In einer digitalisierten Welt wird das Bedürfnis nach mehr Handarbeit, echten Begegnungen und Kunst im Hier und Jetzt wieder größer: Überall in der Stadt bieten kleine Werkstätten Workshops an – von Handlettering, Töpfern, Zeichnen bis hin zu Nähen und Stricken.
Es fühlt sich ein wenig wie nach Hause kommen an, wenn man das Atelier von Sina Schröder betritt. Holzregale mit Keramiken bis unter die Decke, dicke Kissen auf der extrabreiten Fensterbank, warmes Licht im ganzen Raum, auf einem Tisch in der Mitte stehen langstielige Weingläser, Fingerfood, an jedem Platz ein runder Klumpen Ton – der eigentliche Hauptdarsteller des Abends.
Sina Schröder bietet in ihrem Atelier Rendzina Kurswerke in Hannover Linden-Süd Workshops rund um das Thema Töpfern an. Hier wird geknetet, geformt, glasiert, gebrannt und am Ende ein fertiges Werkstück mit nach Hause genommen. Und das kommt an: „Die Menschen habe eine Sehnsucht danach, etwas mit ihren Händen zu tun“, hat Schröder beobachtet.
Die 39-Jährige, die vor ihrer Selbstständigkeit Projektmanagerin beim BUND Niedersachsen war, hat in ihren Räumen ein kleines Refugium kreiert. Schröder fühlt sich als Gastgeberin, sie serviert Tees und Snacks, plaudert mit ihren Gästen. Bei ihrem neuen Format „Clay and Wine“ gibt es neben Ton auch feine Weine, bei „Clay und Dinner“ kommen noch Speisen hinzu. „Ich möchte, dass die Menschen, wenn sie das Atelier betreten, alles hinter sich lassen können“, sagt Schröder. „Sie dürfen hier zur Ruhe kommen und sich vollends auf den Ton konzentrieren, in ihrer Tätigkeit versinken.“ So kann der Töpferkurs schon einmal zum Mini-Retreat werden.
Die 39-Jährige, die vor ihrer Selbstständigkeit Projektmanagerin beim BUND Niedersachsen war, hat in ihren Räumen ein kleines Refugium kreiert. Schröder fühlt sich als Gastgeberin, sie serviert Tees und Snacks, plaudert mit ihren Gästen. Bei ihrem neuen Format „Clay and Wine“ gibt es neben Ton auch feine Weine, bei „Clay und Dinner“ kommen noch Speisen hinzu. „Ich möchte, dass die Menschen, wenn sie das Atelier betreten, alles hinter sich lassen können“, sagt Schröder. „Sie dürfen hier zur Ruhe kommen und sich vollends auf den Ton konzentrieren, in ihrer Tätigkeit versinken.“ So kann der Töpferkurs schon einmal zum Mini-Retreat werden.
In einer Zeit, in der die nächste Nachricht immer nur einen Klick entfernt ist, in der Social Media permanent Ablenkung und Unterhaltung bietet, in der viele durch den Alltag zwischen Job, Kind und Freunden hasten, ist das Bedürfnis einfach mal innezuhalten groß. Das hat auch die Designerin und Kalligrafin Sandra Paradieck festgestellt, die ein paar Meter weiter Handletteringkurse anbietet. Fast mondän wirkt ihr Werkraum mit den über vier Meter hohen Decken. Die Wand hinter dem großen Werktisch ist mit großformatigen Buchstaben beschrieben. Für Paradieck ist ihre Tätigkeit mehr als ein Hobby: „Schreiben ist einatmen und ausatmen, eine Form der Meditation.“
Seit Jahren arbeitet die Designerin im Corporate Branding Bereich, entwickelt auch Oberflächendesigns für den Deko-Händler Overbeck and Friends und Stoffmuster für Lillestoff, die sich in ihrem Atelier bis unter die Decke stapeln. Nun hat Paradieck ihre Freude dafür entdeckt, ihre Passion fürs kunstvolle Schreiben weiterzugeben. Paradieck sieht sich als „kreative Türöffnerin“. In ihren Kursen vermittelt sie die Technik fürs schöne Schreiben und kombiniert diese mit Mandalazeichnen und Aquarellmalerei „Es ist tatsächlich ganz einfach“, sagt sie. „Jeder kann es“.
