch – „am liebsten dunkle“ –, um ihre Energiereserven wieder aufzufüllen. Darüber hinaus Kaffee und viel Wasser. Ihren Schreibtisch räumt Jung stets selbst auf. „Aber er ist für mich definitiv nicht mehr als ein möblierter Arbeitsplatz. Das hängt sicherlich mit meiner Sozialisation zusammen: Vor der Herausforderung, Familie und Arbeit in die Balance zu bringen, habe ich früh gelernt, meine Umgebung auszublenden und mich beispielsweise auf das Schreiben einer Predigt zu konzentrieren, wenn die Kinder gespielt und gelärmt haben. Das hilft mir heute enorm“, sagt sie.

Pastorin Sabine Jung hat auf ihrem Schreibtisch nur das Nötigste.

Ein Schreibtisch aus den Neunzigern

Der Schreibtisch von Ministerpräsident Stephan Weil steht in der Niedersächsischen Staatskanzlei an der Planckstraße. „Den habe ich geerbt, er steht seit den 90er-Jahren im Ministerpräsidentenbüro“, sagt Weil. „Ich mag ihn – er ist klar, sachlich und auch praktisch.“ In seinen mehr als elf Amtsjahren hat er inzwischen durchaus eine persönliche Beziehung zu seinem Schreibtisch aufgebaut. „Ich sitze nur sehr selten mehrere Stunden an ihm, weil ich viele Gespräche führe und viel im Land unterwegs bin. Deshalb verbringe ich deutlich mehr Zeit in meinem rollenden Büro, sprich im Auto“, betont der Ministerpräsident. Aber über seinen Schreibtisch seien schon viele Informationen gegangen, die ihm ziemlich viel Kopfschmerzen bereitet hätten.

Und was darf auf dem Schreibtisch nicht fehlen? „Als Ministerpräsident erhalte ich täglich eine ganze Menge Post, die viel Platz einnimmt. Dort darf aber mein iPad auf keinen Fall fehlen: Sowohl in meinem Büro in der Staatskanzlei als auch unterwegs beantworte ich damit E-Mails, verfolge die Nachrichten und nehme an Videokonferenzen teil. Und als leidenschaftlicher Teetrinker habe ich immer eine Tasse und eine Kanne auf meinem Arbeitsplatz stehen – am liebsten mit Grüntee gefüllt“, berichtet Weil.

Aus praktischen Gründen und aus Vorsicht ergibt sich für den Ministerpräsidenten daher eine ganz persönliche Tischordnung: „Die Teetasse steht eher rechts. Dort kann ich sie als Linkshänder nicht so leicht umwerfen. Und im Übrigen bilde ich Stapel: Noch zu lesen, Rücksprachen, Ausgänge …“, sagt Weil. Sein Schreibtisch ist „zuallererst ein Arbeitsmittel, aber wie gesagt: Ich mag ihn“. Nicht zuletzt deshalb räumt auch er ihn stets selbst auf.

Ministerpräsident Stefan Weil verbringt nur wenig Zeit am Schreibtisch. Trotzdem hat er eine ganz persönliche Ordnung.

„Ist der Laptop da, bin ich da“

Vollkommen anders ist die Bürosituation bei Dr. Volker Müller, seit dem Jahr 2000 Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN). „Ein Vorteil meines Schreibtisches: Ich muss nie sitzen. Wenn ich im Büro arbeite, stehe ich immer“, beschreibt er die geschätzten Vorteile seines Arbeitsmittels. Denn der selbst ausgesuchte Schreibtisch ist höhenverstellbar bis hin zum Stehpult. „Irgendwann war mal ein Kollege auf diese Idee gekommen. Zunächst hielt ich sie für überflüssig. Inzwischen hängt seit rund zehn Jahren nur noch mein Sakko über dem alten Sessel“, sagt Müller.

Bei Gesprächen und Videokonferenzen steht er seit Jahren nun auf einer dazu passenden Balanceplatte. „Im Stehen erlebe ich das Arbeiten aus einer anderen Perspektive. Und man fühlt sich freier, als wenn man sitzt“, hat er festgestellt. Dabei dürfen auf seinem Schreibtisch bestimmte Dinge trotzdem nicht fehlen: ein Familienbild und eines von ihm beim Händeschütteln mit dem König der Niederlande. Außerdem als Abschiedsgeschenk seiner früheren Sekretärin ein Pelikan-Set mit Brieföffner und Füllfederhalter sowie ein kleines Glücksschwein. „Das habe ich seit fast 30 Jahren. Dank dem habe ich schon häufiger mal Schwein gehabt“, lacht Müller. Außer einer Tischuhr und einem Notizblock liegt auch ein Laptop „links oder in der Mitte“. „Ist der Laptop da, bin ich da“, betont der UVN-Geschäftsführer. Und auch wenn er sich an seinem Schreibtisch beim Arbeiten wohlfühlt: „Es ist und bleibt nur ein Arbeitsplatz.“ Dabei aber so individuell wie seine Nutzer.

UVN-Geschäftsführer Dr. Volker Müller steht an seinem Schreibtisch, anstelle zu sitzen.

Text und Fotos: Torsten Lippelt

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