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Wohin mit dem Geld?

28. April 2021

Weiter geht’s mit dem zweiten Teil der Reihe: Tipps zum Geld anlegen im Bereich der Kunst und Immobilien.
Was raten die ­Experten in Sachen Geldanlage? nobilis hat nachgefragt. Sie haben den ersten Teil noch nicht gelesen?  https://nobilis.de/wohin-mit-dem-geld-tipps-zum-geld-anlegen/
Interview: Beate Rossbach, Titelbild: VectorMine – stock.adobe.com

Kunst als Geldanlage?

Dr. Reinhard Spieler, Direktor des Sprengel Museum Hannover


Foto: Herling Herling Werner

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass eine Investition in Kunst immer lohnend ist. Ob sie finanziell lohnend ist, ist eine zweite Frage, die von verschiedenen Faktoren abhängt. Kunst nur als finanzielles Investment – das sollte eigentlich nicht sein. Und wenn, müsste man sich schon sehr gut informieren. Die Planbarkeit ist hier relativ gering, und man könnte sagen, je höher die Investition, desto sicherer ist sie.

Je arrivierter die Künstler sind, desto sicherer ist das Investment. Mit einem van Gogh kann man wenig falsch machen. Das ist ähnlich wie in der Wirtschaft, beim Aktienkauf. Wer nicht in etablierte Unternehmen, sondern in junge Start-ups inves­tiert, kann Glück oder Pech haben.
Kunst ist aber insofern anders als Aktien, als sie persönliche Botschaften beinhaltet. Ich würde jedem empfehlen, der sein Geld in Kunst anlegen will, ein persönliches Verhältnis zur Kunst zu suchen. Man sollte schon eine Affinität und eine Vorliebe dazu haben, dann wird man auch ein Interesse entwickeln. Und auf einer persönlichen Ebene ist es dann nie falsch, etwas zu kaufen, weil man jeden Tag Spaß daran hat.
Auch Kauf oder Tausch sind dann möglich, wenn sich das Gefallen vielleicht abnutzt oder weil man Neues entdeckt. Aber wenn man sich nur auf den Finanzwert beschränkt, dann muss man schon mit vielen Unwägbarkeiten rechnen. Und je niedriger man mit dem Preis einsteigt, desto jünger und unbekannter sind die Künstler, und da ist das Risiko schon sehr hoch. Wer mit dem Thema Kunst weniger vertraut ist, der sollte sich von seriösen Experten beraten lassen. Hier sind die etablierten Galerien die ersten Ansprechpartner. Es gibt auch sogenannte Art Consultants, die gegen Honorar als Vermittler und Berater auftreten.

Ole-Christian Koch, Galerie Koch, Hannover


Foto: Galerie Koch

Kunst kann eine Geldanlage sein, wenn ich gute Sachen kaufe. Kunst ist ein weites Spektrum – vom Kunsthandwerk bis zum Unikat. In allen Bereichen kann Kunst eine ordentliche bis sehr gute Anlage sein, wenn ich meine Hausaufgaben gemacht habe und Qualität kaufe.

Generell gilt, ich muss mich mit der Materie auskennen, muss nicht den Kunstmarkt verfolgen, aber sollte den Künstler kennen oder kennenlernen. Auch bei sehr bekannten Künstlern gibt es Werke aus verschiedenen Schaffensphasen oder in unterschiedlichem Zustand, die unterschiedliche Wertigkeit haben, vereinfacht ausgedrückt. Ich lese gerade ein neues Buch über die Entwicklung des Kunstmarkts. Für den Zeitraum 1990 bis 2020 heißt es da, dass sich der internationale Art Index genauso entwickelt hat wie der Nasdaq. Die Kunstmarktbranche ist weltweit ungefähr 65 Milliarden Dollar stark, abhängig vom Zeitgeschehen plus/minus 15 Prozent, und innerhalb dieses Volumens gibt es unterschiedlich starke Segmente.
Ein Beispiel: Altmeister, also von der Renaissance bis zum 18. Jahrhundert, haben es im Moment auf dem Markt sehr schwer. Das heißt aber nicht, dass sie nicht auch einmal wiederkommen. Es ist auch eine Variante, Qualität antizyklisch zu sammeln und langfristig zu denken. Beim Kauf sind Qualität, Einzigartigkeit und eine gute Periode des jeweiligen Künstlers immer wichtig. Das Besondere ist immer besser als das Triviale. Und wer sich gut informieren möchte, dem empfehle ich neben anderen Möglichkeiten den Besuch einer großen Kunstmesse wie der Art Cologne, um sich einen Überblick zu verschaffen und erst einmal zu schauen, was einem gefällt. Bei Kunst gilt schließlich auch: „Der Genuss ist die Rendite.“

Dr. Hannah Willing , Kulturgut Ahlten


Foto: Miriam Merkel Fotografie

Kunst ist immer eine lohnende Investition. Mit manchem Kunstwerk kann man in kurzer Zeit eine hohe Rendite erzielen.
Doch unter einem anderen Gesichtspunkt ist Kunst viel wertvoller: Kunst hat eine große emotionale Bedeutung.

