Mit nur einem Schlag war das Schützenfest eröffnet: Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay hat gestern Abend mit dem traditionellen Fassbier-Anstich das weltgrößte Schützenfest eröffnet. Er benötigte nur einen Schlag mit dem Holzhammer, um den Zapfhahn in das Fass zu schlagen. „Das Bier schmeckt. Das Schützenfest ist eröffnet. Viel Spaß“, wünschte er allen Gästen vor der Bühne. Bis zum ersten Juli-Sonntagabend geht es jetzt auf dem Schützenplatz rund.
Das Größte der Welt
Seit 495 Jahren wird in Hannover Schützenfest gefeiert. 1529 hatte Herzog Erich I. von Calenberg-Göttingen den Grundstein dafür gelegt: Damals stattete er die Stadt mit dem Privileg aus, jährlich ein Schützenfest auszurichten. Inzwischen ist dieses das größte der Welt, alljährlich mit – je nach Sommerwetter an den zehn Tagen – mehr als 900.000 oder eine Million Besuchern. Sie alle genießen ihr ausgiebiges Vergnügen zwischen traditionellem Schützenwesen und abwechslungsreichem Unterhaltungsprogramm, rasanten Fahrgeschäften und vielen Leckereien in fester und flüssiger Form. Dafür allein sorgen schon 12.000 Liter extra gebrauten Festbieres.
Schon am frühen Freitag-Abend spielten erste Live-Bands, und DJs sorgten für Partystimmung. Bis zum Zapfenstreich am zweiten Schützenfest-Sonntag – spätabends an der Marktkirche – wird dies nun täglich so in den Festzelten, auf der Partymeile und an den Ständen der rund 200 Schausteller sein. Auch 25 große Fahrgeschäfte, 45 Schießbuden und Spielgeschäfte warten auf die Gäste. Weil Fußball-Europameisterschaft ist, gibt es sogar Public Viewing auf TV-Monitoren am Rundteil. Deutschland-Spiele werden in zweien der Festzelte übertragen.
„Horrido“
Zu den Highlights des Schützenfestes gehört am ersten Festsonntag der große Schützenausmarsch: Mit mehr als 10.000 Teilnehmern, darunter 3700 hannoversche Schützen, Gastabordnungen und Einzelschützen aus Deutschland und anderen Ländern, gilt auch er als der größte der Welt. Dazu tragen 300 Vereine, Firmen und Musikkapellen aller Stilrichtungen aus ganz Deutschland bei, mehr als 30 Schützenvereine, rund 100 – auch internationale – Musikkapellen, mehr als 50 Festwagen, Kutschen und sonstige Fahrzeuge. Ebenso wie Karnevals- und Kulturvereine, Folklore- und Reitergruppen. 2023 säumten zudem rund 160000 Zuschauer schon vor dem traditionell um 10 Uhr am Neuen Rathaus mit drei Mal „Horrido“ erfolgenden Ausmarsch-Start die 3,5 Kilometer lange Umzugs-Strecke. Über zehn Kilometer lang ist jedoch der gesamte Zug. Und so haben alljährlich die ersten Schützen und Gruppen schon lange auf dem Schützenplatz mit dem Feiern begonnen, bevor überhaupt die letzten Schützenbrüder und -schwestern losmarschiert sind.
Spaß für Jung und Alt
Traditionelle Schützenehrungen und Feiern sind den einen wichtig. Andere begeistern sich an den freitags, um 22.45 Uhr, abgebrannten Feuerwerken. Und Dritte wiederum nutzen den Mittwoch als klassischen Familientag mit Preisrabatt, um auch mal mit den Kindern über das Fest zu bummeln. Auf gleich zwölf Kinderattraktionen und im Kasperletheater können sich die Kleinen hier amüsieren, am Mittwoch sogar verbunden mit einer Maskottchenparade. Am letzten Schützenfest-Samstag sind es dann für kleine und große Science-Fiction-Fans ab 15 Uhr sogar kostümierte Star Wars-Figuren, mitsamt musikalisch unterlegter Parade.
Einst wurde beim Schützenfest im sportlichen Wettstreit auf Holzpapageien geschossen. Im 21. Jahrhundert geht es nun fröhlich rund, mit Laserschwertern, Lüttje Lage und munteren Fahr- und Spielaktionen. Eine gelebte Volksfesttradition für Jung und Alt – und nicht nur für Hannovers Schützen.
Text: Torsten Lippelt
Fotos Rainer Dröse