Bundeskanzler Olaf Scholz zeigt sich bei der Eröffnung der Hannover Messe optimistisch und fordert mehr internationalen Handel und Kooperation. Trotz der aktuellen Handelskonflikte betont er, dass die EU geschlossen auftreten muss und Protektionismus Wachstum zerstört. Dabei hebt er besonders die Partnerschaft mit Kanada hervor, das in diesem Jahr Partnerland der Messe ist. Rund 4000 Aussteller präsentieren ihre neuesten Technologien, wobei künstliche Intelligenz ein zentrales Thema ist. Messechef Jochen Köckler blickt ebenfalls positiv auf die Messewoche und betont die globale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte. Doch hohe Energiekosten und Bürokratie bereiten den Unternehmen Sorgen. Kann die Hannover Messe Lösungen bieten?
Auch wenn er beim Eröffnungsrundgang über die Hannover Messe etwas müde wirkt. Bundeskanzler Olaf Scholz ist zuversichtlich. „Ich blicke mit Zuversicht in die Zukunft“, erklärt er. Die Hannover Messe zeige wieder einmal die modernste Technik, die in wachsendem Maße von Künstlicher Intelligenz (KI) profitiere.
Geschlossenheit der EU
Schon am Eröffnungsabend im Kuppelsaal des Hannoverschen Congress Centrums (HCC) übernahm Scholz die Rolle des Mutmachers – trotz heraufziehender Handelskriege. Die EU-Mitgliedsstaaten müssten geschlossen zusammenstehen. „Wir sind den Entwicklungen nicht wehrlos ausgesetzt“, betonte er in Hinblick auf die derzeitige Zoll-Strategie der USA: „Der Irrweg des Protektionismus zerstört Wachstum.“
Mehr fairer Handel
Die Antwort auf „my country first“ müsste mehr fairer Handel, mehr Wettbewerbsfähigkeit und mehr technische Souveränität sein, betonte der Bundeskanzler. Er appellierte daran, dass sich die Menschen und Unternehmen in Europa auf die eigene Marktmacht zu besinnen. Es gebe in Europa 450 Millionen Menschen und 27 Mitgliedsstaaten, die mit mehr als 70 Ländern und Regionen weltweit über Handelsabkommen verbunden seien.
Partnerland Kanada
Aber auch jenseits des Atlantiks gibt es sehr wichtige Partner. Einer davon sei Kanada. Gerade in diesen Zeiten stehe Deutschland fest an der Seite Kanadas, betone Scholz. „Wir teilen die gleichen Werte“, sagte er und fügte hinzu: „Kanada ist ein unabhängiges und souveränes Land.“ Kanada ist in diesem Jahr Partnerland der Hannover Messe.
Europäer außerhalb Europas
Auf die enge Verbindung zwischen Kanada und Deutschland wies der EU-Sondergesandte Stéphane Dion hin, der Kanada bei der Eröffnung und beim Rundgang mit Scholz über die Messe vertrat. „Kanada ist ein Freund – und wahrscheinlich der größte Europäer außerhalb der EU“, scherzte er. Zudem habe Kanada weitaus mehr Vorteile als nur gemeinsame ethische und moralische Maximen. Kanada besitze auch Rohstoffe, die wichtig für die Produktion seien.
Scholz bringt den Puck ins Spiel
Und so startete der Rundgang über die Messe auch beim Stand des Partnerlandes Kanada, wo der Bundeskanzler wie bei einem Eishockeyspiel einen Puck fallen ließ und damit den Stand eröffnete. In Halle fünf besuchte er das Unternehmen Flender, machte einen Abstecher zu Schaeffler, schaute sich bei IBG Automation einen automatisierten Reifenwechsel an und spielte in Halle sieben bei den Kanadiern gegen einen Robo Goalie – einen Roboter-Eishockeytorhüter. Ein Tor konnte Scholz leider nicht schießen. Dafür war der Torhüter zu schnell.
Gegen Protektionismus
Bei seinem Abschlussstatement betonte Scholz nochmals, dass Protektionismus kein Garant für wirtschaftlichen Erfolg sei. Im Gegenteil. Nur durch vertrauensvolle, internationale Kooperation und den Austausch von Wissen könne man Wohlstand und Wachstum erhalten. In Hinblick auf die Kriege in der Welt sagte er: „Wir müssen zurück zu einer friedlichen Welt, in der die stärkeren Nachbarn keine Gefahr für die Schwächeren darstellen.“
4000 Aussteller
Während der Hannover Messe zeigen rund 4000 Aussteller, unter denen 330 Start-Ups sind, ihre neusten Entwicklungen. Die Unternehmen klagen vor allem über hohe Energiekosten und einen steigenden Bürokratieaufwand. Künstliche Intelligenz (KI) ist in dieser Messewoche Top-Thema. Messechef Jochen Köckler blickt positiv auf die Messe: „Uns erwartet eine Woche der Zuversicht.“
Deutsche Produkte sind gefragt
Weltweit gewännen deutsche Produkte an Beliebtheit, erklärt der Messecehf. „Unsere Produkte sind global wettbewerbsfähig“, sagt Köckler. „Doch die Produktion in Deutschland und Europa steht unter Druck.“ Hohe Energiekosten, Fachkräftemangel und zunehmende Regulierung stellen die Industrie vor große Herausforderungen. Lösungen wie Automatisierung, künstliche Intelligenz und internationale Kooperationen rücken damit in den Fokus. Bis zum 4. April ist die Hannover Messe noch geöffnet.
Text und Fotos: Heike Schmidt