Er ist einer der prominentesten, aber wohl auch zurückhaltendsten Menschen auf der Rennbahn: Gregor Baum. Er möchte gar nicht im Vordergrund stehen. Für die Nobilis hat er eine Ausnahme gemacht.
Bei Renntagen auf der Neuen Bult ist er eigentlich immer am Absattelring an der Garden Lounge zu sehen: Gregor Baum. Er gehört zu den Prominentesten auf der Rennbahn, obwohl sich der Präsident des Hannoverschen Rennvereins selbst wahrscheinlich gar nicht so sehen würde. Ihm sind die Pferde wichtig. Der Rennsport. Darum geht es im Interview, aber auch um seine persönliche Liebe zu den vierbeinigen Hochleistungssportlern.
Die Rennsaison auf der Neuen Bult ist gestartet.
Worauf freuen Sie sich in diesem Jahr am meisten?
Ich freue mich auf schön gelaufene Rennen, Pferdesport auf hohem Niveau mit internationalen Gästen, viel Publikumszuspruch und dass wir zeigen können, wie schön und vielfältig unser Sport sein kann. Ich freue mich auch auf unsere Motto-Renntage, vom bunten Familienrenntag bis zum After Work-Renntag mit Party, vom Audi AscotRenntag mit Prominenten auf dem roten Teppich über den Renntag der Landwirtschaft bis hin zum OktoberfestRenntag. Nur dass ich als überzeugter Norddeutscher dann Lederhosen anziehen muss, ist ein echtes Opfer für den Rennverein
Warum sollte man auch als Nicht-Pferdemensch zum
Pferderennen kommen?
Auch als Laie haben Sie die Chance, einen wunderbaren Tag mit der ganzen Familie hautnah mit den Pferden zu
erleben. Man kann sich auf sein Bauchgefühl verlassen, welches Pferd man durch eine Wette unterstützen möchte, und dann ist man für ein paar Minuten wie „der Besitzer“ des Pferdes, der mitfiebern und sein Pferd verfolgen kann. Wir bieten unseren Sponsoren fünf unterschiedliche Hospitality-Bereiche an, auch unsere Besucher haben die Möglichkeit, ihr passendes Ambiente selbst zu wählen: Ob Tribünenplätze oder Picknick auf der Wiese, ob Champagnerstand oder Biergarten, für jeden ist etwas dabei. Ein Tag auf der Rennbahn ist sehr kurzweilig, neben den spannenden Pferderennen gibt es immer viele Nebenattraktionen, wie zum Beispiel ein großes Kinderland oder auch Autogrammstunden von Prominenten.
Warum engagieren Sie sich für den Rennsport auf
der Neuen Bult?
Ich bin als Jugendlicher mit dem Rennsportvirus durch Freunde meines Vaters infiziert worden und liebe die Pferde so sehr, dass ich mit meiner Frau zusammen in sehr jungen Jahren ein Gestüt gegründet habe, wo wir selber Vollblüter züchten. Als der Hannoversche Rennverein vor 20 Jahren in die Insolvenz gerutscht ist, bat man mich, den Verein zu übernehmen und zu sanieren. Außerdem trage ich als Präsident der deutschen Besitzer und Züchter Verantwortung für den Gesamtrennsport, für den auch der Betrieb der Rennbahn in Hannover von großer Bedeutung ist. Im Übrigen ist der Verein mittlerweile 157 Jahre alt, diese Tradition musste einfach fortgeführt werden. In den letzten 100 Jahren gab es nur fünf Präsidenten vor mir, auch das beschreibt die besondere Verantwortung dieses Ehrenamtes.
Was fasziniert Sie persönlich am Rennsport?
Es ist die Freude der Pferde am Galopp, es ist die Bewegung, die sie als Erstes machen, wenn sie als junge Fohlen mit ihren Müttern auf die Weide gehen. Sie galoppieren los und sie machen es aus sich heraus und nicht, weil wir ihnen das anerziehen. Die jungen Pferde beim freien Galoppieren auf der Koppel zu beobachten, ihr Verhalten innerhalb der Herde und wie aus diesen Anfängen ein Athlet wird, das ist immer wieder toll zu sehen.
Wie hat Ihre Pferdeliebe begonnen? War es sofort
der Renn- oder erst der Reitsport?
Ich hatte schon als Kind immer eine besondere Vorliebe für das Landleben und habe auch heimlich Reitunterricht genommen. Allerdings war ich schon als Kind mit meinem Vater auf der Rennbahn, diese besonderen Pferde haben mich schon früh fasziniert.
Sie haben mir erzählt, dass Ihr Vater Ihnen zum
Abitur eine Mutterstute und kein Auto geschenkt
hat. Wie kam es dazu?
Es war schon damals mein Herzenswunsch, zu züchten und ein Fohlen aufzuziehen. Da musste ich mich halt entscheiden – Auto oder Stute.
Inzwischen stehen in Ihrem Gestüt mehr als 100 Pferde.
Haben Sie eigentlich ein Lieblingspferd?
Ich habe einige Lieblingspferde, hauptsächlich sind das Mutterstuten, die vorher erfolgreich im Sport gelaufen sind. Unsere vierbeinigen Stars haben schon einen eigenen Charakter, wie beispielsweise unsere Novemba, die eine der erfolgreichsten Meilerinnen in Deutschland und Europa war. Sie hatte als Rennpferd ihren eigenen Kopf und der Reiter war eigentlich nur Beifahrer. Sie machte, was sie wollte. Im Gestüt ist sie nun ganz anders, sie ist eine liebevolle Mutter mit einem ersten Fohlen, das nicht nur so aussieht wie sie selbst, sondern auch charakterlich genauso frech und galoppierfreudig ist, wie Novemba als junges Pferd war. Der Rennpferdecharakter von Novemba ist bei der Geburt anscheinend auf ihr Fohlen übergegangen. Es ist immer spannend zu sehen, wie Genetik sich über die Pferdegenerationen entwickelt.
TEXT: Dr. Heike Schmidt
FOTOS: Tobi Wölki