Sie wirken wie Spiegel. In vielen der kunstvollen Hinterglasbilder, die derzeit in der Ausstellung „China hinter Glas“ im Landesmuseum zu sehen sind, sieht man sich beim Betrachten selbst. Verschwommen. Unscharf. Aber immer spiegelt sich auch ein Stückchen Europa in der asiatischen Kunst wider – und dies ist vielleicht ein (ungewollter, aber sehr prägnanter) Hinweis darauf, was Europa mit diesen Kunstwerken zu tun hat: Die Technik, mit der sie gefertigt wurden, stammt von unserem Kontinent.
Text: Heike Schmidt, Fotos: privat
In China angefangen zu sammeln
Die ursprünglich in Europa entstandene Technik der Hinterglasmalerei kam vor etwa 300 Jahren nach China. Die meisten Objekte in der Ausstellung stammen aus der Zeit zwischen 1850 und 1965. Der mit einer Chinesin verheiratete Deutsche Rupprecht Mayer hatte sie gesammelt. Er hatte Sinologie studiert und in Peking gelebt. Dort hatte Mayer auf Flohmärkten die Bilder gesehen und erste Exemplare gekauft. Für die Chinesen war dies eher unverständlich. Für sie war es wertlose Alltagskunst, in Massen hergestellt, nicht des Sammelns wert. Doch Mayer war fasziniert.
Bilder als Hilfe zur Kindererziehung in China
80 Stücke aus Mayers Sammlung sind im Landesmuseum zu sehen. Sie geben einen Einblick ins Alltagsleben der Chinesen im 19. Und 20. Jahrhundert. Themen sind unter anderem „Die Schönheit der Frau“, „Mutter + Kind“ oder auch „Dichtung + Drama“. Zweck der Bilder war aber nicht nur den Raum zu verschönern, sondern auch praktische Lebenshilfe zu geben. Hatten Eltern eines Kindes beispielsweise das Ziel, ihren Nachwuchs zu einem fleißigen, aufmerksamen Kind zu machen, hängten sie ein thematisch passendes Bild ins Zimmer.
Stillleben bringen Glück
Glücksverheißende Symbole, mythologische, historische und literarische Themen waren Gegenstände im Bereich „Dichtung + Drama“. Glück sollen auch die Stillleben bringen, die gerne zu Hochzeiten oder Geburtstagen verschenkt wurden. Man sieht üppige Blumengestecke, exotische Vögel oder auch Früchte.
Zwei China-Ausstellungen im Landesmuseum
Die Ausstellung zeigt nicht nur den Wissenstransfer von West nach Ost, sondern ist auch interessanter Gegenpart zur Mini-Ausstellung im selben Haus, in der es um „Kriegsbeute aus China“ geht. Beide sind für sich sehenswert. Gemeinsam geben sie einen interessanten Einblick im interkontinentalen Umgang miteinander.
Die Ausstellung „China hinter Glas“ ist noch bis zum 16. April 2023 im Landesmuseum, Willy-Brandt-Allee 5, zu sehen.