Sagenumwoben und direkt vor den Toren Hannovers: Warum es sich lohnt, um den Benther Berg spazieren zu gehen.
Wer extra für Naherholung und Waldluft Hannover in Richtung Barsinghausen und Deister verlässt, muss eigentlich gar nicht so weit fahren oder gehen, um ländliche Idylle, dichten Wald und ansteigende Waldwege zu erleben. Denn gegenüber der begrünten Kalihalde von Empel de erhebt sich der 173 Meter hohe Benther Berg, bewaldet und rund 3,5 Kilometer lang. Zu Fuß, per Rad und auch motorisiert ist er immer einen Ausflug wert.
Auf dem Grünen Ring, dem beliebtesten Rad und Wanderwegekurs in der Region Hannover, folgt man einfach dem besonderen Wegweisungssystem mit extra blau gestrichenen Objekten. Radler und Wanderer können sich so in der Landschaft orientieren und manchmal innehalten. Autofahrer folgen der Beschilderung entweder ins namensgeben den Benthe oder aber – auf die andere Seite – ins namens ähnliche Lenthe. Radfahrer, Fußgänger und Jogger haben den Vorteil, auf den Wegen quer durch den Wald nicht nur einige Kilometer abzukürzen, sondern in der Idylle zu entspannen und auch etwas für ihre Gesundheit zu tun.
Reizvoll sind beide Seiten des Berges über das komplette Jahr: Auf dem Obergut Lenthe lockt die Geburtsstätte von Werner Siemens – später zu Werner von Siemens geadelt –, der 1816 dort das Licht der damals noch nicht elektrifizierten Welt erblickte. Ganz in der Nähe lädt im Juli der Hof Kreye zwischen dem Gehrdener Ortsteil Northen und Lenthe zum Besuch seines dann hochgewachsenen, rund 30.000 Quadratmeter großen Mais-Labyrinths ein. Zeit sollte man schon mitbringen – und etwas zu trinken und zu essen für das spaßige Verirren (hofkreye.de/maislabyrinth).
Mountainbiker, Geocacher und auch Geschichtsfans suchen in Richtung Benthe dann eher den Weg über den Bergkamm. Dort sind Hügelgräber zu finden und einst standen für die Ausflügler des 19. Jahrhunderts sogar zwei Aussichtstürme aus Holz zum Ersteigen bereit. Sie fielen einem Feuer beziehungsweise einem Orkan zum Opfer. Heute steht nur ein Funkmast auf dem Benther Berg.
Beim südlichen Umrunden entlang der Bundesstraße 65 kommt man am Rittergut Erichshof vorbei. Das Herren haus steht ebenso wie die gesamte zwischen 1859 bis 1861 erbaute Anlage unter Denkmalschutz. Von hier aus ist schon weithin das Dorf Benthe mit seiner historischen HolländerKappenwindmühle zu sehen. Sie wurde 1855 erbaut und war bis 1950 als Mehl und Schrotmühle im Einsatz. Heute dient die schmucke Mühle als Wohnhaus. Nur wenige Meter weiter zur Dorfmitte stehen unter einem großen Baum dekorativ und mystisch die Sieben TrappenSteine. Niemand weiß genau, woher sie stammen und warum sie nun dort stehen. Einer Sage zufolge handelt es sich um die Fußstapfen eines Bauern, der zur Strafe für einen Meineid vom Erdboden verschluckt wurde. Der Volksmund nannte die Kuhlen deshalb „sieben Trappen“, was so viel bedeutet wie „sieben Fußstapfen“.
Durchquert man das Dorf weiter in Richtung Norden, kommt man an den früheren Benther-Berg-Terrassen vorbei, einem ehemaligen Restaurant und einer Ausflugsgaststätte. Das dortige einstige Herrenhaus war das Gasthaus König Georgs V. Während Erwachsene ab dem Schachtweg mehr am Landschafts-Kunstpfad interessiert sind, erfreut sich der Nachwuchs an den hier eingezäunt weidenden Schafen und Ziegen. Dann folgt die versteckt liegende Waldwirtschaft „Waldwinkel“ an der Salinenstraße 105 (www.waldwinkelbentherberg.de), die zumindest an den Wochenenden mit Speis und Trank zur Stärkung und Erholung von der Rundtour einlädt. Sogar Yoga wird beim „Waldwinkel“ angeboten, verbunden mit einem sensationellen Blick vom Abzweig zum Lokal hoch auf die Skyline von Hannover.
Text und Fotos: Torsten Lippelt