Gerade in Zeiten wie diesen, in denen die Pandemie unser Leben einschränkt, Kontakte und Reisen allenfalls sehr begrenzt stattfinden können, zeigt sich der nicht in Geld messbare Mehrwert von Kunst besonders. Mit einer wunderbaren Ansicht der geliebten Urlaubsregion lässt sich die Ferne nach Hause holen. Eine ruhige Landschafts- oder Wasseransicht, eine belebte Straßen- oder Parkszene oder eine mit wenigen Strichen ausgeführte Zeichnung bieten die Möglichkeit, in den eigenen vier Wänden eine andere Stimmung, ein anderes Gefühl zu erzeugen und damit für einige Momente Sorgen und Stress des Alltags hinter sich zu lassen. Kunst in den eigenen vier Wänden ist ein Stimmungsaufheller – und man ist nie allein.

Galerist Johann König, Berlin, im Gespräch mit dem „Handelsblatt“, 21. Januar 2021

„Natürlich ist Kunst viel mehr als Ware. Und ihre Vermittlung sehe ich als unsere allererste Aufgabe. Trotzdem gibt es auch bei ihr gewisse Ähnlichkeiten etwa zum Finanzmarkt. Künstlerinnen und Künstler mit langer Karriere und großem Renommee sind für Käufer quasi die Blue Chips, vielleicht vergleichbar mit dem DAX. Da kann man nicht viel verkehrt machen. Und dann gibt es die Neulinge mit Potential, vielleicht vergleichbar mit Angel Investments.
Das macht es ja auch spannend. Zumal Sie nicht vergessen dürfen: Die atemberaubende Mehrheit der Sammler und Käufer kauft Kunst eben doch nicht als Geldanlage, sondern weil sie sich in ein Werk verlieben … Als Branche sind wir seltsame Zwitterwesen zwischen Wirtschaft und Kunst … Aktuell (in der Corona-Krise) ist Geld ja durchaus vorhanden. Es kann nur nicht im gleichen Maße wie früher ausgegeben werden. Und die Leute wollen Kunst kaufen, vielleicht auch, weil es nicht die schlechteste Anlagemöglichkeit ist. In Deutschland hat man obendrein dabei noch außerordentliche Steuervorteile.“

Hargen und Liesa Depelmann, Galerie Depelmann, Langenhagen


Foto: Galerie Depelmann

Kunst als Geldanlage zu betrachten, ist sicherlich möglich, wenn Werke von international sehr bekannten und anerkannten Künstlern erworben werden. Die Arbeiten wieder zu verkaufen und daraus Gewinne zu erzielen, gelingt in der Regel nur über über Auktionen oder im besonderen Kunsthandel. Vorrangig wird Kunst jedoch, und das ist gut so, gekauft, um Freude zu bereiten, um mit der Kunst zu leben und sich laufend über die Aussagen der Arbeiten zu erfreuen.

Immobilien – In der Stadt oder auf dem Land

Thea Simon-van de Ven, Leiterin von Maklerinnen-Hannover.de


Foto: Regine Rabanus Photodesign

Wer überlegt, eine Immobilie zu kaufen, wird auch in diesem Jahr voraussichtlich von niedrigen Zinsen profitieren. Allerdings ist auch die Nachfrage nach wie vor hoch. Denn bisher hat die Pandemie kaum Auswirkungen auf den Markt, und die Chance auf günstiges Wohneigentum ist aktuell nicht abzusehen. Trotzdem haben die Folgen der Pandemie auch Auswirkungen darauf, wie und wo die Menschen künftig leben wollen.

Durch die Corona-Krise und den damit verbundenen Digitalisierungsschub in der Arbeitswelt wird Wohneigentum im Umland attraktiver. Eine wesentliche Rolle bei dieser Entwicklung spielt die Zunahme an Homeoffice-Modellen.
Der Wegfall oder zumindest die Reduktion des Arbeitswegs und die Attraktivität des „Lebens auf dem Land“ sprechen ebenso fürs Landleben. Bezogen auf das Thema Geldanlage sind sich die Experten in unserer Branche einig: Die eigenen vier Wände sind für viele Menschen ein wichtiger Baustein für die Altersvorsorge. Auch in unserem Unternehmen stellen wir fest, dass sich Immobilien nach wie vor wachsender Beliebtheit als Kapitalanlage erfreuen, sodass auch Verkäufer aktuell profitieren können.
Es gibt also Gewinner auf beiden Seiten. Verkäufer erfreuen sich an den nach wie vor gefestigten Preisen, und Käufer sind zufrieden aufgrund einer anhaltenden Niedrigzinspolitik. Und noch ein Hinweis in eigener Sache: Mit der im Januar in Kraft getretenen Reform des Maklergesetzes wird auch die Provision nun fair geteilt.

