Sie sind echte Hannover-Experten: Tamara und Nikolas Podesky – Mutter und Sohn – sind Gästeführer mit Herz und Seele. Anlässlich des Weltgästeführertags am 21. Februar, verraten die beiden der Nobilis, was sie besonders an ihrem Beruf schätzen und warum auch Einheimische herzlich eingeladen sind, an Stadtführungen teilzunehmen.
Mit der Krimitour durch die Stadt
Es ist Samstagnachmittag, die Sonne kommt hinter den Wolken hervor und vor der Tourist Information sammelt sich eine Gruppe von Leuten an. Alle sind dunkel gekleidet, nur eine sticht hervor, das ist Tamara Podesky. Mit ihrer grünen Jacke und den roten Haaren sorgt die Gästeführerin dafür, dass sie auf der Stadttour niemand aus den Augen verliert. Sie ist bereits seit mehr als zehn Jahren als Gästeführerin tätig und an diesem Tag zusammen mit einer Gruppe von 20 Gästen den Verbrechen Hannovers auf der Spur. „Die Idee für die Krimitour entstand während der Corona-Pandemie und findet seither großen Anklang“, sagt Podesky. Sie führt die Teilnehmer, begleitet von spannenden Hintergründen aus Hannovers Kriminalhistorie, zu den Originalschauplätzen, wie dem Leineufer, an dem der Räuber und Mörder Hanebuth im 17. Jahrhundert sein Unwesen trieb.
Im Austausch mit den Gästen
Der Austausch mit den Menschen macht Tamara Podesky an ihrem Beruf besonders Spaß. Das wird gleich zu Beginn deutlich als sie, anstatt sofort aufzubrechen, ein lockeres Gespräch mit den Teilnehmern anfängt. So lerne sie die Menschen kennen und taste deren Wissensstand über die Stadt ab. Während der Tour passt sie die Informationen, die sie gibt, daran an. „Gästeführer müssen flexibel bleiben und je nach Situation entscheiden welche Fakten für ihr immer anderes Publikum interessant sind“, sagt Podesky. Sie und ihr Sohn Nikolas sind beide extrovertierte Menschen und lieben den Austausch mit ihren Gästen.
Gästeführer mit 24 Jahren
„In diesem Beruf wird einem nicht langweilig. Durch die vielen Gespräche mit neuen Leuten erweitern wir permanent unseren Horizont“, sagt Nikolas Podesky. Er ist mit seinen 24 Jahren der jüngste Gästeführer und seit sechs Jahren neben dem Studium regelmäßig mit verschiedenen Gruppen in Hannover unterwegs. Durch seine Mutter sei er mehr oder weniger „gezwungen“ worden, sich mit dem Beruf auseinanderzusetzen, sagt er mit einem Schmunzeln. Als Tamara Podesky sich für den Job entschied, musste sie zunächst die dreimonatige Ausbildung absolvieren. Ihr Sohn, der damals noch in der Schule war, unterstützte sie beim Lernen der vielen Informationen und fragte sie regelmäßig ab. Bei dem ganzen automatisch angesammelten Wissen dachte sich Nikolas Podesky, dass er dieses genauso gut ebenfalls nutzen könne. Und so machte er während seiner Abiturzeit die Ausbildung zum Gästeführer. Heute sind die beiden gebürtigen Hannoveraner ein eingespieltes Team und feste Bestandteile der Stadt. Bei der Krimitour kommt es mehrfach vor, dass Tamara Podesky von Fußgängern erkannt wird, die ihr aus der Ferne zuwinken.
Hannover noch einmal neu kennenlernen
Doch was empfehlen die beiden Hannover-Experten den Bewohnern der Stadt? „Die kulinarische Fahrradtour kann ich jedem Hannoveraner ans Herz legen“, sagt Tamara Podesky. Durch den größeren Radius mit dem Fahrrad sei es möglich zu Orten zu gelangen, die Hannoveraner nicht täglich kreuzen. Es sei nicht einfach, alle wunderbaren Orte der Stadt gesammelt zu zeigen, aber eine Tour biete eine Orientierung, von der ausgehend sich die Teilnehmer danach noch mehr interessante Ecken erschließen können. „Es gibt immer mal wieder Daten und Fakten, von denen auch Einheimische bei unseren Führungen überrascht sind“, erklärt Nikolas Podesky. Nicht selten komme es vor, dass Hannoveraner nach einer Tour behaupten, eine ganz neue Stadt kennengelernt zu haben. Das mache die beiden besonders stolz.
Auch mal auf die Sahne hauen
„Ich liebe meine Stadt und mir liegt es am Herzen, sie von ihrer besten Seite zu zeigen“ sagt die Gästeführerin. Zwar könne man gerade Ortsfremden auf einer zweistündigen Führung nur einen Einblick geben, aber gerade diesen Einblick gestalten die beiden mit besonders viel Herzblut. Den Gästeführern ist es wichtig, zu transportieren, was Hannover besonders macht. „Wir Hannoveraner sind oft bescheiden, dabei können wir auch mal auf die Sahne hauen, mit unserer großartigen Stadt“, sagt Tamara Podesky mit einem Lachen.
Aktuell sind rund 60 Gästeführer für die Hannover Marketing und Tourismus GmbH tätig und 23 befinden sich in der Ausbildung. Besonders freuen sich die Gästeführer über jungen Zuwachs wie Nikolas Podesky, der sich ebenfalls als Ausbilder engagiert. Tamara Podesky findet es wichtig, dass der Weltgästeführertag vor 25 Jahren vom Bundesverband der Gästeführer Deutschland e.V. eingeführt wurde und stößt gerne mit ihren Kollegen und ihrem Sohn darauf an.
Text & Fotos: Merle Haarstick