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GEDOK – Frauen stellen aus

08. März 2023

Künstlerinnen aller Art sind im „GEDOK“-Verband aktiv. Auch in diesem Jahr wieder mit vollem Programm.
Text: Jörg Worat, Fotos: Susanne Kirsch, Eva Hennecke und Line Hübotter

Modern und flexibel

Die Zahl 96 wird in Hannover meist mit einem gewissen Fußballverein in Verbindung gebracht. Doch spielt sie durchaus auch in anderen Zusammenhängen eine Rolle: So fand vor nunmehr 96 Jahren die Gründung der hannoverschen „GEDOK“ statt, ein Jahr nachdem die Kunstförderin und Frauenrechtlerin Ida Dehmel in Hamburg eine „Gemeinschaft Deutscher und Oesterreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen“ ins Leben gerufen hatte.

Daraus haben sich mittlerweile 23 deutsche Regionalgruppen entwickelt, seit dem Zusammenschluss von 2012 firmiert die hiesige als „GEDOK NiedersachsenHannover“ und ist auf mannigfachen Ebenen aktiv.
Der Standort des Ausstellungsraums hat mehrfach gewechselt und befindet sich nun in der Lola-Fischel-Straße. Dort hängt auch eine Art Ahninnentafel, und die Lektüre verrät schnell den Stellenwert der Vereinigung, sind hier doch einst viele der bedeutendsten Künstlerinnen Hannovers Mitglied gewesen.

GEDOK als Vereinigung bedeutender Künstlerinnen

Etwa Grethe Jürgens und Gerta Overbeck, die beiden großen Frauen der hannoverschen Neuen Sachlichkeit, die vor allem in den 20er und frühen 30er Jahren eine Blütezeit erlebte. Käte Steinitz ist verzeichnet, leider ungeachtet ihrer eigenen künstlerischen Tätigkeit verbreitet vor allem als Freundin von Kurt Schwitters bekannt. Der Name der großartigen, weitgehend in Vergessenheit Fotografin Aenne Heise findet sich und auch derjenige von Yvonne Georgi, der legendären Ausdruckstänzerin und über einen langen Zeitraum prägenden Figur beim hannoverschen Ballett.
Dieses Beispiel zeigt, dass hier keine Sparten grundsätzlich ausgeklammert werden.

Zwar bildet auch aktuell unter gut 100 aktiven Mitgliedern die bildende und angewandte Kunst den Schwerpunkt, „aber wir haben auch Musikerinnen und Vertreterinnen der darstellenden Kunst. Leider zurzeit keine Literatinnen, das würde ich gern ändern.“ Die das sagt, heißt Viktoria Krüger und ist seit November 2015 1. Vorsitzende der hiesigen „GEDOK“. Formal befindet sich die studierte Garten- und Landschaftsarchitektin, die beruflich in verschiedenen regionalen Institutionen tätig war und sich schon dort stark für die Kunst eingesetzt hat, im Ruhestand, doch dieser Begriff scheint zu der rührigen Frau nicht recht zu passen.

Der Reiz der Wandlung

Tradition hin oder her, verstaubt wirkt unter ihrer Federführung gar nichts. Der Ausstellungsraum etwa kommt trotz seiner geringen Größe – hier befand sich zuvor ein heimeliger Friseursalon – modern und flexibel einsetzbar daher. „Wir arbeiten mit verschiedenen Modulen“, erläutert Viktoria Krüger. „Auch das große Fenster zur Straße hin kann man direkt in die Ausstellungsgestaltung einbinden. Sehr wichtig war mir eine gute Beleuchtung.“ Die hat übrigens „GEDOK“-Mitglied Barbara Salesch spendiert, bekannt als TV-Richterin und nunmehr auf Malerei und Bildhauerei spezialisiert.

Das Ausstellungsprogramm steht jährlich unter einem bestimmten Motto, 2023 heißt es „analog“. Zum Auftakt hat die Burgdorferin Silke Jüngst Objekte aus Vinyl-Schallplatten gezeigt, vom 12. März bis zum 30. April wird es eine Doppelausstellung geben: Eva Hennecke aus Einbeck-Voldagsen präsentiert Malerei und Zeichnung, die Hannoveranerin Line Hübotter arbeitet mit Figuren beziehungsweise Handpuppen.

Diese Schau ist mit „analog – Schattenwurf“ betitelt, was man nicht zu wörtlich nehmen darf: Im Kern geht es um Kontrastwirkungen und Gratwanderungen, bei Hennecke etwa zwischen Figürlichkeit und Abstraktion, während bei Hübotter himmlische Elemente auf teuflische treffen können. „Ich bringe gern verschiedene Medien zu einem Thema zusammen“, sagt Viktoria Krüger, und das wird auch im September/Oktober der Fall sein, wenn sich die hannoversche Malerin Beate Henne und die Mindener Fotografin Katrin Sandmann-Henkel, jede auf ihre Weise, den Motiven nähern wollen, die neudeutsch als „Lost Places“ bekannt sind, in übertragenem Sinne also dem Reiz der Wandlung.

GEDOK ist vielfältig

Die „GEDOK NiedersachsenHannover“ veranstaltet zudem Konzerte, Lesungen sowie Aufführungen und verlässt auch gern mal das Stammhaus – so soll es in diesem Jahr eine Ausstellung in Rehburg-Loccum geben. Wer Lust bekommen hat, in diesem Umfeld tätig zu werden, könnte das tun, indem er sich dem Kreis der „GEDOK-Kunstfördernden“ anschließt, bei dem auch Männer willkommen sind.

Fazit: Dieser Verein ist mächtig in Fahrt, und solche Power ist ihm auch mindestens für die nächsten 96 Jahre zu wünschen. Und da wir schon mit einem Zahlenspiel angefangen haben, können wir auch mit einem aufhören: Am 8. März ist der Internationale Frauentag – raten Sie, an welchem Datum Viktoria Krüger Geburtstag hat.

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