Der Ort Maierà ist weitgehend unbekannt. Doch sein Flair fand Claudia Kuse von Anfang an unwiderstehlich. Wie sie auf das kleine Örtchen in Süditalien aufmerksam wurde? Es war eine ungewöhnliche Immobilienanzeige – verfasst von einem Schriftsteller. Das war vor 14 Jahren. Claudia Kuse reiste nach Süditalien und entdeckte ein 300 Jahre altes Haus, das heute zu einer zweiten Heimat für sie geworden ist. „Hier verbinden sich Natur und Kultur, man kann in den Bergen wandern, raften oder den nahen Strand und italienische Lebensart genießen“, schwärmt sie. Jahre später sollte noch ein zweites Haus hinzukommen: 2021 verstarb der Besitzer eines Agriturismo. Gemeinsam mit der hannoverschen Ärztin Simona Ceccarelli, die den Ort von Besuchen gut kannte, fasste sie einen Plan: Sie wollten das Gebäude aus seinem Dornröschenschlaf erwecken und Besuchern die Schönheiten Süditaliens näherbringen. Ein Jahr lang arbeiteten sie daran, ihren Traum von einer Pension in Kalabrien für sich und Gäste zu verwirklichen
Claudia Kuse widmete sich Grundrissen und Materialien. Sie kombinierte den typisch kalabrischen Baustil mit antiken Möbeln, französischen Boxspringbetten, originellen Tapeten und ausgesuchter Wäsche. Ein Jahr später war es geschafft: 2022 wurde „La Pastorella“ eröffnet. Heute ist Claudia Kuse Gastgeberin an einem besonderen Ort: Fünf Deluxe-Doppelzimmer namens „Elba“, „Ponsa“, „Lipari“, „Stromboli“ und „Giglio“ entstanden, dazu die beiden Suiten „Capri“ und „Ischia“. Hier laden Simona Ceccarelli und Claudia Kuse mit ihrer „Schäferin“, so die deutsche Übersetzung von „La Pastorella“, herzlich ein.
Sommerzeit ist Urlaubszeit. Es gibt einige Hannoveraner, die im Süden eine zweite Heimat gefunden haben und Gäste gerne an ihrem Sommerglück teilhaben lassen. Einer davon ist kein Unbekannter.
Lieblingsplatz Terrasse
Die bergige Landschaft Kalabriens bietet schon zum Frühstück die traumhafte Kulisse und das Meer glitzert in Sichtweite. Selbst gebackenes Brot und Marmeladen aus den Früchten des eigenen Gartens erinnern an die Agriturismo-Kultur. Wenn es passt, wird einmal wöchentlich zum italienischen Abend geladen – mit Musizierenden der Region. Serviert wird auf KPM-Geschirr der Serie „Arkadia“. Arkadien, der poetische Begriff für die idyllische Vision unberührter Natur, bietet die treffende Beschreibung für die „La Pastorella“-Atmosphäre. Romantiker, Italienfans und designaffine Menschen sind hier richtig und erleben die blaue Stunde bei einem Glas Wein. „Der weite Blick und dann die Sonne ins Meer sinken sehen – il sogno – ein Traum!“, würdigt die Bissendorferin Birgit Mysegades den Hotel-Geheimtipp der beiden Hannoveranerinnen. Und sie will auf jeden Fall bald wiederkommen. (www.la-pastorella-hotel.com
Ins Leben verliebt – und in Frankreich
In Hannover ist dieses Paar mit Faible für alles Französische sehr gut bekannt: Heike und Jürgen Piquardt
eröffneten 1977 das Restaurant „La Provence“. Gemeinsam wurden sie in der Landeshauptstadt zu legendären
Botschaftern der französischen Küche. Über Jahrzehnten hinweg waren sie die leidenschaftlich-liebevollen Pioniere
vom Genuss des Einfachen und wurden dafür vielfach ausgezeichnet. Fünf Jahre zuvor hatten sie bereits ein weitläufiges Grundstück in der südfranzösischen Provence erworben. Die „Domaine Minguinelle“ wurde zu ihrer gemeinsamen Heimat. Zunächst nur zeitweise, bis sie Ende 2012 endgültig nach Südfrankreich zogen. Und dort kann
man sie auch besuchen.
Kochen, leben, lieben
Die Piquardts sind ein Team: Heike baut Gemüse, Kräuter und Früchte im eigenen Garten an und vermittelt aktuell
Aktivferien-Besuchenden die Bedeutung vom Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen für den Körper. Jürgen Piquardt versucht selbiges für die Seele, schreibt Bücher und ist seit 52 Jahren für die Bäume zuständig. „Brennholz machen wir gemeinsam“, sagt Heike Piquardt. Wer auf ihrem Landsitz vorbeikommt, wird mit offenen Armen empfangen. Bei der Safranernte im Oktober und zur Olivenernte von Oktober bis Januar kann man sogar mit anpacken. Denn aus Piquardts junger Olivenbaumpflanzung ist inzwischen ein stattlicher Hain geworden. Das ist Selbsterfahrung und Sinn in einem. Die Gebäude waren und sind im steten Wandel, ein Glashaus beherbergt die umfangreiche Bibliothek. Eine gute Idee wird flink umgesetzt, die Liebe zu Natur, Kultur und Landschaft ist an jeder Stelle spürbar.
Wer das Leben auf der Domaine Minguinelle kennenlernen möchte, wird von den beiden Ernährungskünstlern feinsinnig geleitet. Vier bis fünf Mal im Jahr bieten sie das Mitschwingen bei der Beschäftigung mit hochwertigen Nahrungsmitteln, der sinnvollen Zusammensetzung der Speisen, dem Abstand der Mahlzeiten zueinander an. Zugleich bleibt jedem Gast viel Zeit, um in der Hängematte zu träumen, zu lesen oder Cello-Unterricht nehmen. Ein Musikstudio ist nur sechs Kilometer entfernt.
Einfaches Leben heißt auch, dass die Wassertemperatur der Freiluftdusche von der Außentemperatur abhängt. Schwimmbecken, Sauna und Bouleplatz gibt es natürlich auch und eine Komfortdusche mit regulierbarer Wassertemperatur im Haupthaus. Wer etwas dazulernen möchte, kann Wissenswertes zu Permakultur und Kompost erfahren, sich im Korbflechten üben oder richtig kauen und lächeln lernen und die Vielfalt des Lavendels erkunden. Im Oktober kann man die Piquardts dann wieder persönlich in Hannover treffen, wenn sie ihre Öle und Oliven – natürlich Bio – auf den Wochenmärkten anbieten.
TEXT: Patricia Chadde
FOTOS: Privat