Die schönsten Wanderungen in und um Hannover: Insider empfehlen lauschige Pfade und verraten ihre Lieblingsrastplätze.
Text: Karen Roske, Fotos: Christian Wyrwa, Hans Zaglitsch, Michael Abid Sommer, Lars Gerhardts
An Bäumen und Sträuchern sprießt frisches Grün, im Wald duftet es würzig nach Bärlauch, die Vögel singen und die Frühlingssonne hat schon wärmende Kraft. Jetzt ist die schönste Zeit für Ausflüge und Wandertouren durch die erwachende Natur. In Hannover liegen Berge und Meer, Wälder und Moor direkt vor der Tür – und in jeder Himmelsrichtung gibt es Rundwege, die noch nicht überlaufen sind.
Wilderer und Wasserräder
Hannovers Hausberg, der Deister, ist am Wochenende bei schönem Wetter immer gut besucht. Aber abseits der Hauptwege gibt es auch weniger ausgetrampelte Pfade. „Der Eltenweg ab Wennigsen ist landschaftlich besonders hübsch“, empfiehlt Amirah Adam, die den örtlichen Tourismus-Service leitet. Der Rundweg folgt den Spuren des königlichen Jägers Eduard Elten, der hier im Jahre 1835 den Wilddieb Friedrich Meyer aus Münder zur Strecke gebracht haben soll, dabei aber selbst erschossen wurde und auf dem Friedhof in Wennigsen ein heroisches Grabmal bekam.
Die Wanderung zu seinen Ehren startet am Waldkater bei der 500-jährigen Ziegeneiche, an der sich zu Eltens Zeiten die Ziegenhirten trafen. Dann geht es hinauf zum Sandkopf, wo am historischen Tatort der Elten-Gedenkstein steht. Der Rundweg folgt der sogenannten Tellerkurve, führt wieder bergab zu den Wennigser Wasserrädern, vorbei am Stauteich des Dorotheen-Schachts, wo bis 1895 Kohle gefördert wurde, zur die Forstmeister-Bank-Grotte und wieder zurück.
„Der Weg ist in weiten Teilen ein Naturpfad und zur Bärlauchblüte im Frühling besonders schön“, erzählt Amirah Adam. „Für Kinder sind neben den Wasserrädern auch der Walderlebnispfad und der Natur-Rätsel-Pfad interessant.“ Der Eltenweg lässt sich abkürzen oder auch verlängern: Oben an der Tellerkurve sind es noch gut zwei Kilometer zum Annaturm, der am höchsten Punkt auf dem Kammweg über die Wipfel guckt und eine Waldgaststätte bietet. Auf dem Kammweg liegt auch einer von Amirah Adams Lieblingsplätzen: „An der Schutzhütte Laube haben Sie zu jeder Tageszeit und jeder Jahreszeit schöne Ausblicke zu beiden Seiten.“ Im Norden liegt dem Deister das Calenberger Land zu Füßen, im Süden schweift der Blick ins Weserbergland.
Wanderungen: Moor und Madeira
Im Westen der Region Hannover liegt das Meer: „Die Faszination dieser großen Wasserfläche ist einmalig“, schwärmt Nina Vanessa Bergmann vom Steinhuder Meer Tourismus, die den größten See Nordwestdeutschlands jeden Tag vor Augen hat. „Und die Landschaften sind so verschieden: im Nordosten das Moor und gegenüber die Meerbruchswiesen, dazu Dünen und Strände, Erlenbruchwald und die Rehburger Berge.“ Der gut beschilderte Steinhuder Meer Rundweg ist mit seinen 32 Kilometern eine schöne Radtour. Zum Wandern sind ruhigere Wege aber besser geeignet.
Schmale Pfade schlängeln sich durch das geheimnisvolle Tote Moor, das größte Hochmoor in der Region Hannover. Am Moor-Erlebnisweg kann man seine Geschichte auf sieben Kilometern erwandern. Los geht es am Großenheidorner Turm mit Panoramablick übers Ostufer, das ganz langsam versandet. An ehemaligen Torfstichen erklären Infotafeln, wie hart das Leben der Torfbauern früher war. Ein Holzsteg führt sicher über sumpfiges Gelände, zum Seerosensee mit Moorfröschen und weiteren Aussichtstürmen. Wie hier werden vielerorts Moore wieder vernässt, denn sie speichern tonnenweise Kohlenstoff und sind deshalb wichtig für den Klimaschutz. Außerdem sind sie Rückzugsräume für seltene Tiere und Pflanzen. Von Mai bis Oktober bietet der Naturpark auch Moorführungen an.
