Der Großteil der Einwohner*innen Hannovers weiß die eigene Stadt zu schätzen. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage der Stadtverwaltung aus dem Winter 2022/2023 hervor, deren Ergebnisse jetzt veröffentlicht wurden. Demnach leben rund 85 Prozent der Befragten sehr gerne oder gerne in Hannover. Auch die Lebens- und Wohnbedingungen im eigenen Stadtteil findet die deutliche Mehrheit der Befragten gut, ebenso die eigene Wohnung. Dagegen wird der Wohnungsmarkt von der Mehrheit kritisch bewertet. Nur 19 Prozent der Befragten sind damit „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“. Nahezu die Hälfte der Befragten (47 Prozent) gaben an, mit dem Wohnungsmarkt „unzufrieden“ oder „sehr unzufrieden“ zu sein. Rund 15 Prozent aller Antworten entfielen auf die hohen Mieten, die aus Sicht der Befragten mit Abstand größte Herausforderung Hannovers.
Auto wird immer umweltbewusster eingesetzt
Insgesamt sind die Hannoveraner*innen der Umfrage zufolge umweltbewusster geworden, wie aus den Antworten zum Mobilitätsverhalten hervorgeht. 70 Prozent der Befragten gaben an, die Nutzung des eigenen Autos einschränken zu wollen. Um für einen Bummel in die Innenstadt zu gelangen, nutzt jeder zweite Befragte den öffentlichen Nahverkehr (49 Prozent), mit dem auch 84 Prozent der Befragten „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ sind.
Das Fahrrad dominiert in der Freizeit (43 Prozent) und auch für den Weg zur Arbeit (32 Prozent). Das eigene Auto wird von 36 Prozent noch für Einkäufe genutzt wird, nimmt aber an Bedeutung weiterhin ab. So haben 18 Prozent der Befragten ihren privaten Pkw abgeschafft, weitere acht Prozent planen dies. 17 Prozent der Haushalte planen die Anschaffung eines E-Autos, fünf Prozent haben dies bereits getan.
„Prioritäten der Bürger*innen erfassen“
„Eine solche Umfrage ermöglicht es, die vielfältigen Bedürfnisse, Meinungen und Prioritäten der Bürgerinnen und Bürger angemessen zu erfassen. Die Stadtverwaltung erhält umfassenden Einblick in die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Dynamiken, die unsere Stadt prägen“, stellt Oberbürgermeister Belit Onay den Wert der Untersuchung heraus. „Das ist wichtig für die gezielte Planung von Infrastrukturprojekten, Dienstleistungen und politischen Maßnahmen.“ In Hannover lasse es sich immer noch sehr gut leben, auch wenn es im vergangenen Jahr viele Krisen gab, resümiert Onay. Auch wenn sich seit dem Erhebungszeitraum im vergangenen Winter diese mit der Inflation, dem Zuzug vieler Geflüchteter oder dem Terror der Hamas noch verschärft hätten. „Wir kennen jetzt unsere Hausaufgaben und werden daran arbeiten, Hannover noch lebenswerter zu gestalten“, sagt Onay.
Weitere Ergebnisse der Umfrage
Innenstadt
Insgesamt sind die Hannoveraner*innen nicht mehr ganz so zufrieden mit ihrer Innenstadt wie noch 2019. Damals beurteilten 57 Prozent der Befragten die Innenstadt als „sehr gut“ oder „gut“, drei Jahre später liegt der Wert bei 36 Prozent. Am häufigsten wird mit 14 Prozent der Antworten die Struktur des Einzelhandels kritisiert. Dies bezieht sich oft auf eine mangelnde Vielfalt oder Auswahl an Geschäften, verbunden mit zu vielen Filialen von Ketten. Am zweithäufigsten werden mit 13 Prozent als störend empfundene Personengruppen aufgeführt. Das umfasst beispielsweise Bettelei und auch Unsauberkeit wird mit elf Prozent der Antworten häufig als Nachteil in der Innenstadt genannt. Auf Rang vier folgt mit acht Prozent Kriminalität und Unsicherheit, inklusive Drogenhandel und -konsum.
Auf der anderen Seite gehen Bürgerinnen und Bürger gerne in die Innenstadt und „bummeln“. Der mit Abstand meistgenannte Vorteil der Innenstadt thematisiert die guten Einkaufsmöglichkeiten: Auf diesen Aspekt entfällt ein Fünftel (20 Prozent) aller Antworten. Die gute Erreichbarkeit folgt mit Abstand auf Rang zwei mit 13 Prozent der Antworten. Davon entfällt die Hälfte (sieben Prozent) konkret auf den ÖPNV. Auf Rang drei folgen gleichauf mit je acht Prozent gute gastronomische Angebote und die Überschaubarkeit der Innenstadt – die kurzen Wege. Es folgen die Altstadt mit sieben Prozent und die Fußgängerzone mit fünf Prozent.
