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Hannovers berühmtester Serienmörder

16. Mai 2024

Dieser Gefängnisinsasse hat es zu schauerlicher Berühmtheit gebracht: Der Serienmörder Fritz Haarmann (1879–1925) trieb im Hannover der Weimarer Zeit sein Unwesen und beging mindestens 27 Morde an jungen Männern, deren zerstückelte Leichen er in der Leine entsorgte.

Der Werwolf von Hannover

Aufgrund seiner blutigen Taten ging Fritz Haarmann als einer der schlimmsten deutschen Serienmörder in die Geschichte ein. Die Mordserie ereignete sich in Hannovers Altstadt in den wirtschaftlich und politisch unruhigen Jahren nach dem Ersten Weltkrieg. Haarmann spürte seine späteren Opfer, allesamt junge Männer, in der Wartehalle des hannoverschen Hauptbahnhofs auf, wo sich zu jener Zeit zahlreiche elternlose Kinder und jugendliche Ausreißer aufhielten. Leichte Beute für den Serientäter, der sich als Polizeispitzel mit eigens angefertigtem Detektei-Ausweis das Vertrauen der Opfer erschlich. Er lockte die jungen Männer gekonnt in seine Dachzimmer-Wohnung in der Straße „Rote Reihe“, wo er ihnen beim Geschlechtsakt die Kehle durchbiss.

Gruseliger Knochenfund in der Leine

Anschließend zerstückelte er die Leichen, um diese besser entsorgen zu können. Die nächtlichen Klopf- und Sägegeräusche blieben der Nachbarschaft nicht verborgen. Die Ermittlungen begannen jedoch erst, nachdem Kinder im Frühsommer 1924 zufällig menschliche Schädel in der Leine gefunden hatten. Bei der späteren Durchsuchung sollte die Polizei einen blutdurchtränkten Fußboden und weitere Spuren der bestialischen Morde vorfinden. Besonders pikant: Über Jahre lebte Haarmann von seinem Handel mit Altkleidern und Fleischkonserven, was nach Bekanntwerden seiner Taten für reichlich Gerüchte über die Herkunft seiner Fleischwaren sorgte.

Zermürbende Verhör-Methoden

Im Polizeimuseum Niedersachsen ist das mutmaßliche Tatwerkzeug, ein Hackebeil, und ein Nachbau der Gefängniszelle zu sehen, in der dem Täter das Geständnis abgerungen wurde. Nicht nur die Taten des Mörders, auch die damalige Verhör-Methode lassen uns noch heute Schauer über den Rücken laufen: In den Ecken von Haarmanns Zelle wurden vier Schädel platziert, deren Augenhöhlen mit rotem Papier beklebt und mit Kerzenlicht von hinten beleuchtet wurden. Außerdem wurde ein Sack mit Gebeinen der Opfer in die Zelle gestellt. Wenn Haarmann seine Taten nicht gestehen würde, so die Aussage der damaligen Polizeibeamten, würden die Seelen der Verstorbenen ihn holen kommen. Derart eingeschüchtert, gestand Fritz Haarmann zumindest einige der Morde, die ihm zugerechnet wurden, woraufhin er im Dezember 1924 zum Tode verurteilt wurde.

Bundesarchiv, Hannover, Prozeß gegen Friedrich Haarmann

„Warte, warte nur ein Weilchen, bald kommt Haarmann auch zu Dir…“

Der Gerichtsprozess sorgte für großes Aufsehen. Haarmann selbst starb im Frühjahr 1925 durch das Fallbeil. Doch die Erzählung vom „Werwolf“ oder „Vampir von Hannover“ bot auch weiterhin reichlich Stoff für Volkslieder, Romane, Verfilmungen und Theaterstücke. Auf den Bühnen der Stadt verübt Hannovers bekanntester Serienmörder bis heute seine Untaten. Außerdem lugt Fritz Haarmann als gruseligste Stadtfigur jährlich mit seinem Hackebeil aus den weihnachtlichen Wimmelbildern der hannoverschen Adventskalender hervor. Wer sich auf die historischen Spuren Haarmanns begeben möchte, kann eine Stadtführung buchen oder eine der regelmäßigen Vorführungen der Dokumentation „Puppenjungs – Der Fall Haarmann“ im Apollokino in Hannover-Linden besuchen.

Text: Dr. Vanessa Erstmann
Fotos: Apollokino/Dr.Vanessa Erstmann und Wikimedia Commons, dem freien Medienarchiv

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