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Von 1900 bis heute: Hannovers Hall of Fame – Teil 2

23. August 2022

Sie haben in einer Thomas-Mann-Verfilmung mitgewirkt, mit Alfred Hitchcock
gedreht oder in „James Bond“ gespielt. Und auch über ihre Bekanntheit hinaus haben diese Schauspieler und Schauspielerinnen eine Gemeinsamkeit: Auf ihren Lebenswegen war die niedersächsische Landeshauptstadt eine wichtige Station.
Text: Jörg Worat  Foto: Imago/Vistapress

Fritzi Haberlandt

Mit ihrer speziellen Mischung aus Direktheit und Disziplin bereicherte Fritzi Haberlandt im Jahr 2000 das hannoversche Schauspiel-Ensemble, unter anderem in „Minna von Barnhelm“ und „Unsere kleine Stadt“. Schon während ihrer Schauspielausbildung hatte sie bereits mit dem weltberühmten Theatermagier Robert Wilson zusammengearbeitet – ein sicheres Zeichen, dass da noch Großes folgen sollte. Das bestätigte sich mit einer Reihe von Auszeichnungen wie dem Deutschen Filmpreis und dem Ernst-Lubitsch-Preis. Zu Meilensteinen zählt der Auftritt in „Babylon Berlin“. Zuletzt spielte Fritzi Haberlandt in der TV-Miniserie „ZERV – Zeit der Abrechnung“.

Liane Hielscher

Die im Jahr 2000 verstorbene Schauspielerin dürfte vielen Fans wohl vor allem durch ihre Fernsehauftritte bekannt sein: Sie spielte in Serien wie „Sonderdezernat K1“, „Derrick“, „Moselbrück“ und „MS Franziska“. Doch auch im Theater hinterließ die Darstellerin Spuren. Sie startete 1962 bis 1964 an den Städtischen Bühnen Münster und spielte unter anderem auf den Bühnen des Hamburger Thalia Theater, vom Bayerischen Staatsschauspiel München und dem Berliner Hebbel-Theater. Auch in der niedersächsischen Landeshauptstadt machte Liane Hielscher Station: In der Spielzeit 1964/65 wirkte sie an der Landesbühne Hannover bei „Peer Gynt“ mit.

Foto: Imago/United Archives

Die Neutze-Brüder

In dieser Familie lag das Schauspieltalent gleich drei Kindern in den Genen: bei den Neutzes. So spielte Günther Neutze am hiesigen Landestheater mit Größen wie Bernhard Minetti oder Heinz Bennent und machte später in Film und Fernsehen Karriere. Unvergessen ist etwa sein Auftritt in „Die Gentlemen bitten zur Kasse“. Sein Bruder Horst Michael Neutze wirkte in zahlreichen Krimis mit, unter anderem als Stuttgarter „Tatort“-Kommissar. Der dritte Bruder war Hanns Lothar, der später den Nachnamen Neutze strich. Mit nur 16 Jahren kam er an die hannoversche Theaterbühne, spielte in der Folge unter anderem mit Brecht-Muse Therese Giehse und im Billy-Wilder-Film „Eins, Zwei, Drei“. 1964 trat Hanns Lothar an der Seite seiner Brüder in Jürgen Rolands „Polizeirevier Davidswache“ auf. Der vielleicht begabteste der drei Neutze-Brüder starb früh, mit 37 Jahren, an Nierenversagen.

Dieter Borsche

In den Jahren 1951 und 1952 erhielt Dieter Borsche die „Bambi“-Auszeichnung als beliebtester deutscher Schauspieler. Seinen Durchbruch verdankte er dem Spielfilm „Nachtwache“. Danach war er Dauergast auf Leinwand und TV-Bildschirm und bildete zusammen mit Ruth Leuwerik das Traumpaar des deutschen Nachkriegsfilms. Borsche spielte Sympathieträger, etwa in der Romanverfilmung von Thomas Manns „Königliche Hoheit“ oder dem Drama „Dr. Holl“, ebenso wie Schurken in den Krimis von Edgar Wallace.
Wenig bekannt ist, dass Borsche 1909 in Hannover geboren wurde, noch weniger, dass er sein erstes Engagement an der hiesigen Oper hatte – ab 1929 als Tänzer im Ballettensemble unter der Leitung von Yvonne Georgi. In dieser Zeit nahm er erstmals Schauspielunterricht und wechselte nach mehreren Jahren in Hannover ans Theater Weimar.

Foto: Sammlung Goethel

Volker Brandt

Was war der Startschuss für die Karriere von Volker Brandt? Nach eigener Auskunft die Zeit an der Waldorfschule in Hannover. Dort war seine Familie in den Wirren der Nachkriegszeit gelandet. Und hier war es auch, wo Brandt seine ersten Vorsprechrollen einübte. Der Rest ist Geschichte: Auf die Schauspielausbildung an der renommierten Münchner Otto-Falckenberg-Schule folgte das Engagement in Hamburg bei Gustaf Gründgens. Später war Brandt unter anderem als „Tatort“-Kommissar, in der „Schwarzwaldklinik“ und beim „Traumschiff“ zu sehen. Zu hören ist Brandt ebenfalls: als deutsche Stimme von Anthony Hopkins, Christopher Walken und Michael Douglas.

Imago/Sven Simon

Günter Strack

Wo soll man anfangen, wenn es um Günter Strack geht? Zu den bekanntesten Referenzen zählen sicherlich „Ein Fall für zwei“, „Diese Drombuschs“ und „Mit Leib und Seele“. Der Höhepunkt war mit Sicherheit 1966 Stracks Auftritt in Alfred Hitchcocks „Der zerrissene Vorhang“.
Unmittelbar zuvor – von 1958 bis 1965 – war der im wahrsten Sinne des Wortes gewichtige Schauspieler bei Intendant Kurt Ehrhardt an Hannovers Theater engagiert. Er spielte unter anderem Schillers Wilhelm Tell, Cassio und Petruchio bei Shakespeare, Jason bei Euripides. Zudem macht Strack von sich hören, und das bis heute: Er synchronisierte Edward G. Robinson, Orson Welles und Spencer Tracy.

Foto: Kurt Julius

Christian Friedel

Friedel ist ein Multitalent: Schon während seines Engagements in Hannover, wo er von 2006 bis 2009 zum Ensemble gehörte, fielen neben seinen darstellerischen Qualitäten die musikalischen auf. Bilanz seitdem: Mitwirkung in „Das weiße Band“, ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen, darunter der „Goldenen Palme“ bei den Filmfestspielen in Cannes. Titelrolle in „Elser – Er hätte die Welt verändert“. Über 100 Aufführungen als Hamlet am Staatsschauspiel Dresden. Mitwirkung an der Kultserie „Babylon Berlin“. Nicht zuletzt tritt Friedel als Sänger der Popband „Woods of Birnam“ auf.

Foto: Imago/Vistapress

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