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Buntes für ganz unten

15. April 2021

Einst ungeliebte Weihnachtsgeschenke und vernachlässigte Kleidungsstücke, sind Socken und Strümpfe mittlerweile viel mehr: nämlich eine besonders stilvolle Möglichkeit, ein modisches Statement zu setzen. Bei diesem Trend spielen nicht nur Farben und Muster eine Rolle, sondern auch die verschiedensten Materialien. Was genau sich alles da unten tut, verraten die  beiden Designerinnen von der Hannoveraner Agentur june & juno.

Text: Helene Kilb, Fotos: Ha(n)nover Goods bye June & Juno

Noch vor etwa 15 Jahren gab es Socken vor allem in gedeckten Farben wie weiß, schwarz, blau oder braun. Das Auffälligste, was man tragen konnte, waren allenfalls zwei verschiedenfarbige Socken. „Früher hatte man eher unauffällige Socken an“, sagen auch Hilal Karacan und Lisa Weißgerber. Die beiden Frauen haben zusammen Modedesign an der Hochschule Hannover studiert und anschließend die Design-Agentur june & juno gegründet. Unter dem Label „Han(n)over Goods by june & juno“ entwerfen sie seit 2018 Socken und textile Accessoires mit Hannover-Wahrzeichen wie der Kröpcke-Uhr, dem Lindener Heizkraftwerk oder dem Ernst-August-Denkmal darauf.
Sie selbst können sich noch gut an die Anfänge der Socken-Vielfalt erinnern. Da gab es zunächst die beiden Schweden Mikael Söderlindh und Viktor Tell, die 2008 das Label „Happy Socks“ gründeten und damit langsam die Mode-Stores der verschiedensten Länder eroberten, so zum Beispiel auch in Großbritannien. „Vor neun Jahren waren wir für ein Praktikum in London“, erzählen die Designerinnen Hilal Karacan und Lisa Weißgerber, „da war das schon sehr weit verbreitet, alle großen Ketten hatten bunte Socken mit allen erdenklichen Motiven.“ Neben Punkten, Streifen und Karomustern zieren mittlerweile Früchte, Tiere und Pflanzen die Fußbekleidung, darüber hinaus Kunstklassiker wie die Mona Lisa, Vincent van Goghs Sonnenblumen oder Edward Munchs „Schrei“. Auch verschiedene Gerichte wie Pizza, Spiegeleier und Burger dienen als beliebte Motivvorlage – genau wie im Übrigen das eigene Konterfei, mit dem sich individuelle Fotosocken gestalten lassen.

Vielfalt in der Sockenkiste

All die Motivsocken, die sich für Frauen und Männer gleichermaßen eignen, sind meist aus Baumwolle hergestellt. Doch zahlreiche Hersteller zeigen indes, dass es auch anders geht: So zählen beispielsweise Socken und Söckchen mit eingewebten Glitzerfäden zum festen modischen Repertoire von Traditionsherstellern wie Falke oder Calzedonia. Etwas seltener zu finden ist dagegen Samt als Material. Eine der wenigen, die sich ganz dem luxuriösen Material verschrieben haben, ist die Designerin Simone Wild, die Samtsocken und -strümpfe in allen Längen und Farben entwirft. Für einen fast schon feenhaften Look wählt man am besten Tüllsocken, die sich gut mit Highheels oder Ballerinas kombinieren lassen. Der ursprünglichen Aufgabe von Socken oder Strümpfen – Füße und Beine warmhalten – kommen diese Modelle dabei aber nicht nach. Stattdessen umschmeicheln sie Füße, Knöchel und gegebenenfalls Waden ihrer Trägerin und ziehen oft zudem mit Applikationen wie Strasssteinen, Perlen, Stickereien oder gar dreidimensionalen Stoffblüten die Blicke auf sich. Ebenfalls transparent, aber weniger mädchenhaft sind meist einfarbige Modelle mit Streifen oder Punkten auf durchscheinendem Stoff oder Netzstrümpfe, wie sie etwa das französische Label St Eustache anbietet.

Mit dem richtigen Kleidungsstück zum Glück

Dass sich Socken und Strümpfe so langsam zu echten Lieblingsteilen mausern, haben die beiden Hannoveraner Designerinnen Karacan und Weißgerber selbst erlebt: Bei den sechs Farben, in denen es die „Han(n)over Socks“ gibt, hatten sie pro Farbe anfangs 600 Exemplare bestellt. „Mittlerweile sind wir schon bei mehreren tausend Exemplaren“, sagen die beiden, „Socken kommen einfach gut an.“ Meist seien es dabei die Frauen, die für ihre Männer einkauften, auch wenn immer mehr Männer selbst im Shop bestellten. Warum sich die Kleidungsstücke für ganz unten so großer Beliebtheit erfreuen, liegt für die beiden Designerinnen auf der Hand: „Es ist eine gute Möglichkeit, sich auszudrücken – allerdings ohne dass es gleich offensichtlich ist.“ Das gilt insbesondere für Menschen, die in ihrem Alltag einem Dresscode folgen und beispielsweise einen Anzug tragen müssen.
Darüber hinaus sind zahlreiche andere Kombinationen denkbar. „Generell gibt es da gar keine Regeln, etwa welche Schuhe oder Kleider passen“, sagt Hilal Karacan von june & juno. Allerdings haben sich einige Möglichkeiten bereits bewährt, wie ein Beispiel von Lisa Weißgerber zeigt: „Unter einem Anzug oder einer Jeans kann man eine besonders knallige Farbe rausblitzen lassen“, sagt sie. Wer den Effekt noch verstärken will, kann die Hose unten auch hochkrempeln. Was die Schuh-Wahl betrifft, setzt sich der Sommertrend aus dem vergangenen Jahr auch in diesem Frühjahr fort – nämlich die Kombination aus Socken und Sandalen. Neben weißen Tennissocken in derben Tretern, einst als das deutsche Touri-Outfit schlechthin verschrieen, gehen Sandalen jetzt auch mit allen anderen Sockenarten und Farben. Ebenfalls beliebte Partner sind Birkenstöcke oder Loafer. „Unsere Socken haben wir aber beispielsweise auch schon in Highheels und zusammen mit einem Satinkleid gesehen, also als bewusster Stilbruch“, erzählen Karacan und Weißgerber. Spätestens hier zeigt sich die Begeisterung, mit der sich Menschen den neuen allgemeinen Lieblingskleidungsstücken widmen – und eine gewisse Freude am Experimentieren.

Socken zum Frohlocken:
Mehr Infos zu den „Han(n)over Socks“ der Design-Agentur june & juno gibt es online unter www.hannovergoods.de

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