Vorteil Tennis! Wenn der Präsident des Tennisverband Niedersachsen-Bremen (TNB), Raik Packeiser, auf die Entwicklung der Mitgliederzahlen schaut, ist er zufrieden: Um sechs Prozent ist die Zahl derjenigen, die Tennis spielen, in den vergangenen beiden Jahren gestiegen. Dies ist auch denjenigen Neu-Mitgliedern zu verdanken, die in den 80er und 90er-Jahren – zu Hochzeiten von Boris Becker und Steffi Graf – schon einmal die gelben Bälle übers Netz befördert haben. „Sie kommen jetzt zum Tennis zurück“, sagt Packeiser.
Text: Heike Schmidt, Fotos: privat
Es ist mehr als ein Tennisplatz gefragt
Der TNB will diesen „Rückkehrern“, die jetzt mit Anfang/Mitte 40 den Sport wieder entdecken, gezielte Angebote machen. „Es reicht nicht mehr, einfach nur einen Platz zu haben“, erklärt er. Viele der Vereine hätten inzwischen eigene Fitnessräume und entsprechende Angebote. „Und auch eine hochwertige Gastronomie spielt eine immer größere Rolle.“ Für die Vereine möchte der TNB seinen Service ausbauen. „Vereinsberatung zu individuellen Themen, die Koordination von Trainingsangeboten, Weiterbildung von Trainern und auch die Unterstützung für neue Trendsportarten werden in den nächsten Jahren im Mittelpunkt stehen“, so TNB-Geschäftsführer Michael Wenkel.
Padel-Tennis, um neie Zielgruppen zu erreichen
Inzwischen spielen 142.835 Mitglieder in elf Regionen und 1106 Vereinen. Einen besonders starken Zuwachs haben die Vereine in städtischen Lagen. Besonders Padel-Tennis werde immer beliebter. Die Sportart leitet sich vom Tennis ab. Die Bälle haben aber einen niedrigen Luftdruck, so dass sie langsamer sind. Zudem sind die Spielfelder kleiner als ein Tenniscourt, so dass sie auch in städtischen Lagen eher Platz finden. „Padel ist ein Trend, der vielen Vereinen die Chance gibt, neue Zielgruppen an den Tennissport zu binden und attraktive Angebote zu machen“, erklärt Wenkel.
Sorgen beim Tennis-Nachwuchs
Sorgen macht dem TNB-Präsidenten allerdings der Nachwuchs. Besonders im Leistungssportbereich fehle es den jungen Menschen häufig an Biss. „Man muss auch Niederlagen einstecken können und trotzdem weitermachen“, erklärt er. Außerdem müsse man bis an „seine Grenzen und darüber hinaus“ gehen wollen. All das sei heute oftmals nicht mehr gefragt. Kaum jemand wolle sich noch für Hochleistungssport engagieren. Doch noch ein ebenso gewichtiges Problem komme immer häufiger hinzu: Die Gesellschaft sei kaum mehr bereit, den Leistungssport stärker zu fördern. Dazu gehöre auch die Finanzierung von Infrastruktur und Trainern durch Kommunen und das Land. Da seien andere Nationen Deutschland weit voraus: „Wir brauchen hier ein tiefes Verständnis und Offenheit der Schule und des gesamten sozialen Umfeldes, um eine optimale sportliche Entwicklung zu sichern. Andere Nationen sind uns dort aktuell voraus.“
Der TNB betreibt mit der TennisBase in Hannover eines der vier Bundesstützpunkte. Dort werden junge Talente gefördert. „Unser Ziel ist es, die Spielerinnen und Spieler sportlich, schulisch und in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen und aufzubauen“, betont Packeiser.