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Mit der Erbse auf Tour

23. April 2021

Man nehme einen Oldtimer, der Spaß macht, ein paar gute Freunde, und auf geht es, einmal der Länge nach durch Deutschland. Der Fotograf Wolfgang Groeger-Meier, bekennender Auto- und Oldtimerfan, hat sich mit seiner Kamera auf die Reise begeben und in Etappen die rund 8oo Kilo­meter lange Bundesstraße 3 erlebt – von Buxtehude bis Basel, „immer in Richtung Sonne“.
Text & Interview: Beate Rossbach, Fotos: Wolfgang Groeger-Meier

Die Fahrt ging durch die Lüneburger Heide und Hannover, vorbei an Schloss Marienburg und dem Fagus Werk in Alfeld. Ein Muss war der Stopp in Einbeck am PS.Speicher und bei der berühmten Brauerei, bevor es weiter ging, nach Kassel, dem Ort der documenta, und nach Bad Nauheim, auf Elvis Presleys Spuren. Im Süden Deutschlands dann Landschaften wie in der Toskana, mit sehr guten Restaurants und wunderbaren Weinen. Im Fokus hatte Groeger-Meier dabei die Schönheit und Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke, aber auch ihre Geschichte und Erinnerungen an früher aus der Zeit, als er in seiner Kindheit mit den Eltern von Gehrden aus in die Ferien fuhr.

Treuer Gefährte, absoluter Hingucker und technisch stets auf Zack war der mintgrüne BMW 2002 Oldtimer aus dem Jahr 1975, der den Spitznamen „Pea“, „die Erbse“, erhielt. Mit Pea auf dem Cover entstand „Lockruf des Südens“, ein Buch von Menschen und Heimat, Fernweh und Motoren, bebildert mit rund 200 Fotos von Wolfgang Groeger-­Meier sowie Essays von ihm und seinen wechselnden Reisegefährten.

Wolfgang Groeger-Meier ist 1963 in Versailles geboren. Sein in Hannover geborener Vater arbeitete dort. 1972 zog die Familie zurück nach Gehrden. Hier besuchte er das Gymnasium und machte in Hannover bei Peter Gauditz die Ausbildung zum Fotografen. Heute lebt Groeger-Meier in München und reist viel, denn er foto­grafiert weltweit für Galerien und Museen, für Auto­mobilhersteller und Magazine. „Menschen und Autos sind der Schwerpunkt meiner Arbeit“, sagt er.
Seine Mutter lebt nach wie vor in der Region Hannover, und er besucht sie häufig. Bei einem dieser Trips in die alte Heimat hat er uns von seinem spannenden Roadtrip erzählt, den er als eine Mischung aus Entschleunigung und Erlebnisreise bezeichnet.

Interview mit Wolfgang Groeger-Meier

Sie sind beruflich weltweit unterwegs, haben schon mehrere Reisebücher veröffentlicht, zum Beispiel über die kultige Route Nationale 7 in Frankreich – wie kam es zu der Idee, die Bundesstraße 3 entlangzufahren?
Wolfgang Groeger-Meier: „Nach Büchern über Frankreich und Italien wollte ich auch einmal ein Buch über eine Tour durch Deutschland machen. Ich finde, es gibt auch in Deutschland Traumstraßen und viel zu entdecken. Wenn wir früher in die Ferien gefahren sind, Richtung Alpen oder Mittelmeer, ist mein Vater oft von der Auto­bahn auf die B3 abgebogen. Und auf Fahrten nach Hamburg bin ich oft die B3 zwischen Celle und Soltau gefahren, um Staus zu vermeiden. Eine schöne Gegend, mit diesen langen Alleen. Sehnsuchtsziel war jedoch immer der Süden, nicht der Norden. Das ist für mich immer ein Magnet – die Sonne, das warme Klima … Der Titel des Buchs „Lockruf des Südens“ stammt allerdings von einem meiner Begleiter, von Markus Schönfeld, einem Journalisten aus Berlin.
Der heimliche Star des Buchs ist aber dieser knallig grüne BMW. Wie sind Sie zusammengekommen?
Wolfgang Groeger-Meier: Ich habe ihn mir tatsächlich 2016 extra für diese Reise gekauft. Zu Hause habe ich noch einen italienischen Oldtimer, aber den fand ich für die B3 ungeeignet. So kam ich auf diesen BMW. Den gab es früher in einem knalligen Orange und in diesem Grün, und ich dachte, dass er damit auf Fotos sehr gut aussieht. Er wurde vor der Reise von einem Bekannten, einem Oldtimerexperten, noch einmal fit gemacht, und er hat in den zwei Jahren 2017 und 2018 mit allen An- und Abfahrten zwischen München und B3 rund 23.000 Kilometer bestens durchgehalten.

