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Vielversprechender Coup: Lühmanns gewinnen Benjamin Gallein für das Leineschloss

02. August 2021

Erst im November 2020 eröffnet, erfolgt jetzt die Neuausrichtung des Restaurants Leineschloss am Landtag. Die Köche Johannes Lühmann und Benjamin Gallein haben dafür ein neues Konzept ent­wickelt. Casino Royale, Schorse und Votum heißen die drei Gastronomiebereiche ab Sommer.
Text: Marleen Gaida Fotos: Shino Photography
Man kann es schon als glückliche Fügung betrachten, dass Johannes Lühmann seine damalige Freundin, die mittlerweile seine Ehefrau ist, am 11. April 2019 in die Ole Deele zum Abendessen einlud. Glücklich nicht nur für seine Partnerin und ihn, sondern auch für die Landeshauptstadt Hannover. Denn so traf der Koch Lühmann auf den erfolgreichen Verteidiger des Michelin-Sterns der Ole Deele: Benjamin Gallein. Lühmann, der das erste Mal an diesem Abend dort war, verliebte sich prompt in die Handwerkskunst Galleins. „Ich war extrem begeistert – Benjamin kam in der Ole Deele an den Tisch und hat jedes Gericht persönlich vorbeigebracht und angekündigt. Es war einfach ein wunderschöner Abend.”
Für Gallein erfolgte im vergangen Herbst das Ende seiner Tätigkeit in der Ole Deele. Inhaberin Elfrun Kühn entschied sich gegen das Weiterführen der Sternegastronomie in Burgwedel. Johannes Lühmann, der den Abend nicht vergessen hatte, schrieb Gallein – spontan wie der 31-Jährige ist – über die sozialen Medien an. „Ich habe Benjamin einfach ins Leineschloss eingeladen”, erzählt er. Und auch Volker Lühmann – liebevoll „Onkelchen” genannt –lud er dazu ein, ist er doch der engste Berater des Jungunternehmers.

Was folgte, war wohl ein feucht-fröhlicher Abend, bei dem ganz nebenbei große Pläne entstanden. Johannes Lühmann: „Wir haben uns zwei- bis dreimal getroffen, und dann wussten wir: Das machen wir!“ Und was jetzt dieses „das“ ist, könnte man als kleine Sensation für Hannover beschreiben. Hannovers alteingesessene Gastronomie- und Hoteliersfamilie Lühmann (Gründung Hotel Rathaus 1945 von Richard und Kurt Lühmann) gewinnen Hannovers vielversprechenden Sternekoch Benjamin Gallein, um am Standort Leineschloss ein neues Gourmet­restaurant mit dem passenden Namen „Votum” zu etablieren. Volker Lühmann erklärt: „Wir haben über unseren Gastronomiebetrieb im Leineschloss nachgedacht und finden die Idee, das Angebot mit einem Gourmetbereich zu verstärken, für diesen außergewöhnlichen Standort bereichernd und von Vorteil.“ Somit steht also ein Neustart an. Das Leineschloss wird künftig in drei Bereiche aufgeteilt: So gibt es zum einen das eben genannte Fine-Dining-Konzept, das ab dem 1. August von Montag- bis Freitagabend eine Gourmetküche anbietet. Das Schorse, das deutsche Hausmannskost mit modernem Touch zu moderaten Preisen auftischt, und das Casino Royale, die Kantine, die wie bereits jetzt einen preiswerten Mittagstisch ab 6,50 Euro anbietet. Volker Lühmann, der den beiden Köchen beratend zur Seite steht, sagt: „Benjamin Gallein ist der richtige Mann an unserer Seite, weil er genau wie wir Spaß an seinem Beruf hat, weil wir uns mit unseren Ideen ergänzen und wir gleiche Ziele verfolgen.“ Oberstes Ziel sei es, trotz Gourmetrestaurant im edlem Ambiente, ein Standort „für jedermann“ zu sein. Er definiert seine Vision vom Leineschloss folgendermaßen: „Hier treffen sich Freunde, Politiker, Touristen, Leute aus der Wirtschaft und alle Menschen, die Spaß an gutem Essen und herzlichem Service haben.“