Oliver Daelen, Geschäftsführer MMC GmbH Wirtschaftsberatung  im Heilwesen, Hannover


Foto: MMC

Ja, die Preise für Immobilien sind in den letzten Jahren gestiegen, aber grundsätzlich ist der Markt nach wie vor sehr stabil. Generell möchte ich sagen, dass bezogen auf das Anlagegeschäft die Immobilie im Moment alternativlos ist. Solange die Zinsen günstig bleiben, werden auch die Immobilien vom Preisniveau her natürlich hoch sein. Man sollte die Situation einmal vergleichen.

Heute bekomme ich einen Kredit in Höhe von 500.000 Euro für unter 400 Euro im Monat. Vor 15 Jahren waren es 1.600 Euro. An Miete müsste ich für so ein Haus ca. 1.000 Euro zahlen. Insofern ist der Kauf nach wie vor attraktiv, und wir glauben nicht, dass sich der Markt hier massiv korrigieren wird.
Ich möchte darauf hinweisen, dass wir primär im Stadtgebiet Hannover und in den angrenzenden Gemeinden aktiv sind, weniger in der ausgesprochen ländlichen Region. Aber wir erkennen, dass die Landflucht kein Trend ist, also dass die Käufer wieder verstärkt aufs Land ziehen wollen. Wir sehen bei unseren Klienten eher, dass der Trend zum „Downsizing“ geht. Die großen Häuser mit den großen Gärten und drei Kinderzimmern für die inzwischen erwachsenen Kinder zu halten, ergibt keinen Sinn mehr.
Die Menschen verkaufen lieber ihre Häuser, wenn sie alternativen Wohnraum haben, also zum Beispiel passende Wohnungen finden – gut ausgestattet, altersgerecht, in der Stadt, mit guter Infrastruktur, passend zum jeweiligen Lebensmodell. Als Geldanlage sind Immobilien nach wie vor spannend. Natürlich sind die Renditen gesunken. Wenn ich heute im gebrauchten Bereich eine Mietrendite von vier Prozent erwirtschafte, dann bin ich schon gut. Dafür zahle ich aber auch für mein Darlehen deutlich weniger und brauche weniger Rendite als früher, um auch die Zinsen zu bedienen.
Was ich persönlich nicht unterschreiben würde, ist die Werthaltigkeit in den ländlichen Regionen. Denn wenn der Markt sich mal bewegt, und es gibt keinen Markt, der nur in eine Richtung geht, dann sind die ländlichen Regionen, also schon die außerhalb des Stadtrands, die größeren Verlierer. Die Wertsteigerung ist dort nicht so deutlich wie im Stadtkern, und wenn die Nachfrage sinkt, konzentriert diese sich auf die zentraleren Bereiche. Der alte Spruch gilt immer noch: „Es zählt nur Lage, Lage und Lage.“

Insa Sophia Cornelius, Geschäftsführerin Dahler & Company Hannover


Foto: Dahler & Company

In der gegenwärtigen Situation eine Empfehlung abzugeben, ist nicht einfach. Ich kann nur Hinweise darauf geben, was sich am Immobilienmarkt momentan abspielt. Nach wie vor steigen die Immobilienpreise und die Verknappung wächst, das heißt, immer mehr Anleger und Interessenten treffen auf immer weniger Immobilien, und das treibt die Preise so sehr nach oben und die Renditen nach unten.

Das liegt daran, dass die Mietpreise nicht so wachsen, wie sie müssten, dass sie auch in Hannover bzw. Niedersachsen gedeckelt sind. Aber die Leute kaufen immer noch, weil sie auf die Sachwertanlage und das Wertwachstum setzen. Das ist allerdings unbefriedigend, wenn man für den Unterhalt auf die Wertschöpfung bzw. auf eine gewisse Kapitalrendite angewiesen ist. Zurück aufs Land oder lieber in die Stadt, das war früher eine Wellenbewegung, ist es jetzt aber nicht mehr.
Der Markt ist nicht mehr einschätzbar geworden. Da die Zinsen an der Talsohle sind und man das Geld günstig einkaufen kann, sind viele immer noch in der Lage, für ihr privates Wohnobjekt in der Stadt zu investieren. Anleger gehen dafür verstärkt in kleinere Orte. Wer dennoch privat auf dem Land sucht, der wird immer den Fahrtaufwand und das Energiethema im Auge behalten – sprich: Die Orte, die einen S-Bahn-Anschluss haben, die explodieren auch gerade.
Wer ein Haus hat und es verkaufen will, sollte es jetzt tun, denn jetzt sind die Immobilienpreise hoch. Sicherlich werden sie auch wieder fallen. Aber wie ausgeprägt sich das darstellt, kann ich nicht seriös vorhersagen. Was ich sagen kann: Die Gefahr einer platzenden Immobilienblase wie in den USA sehe ich hier nicht. Dann müsste die Wirtschaft schon durch Corona stark zusammensacken. Aber wenn sich das von staatlicher Seite her abfangen lässt, wird es hier keine Blase geben.

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