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Die neue Ordnung

27. Dezember 2023

Aufräumen. Klarheit schaffen. In einer Welt, in der Menschen immer mehr äußeren Einflüssen ausgesetzt sind, wird das Leben in den eigenen vier Wänden wichtiger denn je. Tidyism – abgeleitet vom Englischen tidy = aufgeräumt, ordentlich, sauber – ist der neue Wohntrend. Die Internationale Möbelmesse (IMM), die vom 14. Bis 18. Januar in Köln öffnet, zeigt diesen Trend.

Foto: kostikovanata AdobeStock_621737575

Unser beruflicher Alltag wird komplexer. Immer mehr multi-sensorische Impulse prasseln auf die Menschen nieder, so dass sich viele sich in dieser Welt überfordert fühlen. Im privaten Raum suchen sie Ruhe. Sie wünschen sich einen Ort, an dem sie die Übersicht haben. Sie wollen es tidy. Besonders in Großstädten befeuern zwei wesentliche Aspekte diesen Trend zusätzlich: Zum einen ist dort das Grundrauschen und dementsprechend der Leidensdruck höher. Zum anderen gibt es eine hohe Nachfrage nach Wohnraum. Mieten steigen. Kleinere Wohnungen sind gefragt. Wer aber weniger Platz hat, muss nicht nur aussortieren und aufräumen, sondern auch nach Lösungen suchen, seine Sachen zu verstauen. Möbel sollen möglichst multifunktional sein und mit wenigen Handgriffen ihre Eigenschaft ändern können. Nicht erst seit der Etablierung vom Homeoffice ist das sehr gefragt.

Hype um Ordnung

Gleichzeitig war die Pandemie auch ein Auslöser für das großen Ausmisten. 2019 angestoßen durch die Netflix-Serie „Aufräumen mit Marie Kondo“, startete ein regelrechter Hype um die Ordnung in den eigenen vier Wänden. Das Aufräumen war längst nicht mehr nur eine Notwendigkeit, sondern wurde zum Lebensgefühl erhoben. Immer häufiger stand die Frage im Vordergrund: Wie muss meine Wohnung aussehen, dass ich mich darin wohl fühle? Und was genau benötige ich dazu? Der Trend zur Reduzierung und Simplifizierung war geboren.

Foto: semerokozlyat-AdobeStock_650982340

Besitz ist Ballast

Deutschland räumt auf – und möchte es so clean, dass auch der Saugroboter ungehindert durchkommt. Besitz wird zunehmend als Ballast empfunden. In Deutschland hat jeder Mensch rund 10.000 Dinge, in den USA 30.000. In Zeiten, in denen der Lebensraum immer kleiner wird, stellt sich eine Frage immer drängender: Was benötige ich wirklich zum Glücklichsein? Und so propagiert auch Marie Kondo all seinen Sachen aus den Schränken zu räumen, jedes Teil einzeln in die Hand nehmen und sich zu fragen, ob dieses Teil einen glücklich macht. Wenn nicht, wird es gnadenlos aussortiert. So wird nicht nur Platz geschaffen, sondern auch das Wohlbefinden erhöht. Eine Studie der Princeton Universität belegt, dass Unordnung die Konzentration negativ beeinflusst. Und wer nicht aussortieren möchte (oder kann), der benötigt geschickte Aufbewahrungssysteme, die Ordentlichkeit garantieren. Auch sie sind dementsprechend im Trend.

Foto: AdobeStock_625545828

Passgenaue Möbel sind gefragt

Seit 2020 gibt es das „House of little Labels“, das auf seiner Website verspricht „Bye Bye Chaos! Hello Ordnung!“. Dort können alle Aufräumwütigen beispielsweise Ordnungsboxen und Aufbewahrungsbehälter in vielen Größen erstehen. Der Clou: die Boxen werden beschriftet – wenn gewünscht, sogar mit dem eigenen Label. Ethnicraft hingegen setzt auf die Klassiker unter den Mutlifunktionsmöbeln – in Couchtischen oder Bettkästen lässt sich Einiges unterbringen. Der polnischen Hersteller Tylko verfolgt seinen Slogan „Echte Menschen, echte Wohnräume“ konsequent. Jeder Kunde kann seine Möbel bis auf Zentimeter genau planen: „Mach dir jeden Millimeter zu eigen und pass deine Möbel an den Raum, seinen Stil und deine Anforderungen an.“ Möbel werden auf Bestellung gefertigt und ohne Zwischenhändler nach Hause geliefert.

Sechs Aufräumregeln nach Marie Kondo

Achtung: Auch wenn es wunderbare Aufbewahrungssysteme gibt. Diese bergen auch die Gefahr, wieder zu viele Dinge anzusammeln, indem man sie einfach sehr gut verstaut – und vergisst.

Text: Heike Schmidt

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