Gallein möchte wieder einen Stern in 2022

Das sind die Ziele der Lühmanns für das Schorse und die Kantine Casino Royale. Fragt man Gallein, liegt die Mess­latte jedenfalls für das Votum weitaus höher. Der Griff nach den Sternen – passend zum Logo des Leineschlosses – ist für den 35-jährigen Magdeburger fest einkalkuliert. „Aus unserer Sicht entsteht hier eines der spannendsten Gastronomie­konzepte weit über die Grenzen Hannovers hinaus.“ Und fügt an: „Wir wollen den Stern so schnell wie möglich erreichen.“ Wie das gelingen kann, wisse Gallein, jetzt gelte es, die Tester des Guide Michelin bis März 2022 wiederholt von seinen Künsten an seiner neuen Wirkungsstätte zu überzeugen. Damit dies funktioniert, hat er bekannte Gesichter aus der Ole Deele zurückerobert: Patissier Nico Kuckenburg, Gastgeber Eike Iken und Sommelier Jonas Gohlke, der extra zurück aus Hamburg in die Landeshauptstadt kommt. Konzeptionell werde es eine hochqualitative, internationale Fleisch- und Gemüseküche geben. Galleins Signature Dishes aus der Ole Deele werden wohl in einer ähnlichen Form auch im Votum wieder auftauchen. Er bleibt seiner Handwerkskunst also treu. Und so wird er auch im neuen Gourmetrestaurant wieder an den Tisch kommen: „Wir wollen vorstellen, was wir gekocht haben, und so kann der Gast auch gleich unsere Personality erleben“, sagt er. Überhaupt – Individua­lisierung lautet auch in der Haute Cuisine das Zauberwort. Man müsse in einer Sterne­gastronomie ein Gefühl dafür haben, was der Gast sich wünsche. Das gehe nur über Empathie, glaubt Gallein. Im gehobenen, aber legeren Inte­rieur im Stil der 60er-Jahre werde dieser pro Abend ein Sechs-Gang-­Menü à 130 Euro zur Auswahl haben. „Für die ganz große Reise stehen drei weitere Gänge für ein ‚Upgrade‘ zur Verfügung”, sagt Gallein. Die passende Weinreise sei für 70 Euro zu bekommen. Um 18:30 und 19:30 Uhr werde man die je 10 bis 15 Gäste empfangen. „Wir werden den Gast sehr individuell begrüßen und von Anfang an bis zum Ende des Abends da sein“, verspricht der Koch.

Kreatives Essen zu moderaten Preisen

Aber auch das Schorse, das Restaurant für den schnellen Teller zwischendurch oder die kleinen Häppchen zum Wein, wird von den Kochkünsten Galleins profitieren. Sicherlich wird sich die Connaissance des Sternekochs optisch auswirken, wie die Bilder (siehe unten) beweisen. Trotzdem sei es Ziel, „alle Gäste hier abzuholen”, betont Volker Lühmannn noch einmal. Das Schorse sieht er als ein Restaurant für alle Hannoveraner.
Und so wird es hier gut gemachte Kalbsschnitzel geben mit hausgemachtem Kartoffelsalat oder aber auch eine Sülze mit Bratkartoffeln. In der Kantine Casino Royale wird es zukünftig auch vegetarische und vegane Speisen auf der Karte geben. Einen wichtigen Trend, den man nicht missachten könne, betont Gallein.
Für Johannes Lühmann, der als Geschäftsführer der Muttermarke Leineschloss den Überblick über die drei Gastronomie­bereiche haben wird, ist mit der Zusammenarbeit zwischen Gallein und ihm ein Wunsch in Erfüllung gegangen. „Ich möchte meinen Gästen im Leineschloss am Landtag einen unvergessliche Abend bescheren“, sagt der Gastro­nom, der freudig in die Zukunft blickt. Und der Landeshauptstadt ein weiteres Sternerestaurant zu bescheren, könnte mit der Leidenschaft und Professionalität dieser Köche ganz nebenbei passieren.

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