Das aktuelle Meinungsbild ist wichtig für die weitere Entwicklung der Innenstadt, sagt Stadtbaurat Thomas Vielhaber: „Die differenzierten Ergebnisse der Befragung zur Innenstadt belegen die Aktualität des vom Rat in 2022 beschlossenen Innenstadtkonzeptes, das eine integrierte Betrachtung und gesamtheitliche Entwicklung der unterschiedlichen Funktionen und Aufgaben der Innenstadt zum Ziel hat.“
Sicherheit
Das Sicherheitsgefühl der Befragten in ihrem Wohngebiet tagsüber ist weiterhin hoch: 95 Prozent der Befragten fühlen sich „sehr sicher“ (49 Prozent) oder „eher sicher“ (46 Prozent). Das Gefühl hat sich gegenüber 2019 deutlich verbessert: Neun Prozentpunkte mehr der Befragten fühlen sich jetzt „sehr sicher“.
Das Sicherheitsgefühl wird abends in der eigenen Wohngegend deutlich schlechter beurteilt als tagsüber. Abends fühlen sich nur 17 Prozent „sehr sicher“. Umgekehrt schätzt fast jede*r Vierte (23 Prozent) die Sicherheit abends als „eher unsicher“ ein, tagsüber sind es nur vier Prozent. Als „sehr unsicher“ empfinden abends fünf Prozent der Befragten die Situation, tagsüber nur eins Prozent.
In der Innenstadt fühlen sich zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) am Tag „sehr sicher“ oder „sicher“, den deutlich schlechtesten Rang nimmt die Art des Publikums in der Innenstadt ein (zum Beispiel Bettler oder Obdachlose). Nur 16 Prozent sind hiermit „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“. Auch mit der Sicherheit am Abend ist nur jede fünfte Person (20 Prozent) „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“.
Klimaschutz und Energiewende
Die Anschaffung energieeffizienter Haushaltsgeräte ist bereits in fast jedem zweiten Haushalt(48 Prozent) passiert und wird in 29 Prozent der Haushalte geplant. In nur gut einem Fünftel (22 Prozent) aller Haushalte ist dies nicht geplant.
39 Prozent der Befragten haben bereits eine energetische Sanierung – zum Beispiel eine Dach- oder Fassadendämmung – an ihrer Immobilie durchgeführt, weitere 18 Prozent planen dies. 43 Prozent planen dies nicht. Die Umstellung von fossiler Heizenergie, also Öl und Gas, auf eine klimafreundlichere Alternative wie etwa Fernwärme, Solarthermie oder Wärmepumpe haben bereits 17 Prozent der Befragten durchgeführt, weitere 28 Prozent planen dies – zusammen sind dies 45 Prozent aller Immobilien-Eigentümer*innen.
Offene Anmerkung
39 Prozent der Befragten nutzen die Möglichkeit offener Anmerkungen am Ende des Fragebogens, um Hinweise und Ideen an die Stadtverwaltung zu formulieren. Dabei kamen rund 3000 Bemerkungen zusammen.
Hier zeigt sich ganz klar, dass ein Thema die Stadtbevölkerung bewegt, denn das mit Abstand am häufigsten angesprochene Thema ist Verkehr: 27 Prozent aller Nennungen entfallen hierauf (absolut 831 Anmerkungen). Die meisten Anmerkungen beziehen sich dabei auf den Autoverkehr (285), gefolgt von Radverkehr (176) und ÖPNV (151).
2500 Interviews
Grundlage der Repräsentativumfrage 2022 der Stadt Hannover sind Interviews mit knapp 2500 Menschen, die eine repräsentative Stichprobe der Stadtbevölkerung ab einem Alter von 16 Jahren bilden. Die Stadt hat die Interview-Partner*innen zufällig aus dem Melderegister ausgewählt. Erhoben wurden die Daten von Dezember 2022 bis Februar 2023.
Die Stadt führt Repräsentativerhebungen etwa alle drei bis vier Jahre durch. Die letzten Erhebungen stammen aus den Jahren 2011, 2015 und 2019. Die Erhebung 2022 wurde wie in den Vorjahren schriftlich postalisch durchgeführt. Erstmals hatten die Befragten die Möglichkeit, den Fragebogen alternativ online auszufüllen, was 21 Prozent auch nutzen. Die Erhebungen beinhalten einen festen Kern regelmäßig gestellter Fragen. So lassen sich Zeitreihen fortschreiben und mittel- und langfristige Tendenzen aufzeigen. Diese Fragen betreffen insbesondere Einschätzungen zu den Lebensbedingungen in Hannover und im eigenen Stadtteil, zur Innenstadt, zum Einkaufsverhalten und zur Verkehrsmittelwahl. Die komplette Repräsentativerhebung 2022 kann online unter www.hannover.de/repraesentativerhebung-2022-LHH eingesehen werden.
Text: Stadt Hannover