Liest man die Texte Ihrer sieben Co-Autoren, dann schwärmen alle ausgiebig von diesem Auto. Die Freude am Fahren kommt direkt beim Leser an.
Wolfgang Groeger-Meier: Diese ganze Tour war für alle ein großer Spaß und hat uns ganz viel Laune gemacht. Das Auto hat ein einfaches Chassis, erlaubt viel Kontakt zur Außenwelt, man hört den Motor und meis­tens waren die Fenster geöffnet. Das war ein Fahr­erlebnis pur, man spürte seine Umgebung. Und unterwegs haben wir viele Leute getroffen und viel erlebt. Viele Menschen haben sich erinnert: „So ein Auto hatten wir auch mal.“ Da kamen in den Gesprächen viele Geschichten hoch. Für meine Mitfahrer war es eine Superzeit, ohne großen Stress und ohne übermäßigen Plan einfach loszufahren und zu schauen, was rechts und links des Weges lag.
Ganz oft machen Sie unterwegs Halt in Gaststätten oder Pensionen, an denen sichtlich der Zahn der Zeit genagt hatte, ein Retro-Trip in die Zeit vor 50 und 60 Jahren. War es gewollt, nicht in schickeren Herbergen abzusteigen?
Wolfgang Groeger-Meier: Ich finde ja, dass diese Sechziger-Jahre-Restaurants und Hotels einen unglaublichen Charme haben, und ich fürchte, dass es diese Plätze auch nicht mehr lange geben wird. Daher ist es unbedingt wert, sie festzuhalten. Außerdem gab es manchmal Überraschungen wie wundervolles, leckeres Essen. Ein gutes und ehrliches Angebot, darauf kommt es mir an. Wo die Menschen mit dem Herzen bei der Sache sind. Das haben wir unterwegs oft erlebt. Und in den traditionellen Häusern hatten wir die Chance, noch Geschichte zu spüren, zu schnuppern und erzählt zu bekommen.
Ihre Reisegefährten und Co-Autoren – wie sind Sie zusammengekommen?
Wolfgang Groeger-Meier: Alle Autoren kenne ich schon sehr lange durch berufliche Kontakte, und daraus wurden auch Freunde. Wir wissen, dass wir uns verstehen, und wir wollten das einfach zusammen machen.

Sollte es eigentlich ein Männer-Trip und ein Jungens-Buch werden? Es sind nur zwei Frauen dabei – woran lag das? Haben Sie keine Kolleginnen gefunden, die sich für das Thema begeistern konnten?
Wolfgang Groeger-Meier: Ach herrje, das hat sich einfach so ergeben. Die beiden Mitfahrerinnen Margret Hucko und Katharina Meyer haben beide durchaus einen Bezug zu Autos und Motoren und auch zu der Route B3. Mit allen, die dabei waren, habe ich irgend­wann mal über das Projekt gesprochen und dann hieß es: „Klar, ich bin dabei.“ Also eine lockere Planung, ohne Quoten­regelung im Hinterkopf.
Von Hannover durch die Heide in Richtung Elbe, da gibt es doch noch mehr zu entdecken. Könnten Sie sich einen weiteren B3-Reisebericht, einen „Lockruf des Nordens“ vorstellen?
Wolfgang Groeger-Meier: Warum nicht? Seit dem 1. Februar dieses Jahres ist die B3 schließlich noch länger geworden. Die Köhl­brandbrücke im Hamburger Hafen gehört jetzt auch dazu. Neuer nördlicher Start- oder Zielpunkt der B3 ist damit Hamburg. Die Oldtimer Tankstelle Brandshof in Hamburg liegt jetzt auch – fast – an der B3. Es gibt neue Attrak­tionen, ein schöner Anlass für eine neue B3-Tour.

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