Das betonen sowohl Sina Schröder von der Töpferwerkstatt Rendzina als auch Paradieck alias Miss Patty: Die Hemmschwelle sei niedrig, es brauche keine Vorkenntnisse, um künstlerisch tätig zu sein. Wenn man einmal ins Tun komme, dann docke man auch an die eigene Schöpferkraft an, von der man vielleicht glaubte, sie sei verschütt gegangen, sagt Paradieck.
Die Nachfrage nach Kursen und Workshops, die das Handwerkliche mit Ruhe, Ausgleich und Erholung verbinden und auch einen Ort für Gemeinschaft ermöglichen, ist groß. Und so weitet Paradieck ihr Angebot immer weiter aus. Kreativ-Retreats nennt sie die Reisen, die sie und ihre Teilnehmenden nach Timmendorf, auf die griechische Insel Patmos und in die Altmark führen. Es wird geschrieben, aquarelliert und gesprochen – jede Teilnehmerin gestaltet ein Tagebuch. Das Ziel: Eine Reise, in der die Teilnehmenden kreativ schaffen und dabei auch sich selbst begegnen können.
In Hainholz in den Huso Huso Studios auf dem Helmkehof verbindet Modedesignerin Alexandra Weber das Künstlerische mit dem Nachhaltigen. Weber, die an der Hochschule Hannover Modedesign studiert hat, hilft ihren Teilnehmenden ausrangierten Kleidungsstücken ein neues Leben einzuhauchen. „Wir schaffen aus einem uninteressanten T-Shirt, das sonst in der Altkleidertonne gelandet wäre, ein neues It-Peace“, sagt Weber, deren Kurse von dem Soziovation Fond für sozial-ökologische Innovationen in der Region Hannover gefördert werden. Da können Hemden zu Westen werden, Hosen zu Taschen und Decken zu Mänteln. In ihren Upcycling-Workshops erklärt sie Techniken, gibt Tipps an der Nähmaschine und teilt ihre Ideen zur Umwandlung der Kleidungsstücke. „Ich möchte auch für Slow Fashion sensibilisieren“, sagt Weber. „Und zeigen, welche Qualität in den Kleidungsstücken steckt.“
In einer digitalisierten Gesellschaft werden die Aufmerksamkeitsspannen der Menschen immer kürzer. Das ist durch Studien belegt. Die Zeichenkurse von Christina Meissner könnte man also als Herausforderung bezeichnen. Sie schulen etwas, das uns immer mehr verloren geht: genaues Hinsehen, sich Einlassen auf den Moment, Geduld.
Auf dem braunen Holztisch in ihrem Atelier kreiert die studierte Grafikdesignerin Stillleben aus Vasen, Tassen, Flohmarktfunden. Darum gruppieren sich unterschiedlichste Menschen mit Klemmbrett, Stift und Papierbögen. Da sitzt die Architekturstudentin neben dem pensionierten Lehrer und der Designerin. Und alle machen das Gleiche: hinsehen und zeichnen. „Es begeistert mich, verschiedene Menschen an einem Tisch zu versammeln, die sich sonst vielleicht nicht getroffen hätten“, sagt Meissner.
Wer bei Meissner zwei Stunden eine Gabel zeichnet, der
entschleunigt nicht nur, sondern entdeckt auch einen gewöhnlichen
Alltagsgegenstand völlig neu, all seine Facetten, sieht ihn womöglich das erste
Mal richtig an. „Das ist eine spannende Erfahrung, die man sonst so im Alltag
nicht hat“, sagt Meissner. „Wer nimmt sonst die ganzen Lichtspiegelungen einer
Gabel wahr?“
Und das macht etwas mit den Menschen, die da vor der grünen
Wand auf den Holzstühlen in Meissners Atelier Platz nehmen. Christina Meissner
beschreibt es mit Schriftsteller und Maler Henry Miller: „Ab dem Moment, in dem
man einer Sache volle Aufmerksamkeit schenkt und sei es nur ein Grashalm – wird
sie zu einer einzigen wunderbaren und großartigen Welt.“
Handlettering-Kurse: https://www.miss-patty.de
Töpfer-Kurse: https://www.rendzina-kurswerke.de/
Upcycling-Workshops: https://alextravagant.com/
Zeichenkurse: https://christinameissner.de
Text: Stefanie Nickel
Fotos: Tobi Wölki