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„Unsere Zeit wird kommen“

06. August 2022

Mit ihrem Blog Hannoverlife gilt Theresa Hein als eine der erfolgreichsten Influencerinnen der Stadt, sie nennt sich selbst aber lieber Digital-Kreative. Die Kommunikations-Expertin hat an der digitalen Kampagne für Friedrich Merz mitgearbeitet.
Text: Karen Roske  Foto: Julio Del Bianco
Wenn Theresa Hein durch die Stadt geht, hat sie immer einen Blick für das Schöne: blühende Bäume in einem Vorgarten, die bunten Fachwerkfassaden zu Füßen der Marktkirche, das Neue Rathaus im Abendlicht … und immer wieder der Maschsee zu allen Tages- und Jahreszeiten. Sie fotografiert in Hannover fast täglich für ihren Blog und Instagram-Kanal Hannoverlife. 2015 hat sie das digitale Stadtmagazin gegründet, weil sie dem grauen Image ihrer Heimatstadt etwas entgegensetzen wollte. Inzwischen hat sie auf Instagram 45.500 Follower. „Das ist mein kreativer Raum, der mir immer noch extrem viel Freude bereitet“, betont sie. „Und dadurch sehe ich auch andere Städte mit ganz anderen Augen!“
In Berlin promoviert die 26-Jährige derzeit an der Freien Universität über das Thema Digitale Public Affairs. Ihren Bachelor in Medienmanagement hatte sie in Hannover an der Hochschule für Musik, Theater und Medien absolviert, danach den Master in Medien und Politischer Kommunikation in Berlin. Zwischendurch hat sie Praktika bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Washington D.C. und im Europäischen Parlament in Brüssel gemacht. Und daneben hat sie sich als Beraterin für Strategische Kommunikation und Social Media selbstständig gemacht.
Hannover ist nach wie vor Theresa Heins Lebensmittelpunkt, und das soll auch so bleiben, denn hier ist sie familiär verbunden. Das wachsende Angebot von Hannoverlife füllt sie inzwischen nicht mehr allein, sondern mit einem Team. Sie posten zum Beispiel City-Guides für alle Stadtteile, aktuelle Empfehlungen für Essen & Trinken, Kunst & Kultur, Ausflüge und Shops. Es gibt Interviews mit hannoverschen Persönlichkeiten und Firmenporträts. Die Zielgruppe der 18- bis 34-Jährigen sei mit ihr und dem Kanal ein wenig mitgealtert, bekennt sie: „Unsere Kernzielgruppe ist jetzt eher 25 bis 34.“

Foto: Filipp Romanovskij 2015 gründete Theresa Hein „Hannoverlife“: Die Plattform startete als digitales Projekt im Rahmen ihres Bachelor-Studiums in Medienmanagement an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Heute ist sie nach eigenen Angaben das reichweitenstärkste digitale Profil der Stadt. Es spricht gezielt junge Erwachsene an und dreht sich um Food, Locations und Lifestyle in Hannover.

„Die CDU ist meine Partei“

Mit 16 Jahren ist Theresa Hein in die Junge Union eingetreten, mit 18 in die CDU. Von 2017 bis 2018 war sie als jüngstes Mitglied im Bezirksrat Hannover-Mitte aktiv. „Die CDU ist meine Partei, einerseits weil sie in der Basis einen guten christlich-demokratischen Ansatz hat, andererseits weil sie als Volkspartei viele Strömungen in sich vereint.“ In der Lokalpolitik sei sie damals in kalte Wasser geworfen worden. Der Zeitaufwand war viel höher als erwartet, aber die Erfahrung unschätzbar: „Ich habe erlebt, wie viel in der Politik gestritten wird, wie langwierig die Prozesse sind und wie wenig ein Einzelner entscheiden kann.“ Für ihr Studium in Berlin hat sie das aktive Engagement im Bezirksrat aufgegeben, derzeit steht sie dort wieder auf einem Nachrückerplatz. Eine politische Karriere schließt sie für sich nicht aus. „Aber momentan fühle ich mich in der zweiten Reihe besser aufgehoben, in der strategischen Planung und Kommunikation.“
Ihr spannendstes Projekt auf diesem Gebiet war die digitale Kampagne für den Wahlkampf von Friedrich Merz. Ein Mitarbeiter aus seinem Team war auf die Digitalexpertin aus Hannover aufmerksam geworden. Daraufhin betreute sie Merz‘ Instagram-Account. „Dabei habe ich im Schnelldurchlauf unheimlich viel gelernt“, berichtet sie. In ihrem digitalen Wahlkampfteam habe sie Friedrich Merz als sehr kollegial erlebt: „Ganz anders, als er in der Öffentlichkeit immer dargestellt wird!“

Foto: Julio Del Bianco

„Wir jungen Frauen sind die Zukunft“

Dass die Demokratie immer von Kompromissen lebe, gefalle ihr daran am meisten. Und nein, sie könne sich nicht in allen Fragen mit dem konservativen Flügel der CDU identifizieren. „Zum Beispiel streitet Friedrich Merz vehement gegen Annalena Baerbocks Idee einer feministischen Außenpolitik. Da bin ich anderer Meinung“, sagt Theresa Hein. „Aber man könnte ja keiner Partei zu hundert Prozent zustimmen“, gibt sie zu bedenken, „es geht immer um die größtmögliche Übereinstimmung.“
Auf die Frage, ob altgediente Politiker denn auf eine junge Beraterin wie sie hören, muss sie lachen. „Jaaa, sie hören mir gut zu“, sagt sie – und lässt durchblicken, dass die Herren ihrem Rat dann aber nicht unbedingt folgen würden. „Unsere Zeit wird kommen!“, davon ist sie überzeugt. „Die Politiker wissen, dass wir jungen Frauen die Zukunft sind.“
Heins Sonderstatus könnte dabei von Vorteil sein, denn Exoten werden gesehen.

Foto: Filipp Romanovskij – Seit zwei Jahren bringt Theresa Hein mit ihrer Freundin und ehemaligen Kommilitonin Jette Schmitz den Podcast „Modern Politics“ heraus. Mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Medien besprechen sie, wie Social Media den politischen Diskurs verändern. 13 Folgen sind bereits abrufbar, darunter sind Gespräche mit Philipp Rösler, Klaus Meine oder den Politikberaterinnen Maija Salvén Haas und Geraldine Schroeder, die ein Netzwerk zur Frauenförderung gegründet haben. Die zweite Staffel ist geplant.

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