Gegenüber erheben sich die Rehburger Berge, ein kleines, kaum bekanntes Wanderparadies mit großer Geschichte: Im 18. Jahrhundert galt Bad Rehburg als „Madeira des Nordens“, weil das Hannoversche Königshaus den Kurort in Mode brachte. Davon zeugen die „Historischen Promenaden Romantik Bad Rehburg“ mit geschwungenen Pfade, plätschernden Wasserläufen und künstlichen Felsen. Nach einem Dornröschenschlaf wurden vier Kilometer der Promenaden mit Ruheplätzen, Sichtachsen und herrlichen Ausblicken aufs Steinhuder Meer wiederhergestellt.
Am einstigen Kurpark in Rehburg beginnt der Brüder Grimm Märchenweg, ein schöner Rundweg für Familien mit Kindern: Hölzerne Figuren erzählen von Froschkönig und Sterntaler, vom Rehburger Brunnen oder vom Hühnchen, das nach Loccum wollte.
Die Eilenriede von oben
Um durch dichte Wälder zu wandern, müssen Hannoveraner die Stadtgrenzen gar nicht verlassen. Sie haben ja die Eilenriede, einen der größten Stadtwälder Europas. Ausgewiesene Rundwege gibt es nicht, aber Übersichtskarten an den Eingängen und Wegweiser an den Kreuzungen helfen bei der Orientierung. Johannes Drechsel, Forstwissenschaftler im städtischen Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, empfiehlt einen Besuch in der Waldstation Eilenriede. Für einen Euro Eintrittsgebühr gibt es auf dem weitläufigen Gelände 27 Erlebnis-Stationen, Teiche, Tiergehege und nicht zuletzt das Wald-Hochhaus. „Der Ausblick ist faszinierend, auch Förster sehen Baumkronen selten von oben“, sagt Johannes Drechsel. „Im Überblick wird auch deutlich, wie die Stadt um den Wald herumgewachsen ist.“
Calenberger Schlossrundgänge
Schloss Marienburg ist in jeder Hinsicht der Höhepunkt im Südwesten der Region Hannover. Bei Nordstemmen an der Leine startet eine schöne Wanderung, die zuerst am Waldrand entlang um den Marienberg herum und dann zur Burg hinaufführt. Zum Finale erreichen die Wanderer das märchenhafte Schloss, das König Georg V. im 19. Jahrhundert als Geburtstagsgeschenk für seine Gattin Königin Marie bauen ließ. Oben belohnen eine sagenhafte Aussicht und ein Café für den Aufstieg.
Der „Calenberger Landsommer“ lädt zwischen Barsinghausen, Pattensen und Schulenburg zu Rundgängen mit ortskundigen Gästeführern ein. Auf dem Programm stehen Burgen, Schlösser, Klöster, Steinbrüche oder Wildkräuter.
Eiszeit in der Wedemark
Die ländliche Wedemark im Norden der Landeshauptstadt ist nicht umsonst ein bevorzugter Wohnort prominenter Hannoveraner. Wie die schöne Landschaft entstand, wird auf dem Geo-Erlebnispfad „Bewegte Steine“ am Brelinger Berg anschaulich. Der eiszeitliche Erlebnispfad erklärt und veranschaulicht an elf künstlerisch gestalteten Stationen, wie skandinavische Gletscher das Gelände einst geformt haben. Von März bis Oktober werden auch Führungen angeboten.
Wanderungen planen, Wege finden
Wanderkarten und Broschüren für Wanderungen gibt es kostenlos bei der Hannover Marketing & Tourismus Gesellschaft, gedruckt zum Beispiel in der Tourist-Info am Hauptbahnhahnhof oder digital unter visit-hannover.com. Lokale Wandertipps finden sich auch unter deister.de, steinhuder-meer.de oder auf den Internetseiten der einzelnen Gemeinden in der Region Hannover. Sowohl für die Vorbereitung wie zur Orientierung unterwegs sind die Routenplaner komoot.de und outdooractive.com nützlich.