Wie glückliche Hühner leben und gute Eier legen
Text: Beate Rossbach, Fotos: Gosch, Henning Scheffen
Freda (4) und Alva (2) sind startklar. Ihre Körbchen und Kuschelhasen fest im Griff sind die beiden auf dem Weg in den Hühnerstall, um Eier zu sammeln. Ostern kann kommen. Ihr Vater Gorden Gosch ist Herr über 9000 Legehennen. Gemeinsam mit seiner Frau Meike leitet er das Familienunternehmen „Eierhof Isernhagen“ in Kirchhorst. Bis 2015 wuchsen auf den Feldern des Hofs leckere Erdbeeren. Gorden, der in Göttingen Landwirtschaft studierte, hat auf Neues gesetzt – mit Erfolg. In modernen Stallgebäuden, umgeben von insgesamt 7,5 Hektar Freilandflächen, werden nun Bio-Hühner und „normale“ Freiland-Hühner “ gehalten, die Eier für qualitätsbewusste Osterhasen, bzw. Verbraucher legen.
Artgerechte Tierhaltung
Hühner, die sich wohlfühlen, legen leckere Eier. Dass das stimmt, kann man schmecken. Was seine „Mädels“ alles brauchen, um gut und glücklich zu leben, berichtet Gorden Gosch gern und ausführlich. Er setzt in seinem Betrieb auf artgerechte Tierhaltung und optimale Fütterung, ganz ohne Gentechnik. Transparenz ist ihm wichtig, und Besucher sind auf dem Eierhof Isernhagen gern gesehen. Er weiß auch, dass große Geflügelställe mit hunderten von Tieren oft kritisch betrachtet werden. Daher begrüßt es der Fachmann, auf alle Fragen ausführliche Antworten zu geben und vor allem Irrtümer und Vorurteile aufzuklären. „Wir bieten dem Huhn alles, was es braucht, denn wir wollen ja eine Gegenleistung – viele gute Eier. Und das funktioniert nur, wenn es dem Huhn super geht.“
Vorurteile
Ein ganz großes Vorurteil ist: Freiland-Hühner leben nur im Freien und lieben es, bei schönstem Sonnenschein individuell im Gras zu entspannen. Leider falsch. So denken Menschen. Hühner entspannen im Freien unter offenem Himmel keineswegs, denn von oben könnte jederzeit der Habicht kommen. Helligkeit ist ihnen suspekt, sie lieben es dunkler. Dämmerung und schummriges Licht bedeutet Sicherheit. Daher haben es die Hühner bei Familie Gosch auf ihren Wiesen besonders gut, denn Gorden hat dort einen schattigen „Hühnerwald“ aus mehreren tausend Pappeln gepflanzt. Neben scharren und picken im Freien ist es das Höchste für eine Legehenne, genüsslich im Sand zu baden. „Das ist Gefiederpflege durch die Sanddusche“, erklärt Gorden Gosch. Auf den Freiflächen rund um den Stall sind überall die runden Kuhlen vom Sandbaden zu sehen. Danach ordentlich schütteln und dann fliegen Staub und Federchen. Daher muss ein Hühnerstall immer groß genug und gut belüftet sein. Für den Flächenbedarf pro Huhn gibt es Vorschriften, die bei Gosch großzügig erweitert wurden. Vorschriften, die auch für das Freiland gelten. Hier sind 4 qm pro Huhn vorgeschrieben. In Isernhagen gibt es 5 qm, also 20 Prozent mehr.
In Sicherheit zusammen
Der Stall ist wichtig, denn nachts gehen Freiland-Hühner sehr gern nach Hause. Draußen käme, so wissen sie instinktiv, der gefährliche Fuchs. Lieber in Sicherheit zusammenbleiben – und wieder ist ein Vorurteil ausgeräumt: Hühner sind keine Einzelgänger, sondern Herdentiere. Im Stall, der wie erwähnt nicht zu hell, sondern eher schummrig sein sollte, sitzen sie gern dicht nebeneinander auf der Stange und schauen neugierig auf die zweibeinigen Besucher hinunter. Körnerfutter und Wassernapf sind in Reichweite. Am Boden sind Heunetze aufgestellt, und überall stehen Näpfe mit Kalksteinen zum Picken und Schnabel wetzen. „Unsere Hühner erhalten je nach Alter das optimale Futter. Ältere Legehennen brauchen zum Beispiel mehr Calcium“, erklärt Gorden Gosch.
Ostern kann kommen
Und kommt zu einem anderen wichtigen Punkt, der den Osterhasen interessieren wird:
„Viele Verbraucher bevorzugen große Eier. Besonders zu Ostern sollen sie groß und weiß sein. Natürlich wird es das dann auch bei uns im Hofladen geben. Aber man sollte wissen, dass größere Eier eher von älteren Hühnern gelegt werden. Und die Hühnerrassen, die wir halten, weil sie einfach gut sind, legen nun mal braune Eier. Die Rassen mit den weißen Eiern sind nicht so gefragt.“
Beim Fototermin in Isernhagen gab es noch eine Besonderheit, die der Tiergesundheit geschuldet war. Im zeitigen Frühjahr durften die Hühner noch nicht auf ihre Wiesen, denn im Bereich des Kirchhorster Sees befinden sich die Einflugschneisen der Zugvögel. Die wiederum haben möglicherweise die Vogelgrippe im Gepäck, so dass der Gesetzgeber für einen begrenzten Zeitraum in diesem Gebiet die Stallpflicht angeordnet hat. Die gackernden Mädels bei Gosch mussten unter ihrem kurzzeitigen „Homeoffice“ jedoch nicht leiden, denn sie können vom Stall in ihren luftigen „Wintergarten“ wechseln. Er ist überdacht, so dass keine Virenpäckchen vom Himmel fallen können. Inzwischen ist alles wieder gut, alle sind gesund geblieben und Ostern kann kommen. Es sind genügend Eier da.